Moviebase Boy Eats Girl
Die Nacht, in der er seinem Schwarm Jessica seine Liebe gestehen will, endet für Nathan tragikomisch. Als er sie bei einem vermeintlichen Techtelmechtel mit einem verhassten Rivalen und stadtbekannten Schaumzuckerschönling ertappt, stürzt nicht nur das Blut aus seinem Kopf, sondern auch die Lebenssinnsuchekurve in den Keller. Wie gut, dass ein Strick zur Hand ist; wie schlecht, dass seine Mutter den frisch Verstorbenen mittels einer Zeremonie aus einem alten Voodoobuch wiederbelebt. Wobei es fraglich ist, ob man von Leben sprechen kann, denn sein Herz schlägt nicht, er trägt eine seltsame Blässe im Gesicht und verspürt einen nur schwer zu bezwingenden Appetit auf das Fleisch der Lebenden. Als er kurzzeitig seiner Zombieinstinkte erliegt und herzhaft ein Stück aus einem Mitschüler beißt, macht das Übel schnell die Runde …
„Eine wie keine“ meets „Braindead“ ? Klingt nicht verkehrt. Eine kurzweilige Mixtur aus Teenmanze und einer Zombödie à la „Shaun Of The Dead“ mit kräftigen Splattereinlagen ? Oder „American Gore Pie“ ? Leider nicht, denn der von Stephen Bradley inszenierte Film vereint nicht das Beste, sondern Bestbefahrene gleich beider Genres. Schon die Vorstellung der Charaktere kommt über Highschoolklischees nicht hinaus und zieht sich zudem unnötig in die Länge. Wenn es wenigstens einige originelle Figurenzeichnungen gegeben hätte; stattdessen bekommen Zuschauer die üblichen Schablonenschüler, Kartoffeldruckkameraden und ähnliche Sandmännchen vorgeführt.
So weit, so gähn. Nach Nathans Suizid hätte es die Möglichkeit gegeben, das Steuer noch herumzureißen und komödiantisch auf as Gas zu treten - stattdessen werden auch in diesem Film zum einen lediglich Scherzchen geboten, die so abgedroschen sind wie versteinertes Heu aus der Frühzeit menschlicher Agrikultur, zum anderen scheint die Regie wie paralysiert. Es passiert einfach zu wenig; abgesehen von den Gemeinplätzen ganzer Hundertschaften von Horror-Komödien, die hier ganz bequem noch breiter gesessen werden, gibt es nicht viel zu sehen. Eigentlich schade, denn viele Darsteller versprühen durchaus komödiantischen Charme. Man hätte ihnen nur einen gehörigen Schuss ätzender Pointen auf die Zunge gießen müssen, wodurch einige sicher zu urig-schrulliger Hochform aufgelaufen wären.
Gegen Ende wird es kurzzeitig etwas straffer, aber dann ist es auch schon zu spät. Die Splatterorgie kurz vor Schluß, in der ein Mähdrescher zur Entzombifizierung eingesetzt wird, ist zwar in ihrer Lust am Goregeplansche überaus konsequent, mit überzeugenden, nicht zu übertriebenen Effekten gespickt sowie mit Blick auf das im DVD-Klappentext erwähnte Vorbild „Braindead“ durchaus konkurrenzfähig, kann aber die verlorene Zeit und viele vorher verschenkte Chancen auch nicht mehr retten. Sie erinnert stark an die Adrenalinspritze, die Uma Thurman in „Pulp Fiction“ ins Herz gescheucht bekommt - ein jähes Hochschnellen aus dem Koma. Danach reibt man sich die Augen, schnieft und fragt sich, was genau eigentlich in den vergangenen 77 Minuten passiert ist.
>> verfasst von Axel Krauss