Moviebase Cave, The
Zwei Regisseure, ein Gedanke. Wie Neil Marshall mit seinem The Descent, machte sich auch Bruce Hunt im Auftrag von Screen Gems an die Arbeit, ein kleines Höhlenepos zu drehen. Da beide Filme ungefähr zur selben Zeit entstanden sind, bleibt uns der Mahnfinger glücklicherweise erspart, der einen Fälscher entlarven soll. Höhlen, seltsame Kreaturen und ein Trupp von Entdeckern trifft man in beiden Filmen an. Und ja, die Ähnlichkeiten beider Geschichten sind auch nicht zu übersehen. Warum Marshall’s Horrorfilm dennoch die bessere Wertung absahnte und in unserem Test sagenhafte 95% einsackte, lest Ihr in dieser Review.
The Cave beginnt mit einem Rückblick auf den kalten Krieg in Rumänien. Ein Bergungstrupp will eine uralte Legende erforschen, die besagt, dass mitten ein den Karpaten eine Kirche verborgen sein soll. Dieses Haus Gottes wurde natürlich nur zu einem Zweck gebaut, die darunter liegende Höhle vor Eindringlingen zu schützen. Durch einen unglücklichen Zufall stürzt der nahe gelegene Berg ein und begräbt die Forscher samt Kirche für immer unter die dunklen Geröllmassen. Bis zum heutigen Tag. Wieder macht sich ein Höhlenforscherteam an die Arbeit, dieses Ungetüm bis in den letzten Winkel zu erforschen, natürlich nicht ohne Folgen.
Schnell wird klar, warum dieses Abenteuer mit einer recht niedrigen Freigabe gesegnet wurde. Für einen gruseligen Abend daheim ist „The Cave“ viel zu seicht und deshalb sicher die falsche Wahl. Wer einen Thriller mit viel Nervenkitzel sucht hat dagegen ein glückliches Händchen. Zunächst die Optik, die bei einem Film natürlich zuerst auffällt. Die unterkühlten Kulissen im rumänischen Hinterland geben den Grundton vor, der sich in den weitläufigen Höhlen wunderbar fortsetzt. Weitläufige Wasserareale im Untergrund geben Anlass zum frösteln. Das Team hinter der Kamera hat hierbei natürlich großartige Arbeit geleistet, wenn man bedankt, dass die meisten Szenen in riesigen Tanks gedreht wurden.
Die Geschichte um ein paar Forscher kommt ähnlich simpel auch in Marshalls „The Descent“ vor, entwickelt im Laufe des Films jedoch wesentlich mehr Intensität. In der ersten Filmhälfte steigt das Spannungsbarometer kontinuierlich an. Unbekannte Wesen, die man durch schnelle Schnitte nur sekundenweise zu Gesicht bekommt, und eine schier endloses Höhlensystem geben Anlass zum Hoffen. Hat man sich an den Schauplätzen und dem wenig actionreichen Aktionsreportoir der Darsteller satt gesehen, stagniert der Film auf gehobenem Mittelmaß. Die Handlungsablaufe wiederholen sich immer wieder: wegrennen, nach neuen Ausgängen suchen und sich nicht von den Kreaturen beißen lassen. Einen Vorteil hat dieser Vorgang, denn ab einem gewissen Zeitpunkt verliert der Zuschauer die Kontrolle über den aktuellen Aufenthaltsort der Schauspieler.
Weder Piper Parabo noch Cole Hauser geben ihr ganzes Können zum Besten. Auf mittlerem Niveau köcheln die Darbietungen der Darsteller dann vor sich hin und lassen im restlichen Verlauf keinerlei Spannung aufkommen, wo wir dann auch am eigentlichen Knackpunkt wären. „The Cave“ verkommt im Endspurt zum „10 kleine Negerlein“ Spiel. Wer wird sich wohl demnächst in die Klauen der schrecklichen Kreaturen stürzen? Welcher Charakter übernimmt den nächsten Heldenpart? Der Grund, warum diese niedlichen Tierchen im Untergrund wohnen, ist dabei ziemlich aus der Luft gegriffen und zudem aus vielen Vorbildern zusammengeklaut.
Die Uränsgte, die „The Descent“ im Zuschauer hervorruft, machten im britischen Gegenstück viele Schwächen wett. Von klaustrophobischer Stimmung will ich hier erst gar nicht sprechen, denn die kommt in diesem Höhlenfilm leider nicht auf. Den fehlenden Blutgehalt möchte ich „The Cave“ nicht zum Vorwurf machen, denn hier wird mit ganz anderen Mitteln gespielt, die sich im Laufe leider nicht vollends entfalten können. Für ein Regiedebüt gar nicht mal schlecht Herr Hunt. Und für einen netten Abend vor der Mattscheibe auf jeden Fall gut geeignet. Da stört es nicht mal, wenn die Kids zuschauen, denn Albträume verpasst man den Kleinen mit ganz anderen Filmen.