Moviebase War of the living Dead
„Die neue Dimension des Horrors: Zombies züchten Menschen, um sie aufzuessen!“, verspricht vollmundig die Rückseite der DVD-Hülle des von David A. Prior inszenierten Horrorfilms. Ob der Streifen sein Versprechen halten kann, lest Ihr in der folgenden Review.
Nach 15 Jahren des Krieges gegen die Zombiehorden sind nur noch wenige Menschen übriggeblieben. Sie organisieren sich in mit militärischer Strenge geführten Ausbildungs- und „Survival“-Camps, um die Erdoberfläche Stück für Stück zurückzuerobern. Wann immer es ihnen gelingt, einige der von den wandelnden Leichen gezüchteten Menschen zu befreien, werden diese entsprechend ausgebildet, um die kleinen Guerillagruppen tatkräftig in ihrem Kampf zu unterstützen. Was der Grund für das massenhafte Auftreten der Untoten war ? Laut Monolog aus dem Off zu Beginn des Filmes entweder ein Komet, der unserem blauen Erdenrund zu nahe kam, oder eine simple Laune der Evolution: die Zeit der Menschheit könne ganz einfach abgelaufen sein, nun müsse sie wohl büßen für die Sünden, die sie über die Jahrtausende angehäuft hat.
An sich gar keine schlechte Idee. Nicht auszudenken, was z.B. ein George A. Romero daraus hätte machen können. Sicherlich wären einige mit bissiger Ironie gewürzten gesellschaftskritischen Seitenhiebe zu sehen gewesen. In Romeros „Land of the dead“, einem der besseren Vertreter dieses Genres, hält ein selbsternannter Menschheitsführer (Dennis Hopper) in einer Szene eine Uhr an. Dann leistet er seinen ethischen Offenbarungseid, gibt seine misanthropischen Absichten preis; danach tippt er das Pendel wieder an. Es ist keine allzu verstiegene Behauptung, hier von einem der cleversten Bilder zu sprechen, die bisher in einem Film dieser Art zu sehen waren. Den sogenannten „Lauf der Dinge“ derart zu visualisieren, nicht als vermeintlichen Automatismus, als unbeeinflußbares „Schicksal“, als „göttliche Fügung“, sondern als das, was er ist: menschengemacht – auf solche Ideen muß man erstmal kommen.
Leider enthält „War Of The Living Dead“ nicht nur kein einziges erinnernswertes Bild, sondern abgesehen von einer einsamen, gerade noch akzeptablen darstellerischen Leistung eigentlich gar nichts, was man selbst unter Aufbringung größten Respektes für kreativ Tätige positiv hervorheben könnte. Die Inszenierung als katastrophal zu bezeichnen, käme dem großkalibrigen Anvisieren kleinwüchsiger Vogelarten gleich; es würde sich einfach nicht lohnen. Den Actionszenen fehlt jedwedes Gespür für Tempo, für das, was man „räumliche Dynamik“ nennen könnte; als hätte jemand einfach eine Kamera aufgestellt und seine Protagonisten gebeten, sich ein wenig zu kabbeln. Das hätte jedes Schülertheater nicht schlechter hinbekommen, im Gegenteil. Der Schnitt steht dem in nichts nach.
Also „holprig“ ? Zu milde. „Ungeschickt“ ? Pure Diplomatie. Auch wenn es schmerzt: das hier ist die fimische Definition von Dilettantismus. Wenn das ein Debütfilm wäre, könnte man vielleicht noch ein Auge zudrücken. David A. Prior hat jedoch schon zwei Filme auf dem Kerbholz, „Mutant Species“ und „Bio Force“. Schonmal davon gehört ? Eben.
Der Krampf geht bei den Masken nahtlos weiter. Zwei, drei recht gelungene Zombiefratzen, zugestanden. Ansonsten wirken die Untoten, als seien ihre Darsteller kopfüber in Töpfe mit Fingerfarben gefallen. Sie agieren, als hätten sie entweder Darmverstopfung, einen Duracell-Hasen verschluckt oder wären auf der Flucht vor üblen Gerüchen aus der Studiotoilette. Das ist sicher für einige Lacher gut, der Haken ist nur, daß es nicht komödiantisch gemeint ist, sondern bierernst. Erschwerend hinzu kommen noch die Soundeffekte – so richtig gruselig wollen die wandelnden Toten auch auf dieser Ebene nicht anmuten. Schon eher wie eine in vermindertem Tempo abgespielte Tonbandaufnahme bellender Dackel.
Bezüglich der oben erwähnten, halbwegs passablen schauspielerischen Leistung: allein Jim Marlow (der auf imdb als Jim Hazelton geführt wird) vermag es, seiner Rolle einen lungenschwachen Hauch von Glaubwürdigkeit zu geben. Er könnte mit einiger Phantasie fast Pierce Brosnans kleiner Bruder sein. Fraglich ist, ob er seine Figur absichtlich mit einer Remington Steel´schen Selbstironie gemimt oder es sich einfach um eine unfreiwillige Leistung gehandelt hat.
Sein Filmbruder, verkörpert von Adam Stuart, hat ein schier unvergängliches Lächeln im Gesicht. Selbst dann, wenn er als Gefangener in einem Zombiecamp landet und mit der grausigen Tatsache konfrontiert wird, daß hier Menschen gezüchtet werden, um auf der Speisekarte zu landen, lächelt er auf eine Art, als könne er sich beim Gang durch eine Ikea-Filiale nicht entscheiden, ob er nun die blaue oder gelbe Sitzgruppe erstehen soll. Über den restlichen Cast legt man besser die Schweigedecke. Wie schaut man einen solchen Film ? Besser gar nicht ? Mit enorm viel gutem Willen ließe er sich vielleicht noch als Trashgurke empfehlen, die nach mehreren Flaschen 50%iger Erfrischungsgetränke im Kreise bestens gelaunter Freunde für Zwerchfellkrämpfe sorgt. Ja, warum nicht.
>> verfasst von Axel Krauss