Moviebase Zombie Strippers
Was immer man sonst von B-Movies halten mag, in einer Hinsicht sind sie – so wenig das auch für Qualität bürgen mag – teureren Filmen oft deutlich überlegen: Was der Titel verspricht, das gibt es dann auch zu sehen. Zombie Strippers ist dafür ein Paradebeispiel.
Und damit ist auch klar: Hier geht es um pures, unverschämtes Exploitationkino, um das Zerfleischen menschlicher Körper, das Zerlegen beißwütiger Zombies und um nackte Frauenkörper – in unterschiedlichen Stadien der Verwesung. Womit zugleich benannt wäre, womit sich Zombie Strippers von sonstiger Dutzendware abhebt: Indem der Film die in ihn gesetzten Erwartungen dann eben doch etwas anders einlöst, als man ursprünglich dachte.
Die Grundstory ist so 08/15 wie hanebüchen: In einem militärischen Forschungslabor gehen einige Experimente mit Viren, die auf die Züchtung perfekter Soldaten abzielen, gründlich schief. Statt als furchtlose Kämpfer erstehen die Infizierten als menschenfressende Untote wieder auf, und weil das Virus aus dem genetischen Material des X-Chromosoms hergestellt wurde, macht es Frauen zu starken, selbstbewussten und sprachfähigen Untoten, während die Männer zu tumben, grunzenden Zombies werden. „Once you get a man into there, like everything else, it all goes to shit.“ Ein feministischer Film ist Zombie Strippers natürlich trotzdem nicht, aber Männer kommen hier nicht allzu gut weg – während selbst die Frauen der militärischen Spezialeinheit, die zur gewaltsamen Lösung gerufen wird, in Statur und Haarlänge den titelgebenden Stripperinnen in nichts nachstehen.
Im Biotop eines kleinen, illegalen Stripclubs nebenan gedeiht das Virus nämlich prächtig, weil es die Tänzerinnen akrobatischer und verführerischer macht. Das mag das Publikum, der Besitzer des Clubs (Robert Englund als irrer Giftzwerg) wittert das große Geschäft, und dass jeden Abend ein paar Zuschauer private Momente mit den Damen nicht überleben, ist ihm herzlich egal. Auf diese Weise entstehen immer mehr Untote, die er in einen Verschlag im Keller sperrt. Den Mangel an Sinn, Verstand und Zusammenhang kaschiert Zombie Strippers ganz gut durch seine Schauwerte: viel Kunstblut und viel nackte Frauenhaut. Da war es sicherlich kein schlechter Schachzug, Pornostar Jenna Jameson für die Hauptrolle der Tänzerin Kat zu engagieren: Der wesentliche Teil der demographischen Zielgruppe ist damit schon mal gelockt.
Aber ganz so einfach macht der Film es dem Lustprinzip dann doch nicht. Wenn Kat sich, frisch vom Tode auferstanden und nach Genuss ihrer ersten Mahlzeit, wieder auf der Bühne um die Stange windet, ist sie blutüberströmt, und die Spuren ihrer letzten Speise malen ihr eine rote Fratze ins Gesicht. Und je länger die Damen nur noch scheinbar leben, umso fleckiger und gräulicher wird ihre Haut – sexy sieht anders aus. Der Film hält ein paar schöne Momente parat, in denen er die ambivalente Wirkung der tanzenden Leichen auf das lechzende Publikum zeigt.
Ganz ohne Hirn ist Zombie Strippers also wahrlich nicht gemacht, auch wenn die Mittel offenbar nur für viertklassige Sets und drittklassige Spezialeffekte ausreichten. Immerhin versucht man sich mit Begeisterung für die Albernheit der Oberfläche an ein wenig politischer Bedeutsamkeit – wir schreiben das Jahr 2012, Jenna Bush ist Oberste Richterin und ihr Papa immer noch Präsident – und an philosophischen Spielereien. Das kleine Kaff in Nebraska, in dem der Film spielt, heißt Sartre, und schon recht bald wirft die einzige Einheimische unter den Stripperinnen ein paar existenzialistische Fragen auf, während Kat in den Tanzpausen gerne Nietzsche liest und zitiert. Erneute Lektüre mit untoten Augen eröffnet ihr dann ganz neue Perspektiven auf den großen Nihilisten: „It makes so much more sense now!“
Auch irgendwie logisch.
>> verfasst von Rochus Wolff