Moviebase Dance of the Dead
Der jährliche Abschlussball einer Highschool, der Prom, ist für amerikanische Teenager anscheinend einer der wichtigsten, wenn nicht gar der wichtigste Tag - und so beschäftigt sich auch der amerikanische Film mit diesem Abend, nicht nur im Horrorgenre, aber dort vielleicht noch einmal besonders oft und auf besondere Weise. In Filmen von "Carrie" bis "Prom Night" steht das Ereignis mal mehr oder minder im Zentrum oder bietet zumindest den Handlungsrahmen.
In "Dance of the Dead" ist eher zufällig Prom Night, und als die Protagonisten dort ankommen, sind alle Gäste schon tot, beziehungsweise natürlich: untot. Dort wiegen sich die Zombies zu den Klängen der nicht minder untoten Band auf der Bühne, die aber auch lebend nicht viel interessanter klang.
Was also in Highschool-Komödien stets der entscheidende Beliebtheitsbeweis ist - finde ich jemanden, der mit mir zusammen hingeht? - ist bei "Dance of the Dead" eher ein Todesurteil. Die noch Lebenden sind in diesem Setting naturgemäß jene, die sonst Outcasts sind: ein Trupp von Nerds und Losern (der Science-Fiction-Club!), Außenseitern (die Band, deren Musik dem Auswahlkomitee zu hart für den Prom war, ebenso wie natürlich der Highschool-Schlägertyp) und einfach nur Leuten mit Glück, die es noch nicht zum Prom geschafft haben oder mangels Begleitung gar nicht hingehen wollten. So macht sich diese hübsche kleine Splatterkomödie im gleichen Atemzug über die Mainstream-Highschoolfilme vor allem der 1990er lustig, in dem sie sich vor jenen verneigt, die den Außenseitern schon immer ein Denkmal setzen wollten - etwa John Hughes' großartigem "Breakfast Club" von 1985.
Zum Glück ist "Dance of the Dead" nämlich keine stereotype Trashgenrekost, sondern vermag es trotz der offensichtlich limitierten finanziellen Mittel, die für die Produktion bereitstanden, sehr gut zu unterhalten. Das gelingt dem Film vor allem durch seine clever überzogen agierenden Charaktere, die trotzdem immer überzeugend und sympathisch bleiben; hübsch eingebundene Nebenfiguren gibt es auch. Das Blondchen darf ein bisschen dämlich sein ("I don't know how to shoot a machete!"), schlägt aber deshalb nicht weniger kräftig zu, natürlich gibt es auch an dieser Highschool einen militärisch-scharfen Sportlehrer, und der Totengräber wirkt eher nicht wie jemand, dem man im Dunkeln begegnen möchte.
Die Inszenierung des Ganzen nimmt sich selbst zu keinem Zeitpunkt besonders ernst, hat aber dennoch einige Überraschungen zu bieten. Als nämlich zum Beispiel, dem nahen Atomkraftwerk sei Dank, die Leichen aus den Gräbern steigen, tun sie das nicht gerade im Schneckentempo, sondern wie eine Großgruppe Hundertmeterläufer, die es sehr eilig auf dem Weg zum Buffet hat. Zwar bewegen sich die Zombies anschließend durchweg im eher genretypischen Schlurftempo, aber bei aller wenig konsequenten Handlungsführung, die man dahinter bemängeln könnte, ist man für solche kleinen Unterbrechungen der Seherwartung doch stets dankbar.
Mehr noch, "Dance of the Dead" führt einige Gedanken des Genres konsequent und spielerisch weiter, wenn etwa die im Biologieunterricht sezierten Frösche sich über den zuständigen Lehrer hermachen. Auch ist es in einer Welt mit Zombies nicht klug, sich ausgerechnet in einem Bestattungsinstitut zu verbarrikadieren. Und wenn kurz vor Schluss der Nerd und seine Angebetete auf dem Prom-Parkett inmitten leise tanzender und grunzender Zombies noch einen zärtlichen Tanz hinlegen, während sie eigentlich auf der Suche nach dem Auslöser für die Sprengladungen sein sollten, dann ist irgendwie auch die Highschool-Welt wieder in Ordnung. Dass sie blutüberströmt sind und bewaffnet, mit Axt und Knüppel, ist da gar nicht mehr wichtig. Hauptsache, sie konnte mit ihrem tollen Kleid auf dem Prom tanzen.
>> verfasst von Rochus Wolff