Moviebase Perkins' 14
Es gibt Filme, die wirken derart unschlüssig, dass man sich fragt, warum ein derart schlechtes Drehbuch überhaupt verfilmt wurde. Dabei liegt es nicht immer (nur) an einem schwachen Skript, denn häufig sind künstlerische Differenzen zwischen Produzent und Regisseur die Auslöser für einen misslungenen Streifen. Dies könnte man nun auch von „Perkins 14“ behaupten. Jedoch ist der Hauptschuldige nicht etwa ein Streit über die mögliche Realisierung eines halbwegs anständigen Horror-Thrillers, sondern die Online-Community von massify.com. Das Produktionsstudio After Dark Films hat nämlich diverse Drehbuchvorschläge und Bewerbungsvideos von Schauspielern über das Onlineportal veröffentlicht und die User dazu aufgefordert, für ihre Favoriten abzustimmen. Vielleicht wäre es unter anderen Umständen nicht zu einem derartig seltsamen Plot gekommen:
Einst ergab sich in der Kleinstadt Stone Cove eine Serie von Kindesentführungen. Unter den noch heute spurlos verschwundenen Kindern ist auch der Sohn von Sherriff John Hooper (Patrick O'Kane). Dieser hat die Hoffnung auf die Rückkehr seines Sohnes nie ganz aufgegeben. Zehn Jahre nachdem sich die Verbrechen ereigneten, trifft Hooper nun während einer Nachtschicht im Revier auf den seltsam wirkenden Ronald Perkins (Richard Brake). Der Psychiater, der sich in einer Ausnüchterunsgszelle befindet, kommt dem Sherriff auch schnell verdächtig vor.
Selbstredend, dass sich dabei schon bald lüftet: Perkins könnte tatsächlich der lange gesuchte Entführer sein. Nicht einmal der Zuschauer sollte, allein schon aufgrund des Titels, bis zu diesem Punkt irgendwelche Überraschungen erwarten können. Zwar gelingt es, die bissigen Wortgefechte zwischen Sherriff und Täter als Spannungsmoment zu etablierten, doch bleiben O'Kane und Brake hierbei zu farblos in ihrer Darstellung, um ernsthaft überzeugen zu können. Wobei man an dieser Stelle sicherlich fair bleiben sollte und sagen muss, dass die Schöpfer von „Perkins 14“ wohl kaum eine ernsthafte Charakterzeichnung im Sinne hatten. Stattdessen war es Regisseur Craig Singer, der Genre-Fans am ehesten durch seinen Slasher „Dark Ride“ bekannt sein dürfte, anscheinend wichtiger, eine haarsträubende Geschichte zu erzählen.
Als ein Kollege von Hooper schließlich das Haus des Verdächtigen untersucht, macht er einen erschreckenden Fund. Denn die 14 vermissten Kinder sind allesamt noch am Leben. Allerdings hat Perkins sie zu kannibalischen Maniacs erzogen. Kaum aus ihren Käfigen befreit, wird der Polizist vor Ort umgebracht und Perkins' Ziehkinder machen die Kleinstadt unsicher. Was daraufhin folgt, ist eine einzige Tour de Force, in der Hooper versucht, seine Familie vor der mordenden Meute zu retten. Zudem steht ihm noch die unvermeidliche Konfrontation mit seinem Sohn bevor.
Es ist äußerst fragwürdig, wie die sensible Thematik um Kidnapping und Kindesmisshandlung ausschlaggebend für den banalen Handlungsverlauf von „Perkins 14“ sein kann. Mehr noch bleiben viele Dinge in Singers Film einfach ungeklärt. So muss zum Beispiel die Tatsache, dass die von Perkins entführten Kinder zu Kannibalen erzogen wurden, die zudem noch über scheinbar übermenschliche Kräfte verfügen, einfach als gegeben hingenommen werden.
Immerhin ist „Perkins 14“ visuell durchaus stark inszeniert. Singer versteht es nämlich, durch ein ansprechendes Spiel mit Licht und Schatten Suspense zu erzeugen, was dem sonstigen Drehbuch so schmerzlich fehlt. Daneben bietet das Abenteuer auch rasante Kamerafahrten und einige ansehnliche Action- und Splatter-Szenen. Dies genügt jedoch keineswegs, um aus dem misslungenen Experiment von After Dark Films einen einigermaßen sehenswerten Film zu machen. Zu groß sind nämlich die Logiklücken und die Schwäche des Skripts, welche nicht nur den Film unrund erscheinen lassen, sondern das Filmvergnügen insgesamt enorm schmälern.
>> verfasst von Georg Simic