Moviebase Fluch - The Grudge 2, Der
Alles begann vor geraumer Zeit im beschaulichen Japan. Ein TV-Zweiteiler mit dem Namen "Ju-On" sorgte für Angst und Schrecken. Nur drei Jahre gingen ins Land, bis mit "Ju-On: The Grudge" und "Ju-On: The Grudge 2" zwei Filme für den Kinomarkt folgten. Bedingt durch den Asia-Boom der letzten Jahre, machte sich Takashi Shimizu daran, die gesamte Welt mit seinen Filmen zu begeistern. Und wie üblich, stand Hollywood schon bald auf der Matte. Irgendwer kam auf die tolle Idee, ein englischsprachiges Remake in Angriff zu nehmen. „The Grudge“ mit Sarah Michelle Gellar flimmerte 2003 über die Kinoleinwände und wurde im Fahrwasser von "The Ring" natürlich ein riesiger Erfolg. Eingefleischte "Cineasten" wissen, was dies bedeutet. Ein Sequel muss her. Und es drängt sich das Gefühl auf: Fortsetzungen sind ein wahrer Fluch…
Drei Jahre sind vergangen seit Karen („Ich bin 5 Minuten zu sehen und verabschiede mich jämmerlich“ - Sarah Michelle Gellar) vom schrecklichen Fluch einer Familie aus Tokio heimgesucht wurde. Nun befindet sie sich im Krankenhaus und ihre gutmütige Schwester Aubrey („Wann darf ich mal schauspielern?“-Amber Tamblyn) reist in die Millionenstadt, um Karen einen Besuch abzustatten und sich nach den Ursachen ihrer Umstände zu erkundigen. Langsam aber sicher steigt sie, zusammen mit einem Journalisten, hinter das Geheimnis des Fluchs. Doch bevor sie dieses endgültig lüften kann, werden einige Menschen sein Unheil erst noch am eigenen Leibe erleben…
Zugegeben, ich fand „The Grudge“ mit Sarah Michelle Gellar in der Hauptrolle gar nicht schlecht. Allein das Geräusch des grässlich entstellten Mädchens ließ mir im Zusammenhang mit einigen Schocksequenzen einen soliden Schauer über den Rücken laufen. Natürlich endete das Remake völlig offen, so dass bei Erfolg ein Sequel mühelos nachgeschoben werden konnte. Das hätte auch gut funktionieren können, hat es aber leider nicht.
Ein zweiter Abschnitt des Fluchs fängt dort an, wo das eigentliche Remake aufhörte. Und auch an der Story hat sich eigentlich nichts, ja, wirklich nichts geändert. Tochter soll Ursache aufdecken, reist nach Tokio zu ihrer Schwester ins Krankenhaus, vorwitzige Schulgören müssen natürlich im abgeriegelten „Haus des Fluches“ umhertänzeln, Fluch beginnt erneut, immer mehr Menschen werden befallen, Geheimnis wird ansatzweise gelüftet, Ende. Ja, das war der Film. Was hatte ich mich nicht auf schön gruselige Schocksequenzen gefreut, ein Wiedersehen mit den haarigen Biestern aus dem Vorgänger. Es hätte doch so nett werden können. Aber Shimizu schafft etwas, das ich nicht erwartet hätte: Er erzeugt weder Grusel, noch stimmungsvolle Atmosphäre, noch Überraschungen und noch nicht einmal Schockmomente. Nichts. Niente. Nada. Im ersten Teil war es noch möglich, die Welt der grässlich entstellten und wässrig wirkenden Gestalten einzuführen und langsam aber spannend näher kommen zu lassen.
