Moviebase Broken 2 - The Cellar Door
Eine schmucke Blondine befreit sich aus einem Käfig. Ganz offensichtlich physisch und psychisch ausgelaugt, stolpert sie zitternd und verängstigt eine Kellertreppe hinauf. Sie öffnet die Tür und erblickt durch den Spalt einen Mann, der im Morgenmantel ganz gelassen sein Frühstück einnimmt – ihren Peiniger. Er wittert etwas, überprüft, ob die Tür noch verschlossen ist; sie nutzt die Gelegenheit, um ihn zu überrumpeln und kreischend die Flucht anzutreten. Wenige Augenblicke später wird sie von einem Auto angefahren, der Mann, der ihr das Leben in den letzten Tagen oder gar Wochen zur Qual machte, steigt aus, bringt sie endgültig zum Schweigen, verfrachtet sie in den Wagen und braust davon.
Nun benötigt er ein neues Opfer, schließlich ist er auf der Suche nach der „perfekten“ Frau. Die er bisher nicht gefunden hat, zumindest nur teilweise – er behält schonmal einen Finger, eine Haar- oder Blutprobe seiner Beute zurück. In Rudy glaubt er jetzt die Erfüllung seiner Träume gefunden zu haben. Ergo wacht sie eines Tages in besagtem Käfig auf, noch nicht ahnend, daß sie es mit einem zutiefst gestörten Menschen zu tun hat, der entgegen seiner mit sanfter Stimme geheuchelten Bekundungen nicht beabsichtigt, sie jemals wieder gehen zu lassen. Rudy verspürt allerdings keine allzu große Lust, das Porträt des Soziopathen als Übermann zu verkörpern; sie lässt sich mit ihm auf ein Psychoduell ein, in der Hoffnung, ihn überlisten zu können.
Klingt nach einem altbekannten Rezept? Ist es auch. Mit dem Erstling namens „Broken“ hat dieser Film nichts zu tun, es ist eine Art „inoffizielle“ Fortsetzung. Der von Matt Zettell („The Deceiver“) inszenierte Film fährt im schmuddelästhetischen Kielwasser der sogenannten „Folterwelle“, die in den letzten Jahren weitaus mehr schlechte als rechte Streifen hervorgebracht hat, vulgären Schund, der eigentlich immer nach demselben Rezept schnell zusammengehudelt wird: ein bisschen Blut, etwas Gore, Weinen, Stöhnen, in Todesangst ausgestoßene Schreie, bizarre Quäl- und Tötungsmethoden sowie die eben erwähnte „Schmuddelästhetik“, also Räume, die in ihrer hippen Schmutzigkeit und Düsternis so durchgestylt sind, daß in ihnen ebensogut eine Underground-Technoparty oder eine Ausgabe von „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ stattfinden könnte.
Was man Zettell positiv anrechen kann, ist die Tatsache, daß er für eine Low Budget-Produktion immerhin einige durchaus stimmungsvolle Bilder gefunden hat, geschickt gewählte Kameraperspektiven, die in den ersten fünfzehn Minuten kurzzeitig ein wenig Spannung aufkommen lassen. Danach aber geht es leider rasant bergab. Nicht nur in puncto Regie, sondern vor allem mit Blick auf eine Story, die es nicht schafft, ihrem Sujet auch nur eine einzige originelle Idee abzugewinnen.
Die Dialoge sind flach und uninteressant, zu leicht durchschaubar, reihen „Die Schöne und das Biest“-Psychoklischees aneinander. James Dumont spielt den Psychopathen namens Herman zwar insofern erfreulich „hollywoodfrei“, als dass er ihn ganz alltäglich erscheinen lässt, als „netten Nachbarn“, als banalböses Ottonormalgesicht, kommt hier aber nie über den Punkt hinaus, an dem man ihm diese Rolle endgültig abkaufen möchte. Eine gute, wenn auch nicht wirklich überzeugende oder mitreißende Performance.
Michelle Tomlinson (Rudy) verfügt über eine gehörige Portion erotischer Ausstrahlung, lässt es durch einen herrlich frechen, ihrer Rolle entsprechenden offensiven Sexappeal sehr glaubhaft erscheinen, das Objekt dieser obskuren Begierde zu sein. Auch sie zählt sicher nicht zu den schlechtesten Darstellerinnen, die ansonsten in Produktionen dieser Größenordnung zu sehen sind, liefert ansonsten aber eine eher mittelmäßige Leistung ab.
Für Filme dieser Art obligatorisch sind natürlich auch einige „blutige Morde“, die hier aber schlichtweg peinlich inszeniert sind. Sie hätten gut in eine Parodie gepasst, wirken in einem Flic, der sein Thema –wieder einmal – furchtbar ernst nimmt und arg prätentiös daherkommt, einfach lächerlich. Eigentor. In Erinnerung bleiben wird „The Cellar Door“ sicher nicht. Höchstens als trauriges Beispiel dafür, auf welch extreme Art man ein Genre zu Tode reiten kann.
>> verfasst von Axel Krauss