Moviebase Sportkill
Ist die Königsdisziplin eines finanziellen Erfolgs geglückt, wird das auserkorene Werk leicht in den Stand eines Vorbildes erhoben. Auf Hostel trifft diese Gleichung sicher vortrefflich zu, sieht man sich an, wie immer mehr Ableger des Torture-Club Prinzips aus dem Boden schießen. SPORTKILL treibt das Spiel, in dem Menschen für die Ausübung von Greueltaten in der Regel bezahlen, noch ein Stück weiter, indem Craig McMahon das Leben eines Menschen als Wetteinsatz publiziert. Nach dem Grundsatz "Im Dunkeln lässt es sich gut munkeln", werden die Opfer vor die Probe gestellt. Können sie den eigenen Geist überlisten, um einem hilflosen Wesen das letzte Fünkchen Leben auszuhauchen und einen weiteren Tag unter Qualen zu durchleben? Die Wetteinsätze sind hoch, ausschließlich Geschäftsleuten mit dicken Portemonees vorbehalten und auch sonst mehr oder weniger moralbefreit.
In geheimen Katakomben unter dem Wüstensand betreibt eine verschworene Gesellschaft reicher Snobs ein privates Folterlager, in dem entführte Menschen kleinbürgerlicher Herkunft gezwungen werden, einander wechselseitig zum Amüsement der um die Wette bietenden Zuschauer auf möglichst brutale Weise zu Tode zu bringen. Das neueste Opfer ist die junge Bestattungsunternehmerin Rachel. Die aber bricht alle Regeln, tötet Zuschauer genauso wie Wächter und avanciert prompt zum Star des Unternehmens. Wird sie der Hölle entkommen oder zur Freude der Zuschauer elendig sterben?
Es steht außer Frage, dass McMahons Intention dabei nur darauf zielt, den Zuschauer an die gesetzten Grenzen zu treiben. Wenn Regisseure wie Eli Roth nach dem gleichen Schema Erfolge feiern, lässt diese Idee natürlich auch im Independent-Bereich die Hüllen fallen. Als unergiebiges Grundgerüst lässt die Geschichte um Lieblingsopfer Rachel keine Quantensprünge zu. Ein bisschen Menschenverachtung hier, ein wenig Blut und Folter da. Die Wirkung eines schockierenden Produktes kann SPORTKILL nicht zugesprochen werden, weil fehlender Tiefgang und auftretende Ungereimtheiten ein konstantes Level verhindern. Die gesellschaftskritische Komponente wird schnell unter den Teppich gekehrt, womit sich Sportkill todesschussartig der Aufmerksamkeit seines Publikums entzieht. Ist dieser Wendepunkt erreicht, unterscheidet sich SPORTKILL nicht im Geringsten von Film AB unter der Regie von XY.
Der beliebte Sprung ins kalte Wasser erlebt Protagonisten Rachel, als sie gefesselt in einer Zelle erwacht und als neue Teilnehmerin in der exklusiven Show Sportkill mitspielen darf, geleitet und moderiert vom feisten Ivan. Ihm zur Seite steht der trottelige Handlanger Orville, dessen klischeebehaftetes Auftreten bereits zu Beginn einen entscheidenden Rückschlag in der Ernsthaftigkeit dieser Filmproduktion markiert. Als Leichenbestatterin ist Rachel mit allen Wassern gewaschen, nimmt die Herausforderung dankend an und erlegt das erste Opfer. Dummerweise hat sie die Spielregeln nicht vollends verinnerlicht und landet mit sofortiger Wirkung in einem unterirdischen Begräbnisparcour. Folglich sieht der Betrachter rund zwanzig Minuten dabei zu, wie sich die Dame mit dem geistigen Stand eines Kleinkindes auf den Weg nach draußen macht, jede Falle voller Sehnsucht in Empfang nimmt und kein Fettnäpfchen auslässt. Sympathische Details wie der handwerklich überzeugende Holztunnel wissen zu gefallen, kaschieren die Knackpunkte im Aufbau aber mehr schlecht als recht. Welches Pferd die Produktionsleitung geritten hat, als die Entscheidung auf dieses Drehbuch fiel, bleibt fraglich.
Die reichen Bonzen, welche dieses Establishment schließlich erst möglich machen, verstecken sich hinter einer verspiegelten Scheibe. Ironischerweise wendet sich das Blatt schon bald, als einer der Ihren auf dem Stuhl im kleinen Kämmerlein landet und weinerlich der Wahrheit ins Auge blickt. Natürlich ist Regisseur wie Crew davon überzeugt, dass derartige Verrohung irgendwo auf der Welt existieren muss, Menschen gefoltert werden und die Befriedigung dieser Bedürfnisse womöglich mit Wetteinsätzen besiegelt werden, die Aussage ist jedoch eine andere. Nicht erst seit Hostel wissen wir, dass gut situierte Mitbürger alles bekommen, wenn nur das nötige Kleingeld vorhanden ist. Die eigentliche Botschaft geht im Drang danach verloren, blutige Tatsachen zu liefern. SPORTKILL dezimiert sich auf diese Weise ganz eigenständig auf flache Dialoge und über- wie unterforderte Darsteller mit Hang zur Selbstüberschätzung. Wieder einmal viel Wind um Nichts, wie auch die Schnittfassung belegt. Die deutsche DVD-Auswertung ist um gute vier Minuten an Filmmaterial erleichtert. Wenn ein Projekt dann auch um das beraubt wird, was zum Ansehen animieren soll, in dem Fall der Blutrausch, bleibt am Ende nichts mehr übrig als die seelenlosen Hülle eines Films. Dem jungen Filmverleih MIG auf diesem Wege viel Erfolg für die Zukunft, damit die Filmauswahl beim nächsten Mal ein wenig besser klappt!
Pikanterweise soll nicht unerwähnt bleibt, dass Orville, als ausführendes Element im Film zu sehen, ein eigens konzipiertes Spin-off spendiert bekommt. Die Inhaltsangabe liest sich wie folgt: Alles was Orville wollte, war eine Frau für sich ganz allein. Noch weitere Fragen? Danke!
>> verfasst von Torsten Schrader