Diesen Pluspunkt gibt es im Nachfolger natürlich nicht mehr. Dann muss man schon durch andere positive Sachen aufmerksam machen, aber Fehlanzeige. Die blöden Schulgören locken bereits in den ersten Minuten den Fluch so vorhersehbar aus seinem Loch, dass es einfach langweilig anzuschauen ist. Viel zu sehr werden hier wieder einmal die gängigen Horror-Klischees bedient. Ich sage nur Spiegel, Geräusch links und rechts, Fratze kommt aber ganz woanders hervor, seltsame Ereignisse, düsteres Haus. Alles, womit Takashi Shimizu versucht, dem Zuschauer Angst einzujagen, misslingt. Selbst die vom Fluch Besessenen können mit ihrem Aussehen keine Schaurigkeit mehr erzeugen. Und auch beim Hollywood-Remake „The Ring“ wurde ordentlich abgekupfert. Das hat man überall schon (besser) gesehen, kaum ein erzeugter Schock- und Gruseleffekt erzielt seine Wirkung. Bis auf ganz ganz zartbesaitete Zuschauerinnen dürfte dieses Werk Niemanden aufrecht sitzen lassen. Schlafet sanft.
Das Ganze gipfelt darin, dass es sogar teilweise unfreiwillig (oder doch gewollt?) komisch wird. Blondchen kommt aus der Gemeinschaftsdusche, in der sich plötzlich natürlich niemand mehr aufhält, sieht wieder eine entsetzliche Fratze und – ich drücke es jetzt genauso aus, wie es im Film gezeigt wird – pisst sich an. Für einen mehr oder weniger ernst gemeinten Gruselstreifen ist das schon mehr als ärgerlich und vor allem: peinlich. Ja, das gesamte Kino gröhlte aus Spott über diese und diverse andere Szenen, die absolut nicht in diese Art von Film hineingehören. Welcher 8jährige Junge rennt nachts alleine im Wohnungsflur rum und steigt in die Wohnung des böse dreinschauenden Nachbarn ein? Welches Mädchen trinkt fast 3 Liter Milch auf Ex, um sie dann wieder auszuspucken? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall gibt es sie – in „The Grudge 2“.
Für das Schauspiel kann ich auch leider keine hohen Punktzahlen vergeben. Sarah Michelle Gellar kann nicht bewertet werden, da sie den Film schon nach sehr kurzer Zeit auf unverdient traurige Weise verlässt. Ihre Nachfolgerin, Amber Tamblyn, scheint in ihrer Rolle als Schwester von Karen aus Teil 1 zu unterfordert. Sie darf recherchieren und sich erschrecken (vor was eigentlich?), aber ihren Job als Schauspielerin nur im dringenden Notfall ausüben. Der Rest der Riege bewegt sich im Durchschnittsbereich. Im Mittelpunkt stehen beim Sequel ja auch die bläulichen Fluchgestalten und ihre Laute und weit aufgerissenen Münder. Aber auch sie sind von einer Oscar-Nominierung noch meilenweit entfernt.
Im Finale verliert sich "The Grudge 2" im konfusen Einerlei. Da scheint das Geheimnis fast gelüftet und doch ist alles wieder offen. Teil 3 lässt grüßen. Ich habe die ganze Zeit auf den kleinen Geisterjungen vom Plakat gewartet, der mir eine gute Heimfahrt wünscht und sich freut, mich in drei Jahren zum dritten Aufguss des stark zurückgegangenen Fluches im Kinosaal begrüßen zu dürfen. Aber immerhin weiß ich jetzt, dass ich mir diesen mit Sicherheit entgehen lassen werde und mein Geld lieber in das Sequel zu „Hui Buh“ (sollte es eins geben) investiere. In punkto Witz dürfte dieser sicherlich gleichwertig zu „The Grudge 2“ werden.
Leute, wenn Ihr mal wieder schön schmunzeln und lachen wollt, über seltsame Geschehnisse, an die niemand so recht glaubt bzw. geglaubt hat (am wenigsten wohl der Cast und die Crew selber), dann empfehle ich Euch „The Grudge 2“ vorbehaltlos. Solltet Ihr aber richtigen Grusel mit gutplatzierten und frischen Schockmomenten suchen, schaut euch etwas Anderes an. Ich bin mir sicher, dass sich da viele Filme finden lassen.
>> verfasst von Janosch Leuffen