Moviebase Dead Silence
"Beware the stare of Mary Shaw, she had no children only dolls, and if you see her in you're dreams, be sure you never ever scream."
Ganze drei Jahre ist es jetzt schon her, als uns James Wan und Leigh Whannell mit ihrer Saw-Idee überzeugten. Mittlerweile wurde ihre Idee von anderen Filmemachern übernommen. Zeit, sich neuen Filmstoff auszumalen und ihn filmisch umzusetzen. Genau das haben die beiden mit Dead Silence getan. Whannell verfasste das Skript, während sein langjähriger Freund Wan die Regie übernahm. Herausgekommen ist ein atmosphärisch und optisch düsterer, aber wirkungsvoller Gruselfilm.
Weit, weit von Raven Fair wird Jamie Ashen (Ryan Kwanten) von des Städtchens Fluch eingeholt. Er findet seine Frau im Bett vor – mit schreckverzerrter Fratze und herausgeschnittener Zunge. Natürlich glaubt ihm niemand seine bizarre Geschichte von einer Puppe als Täter. Doch sie macht ihm Angst, diese hämisch grinsende, kindsgroße Puppe, kurz vor der Tat angeliefert in einem Paket ohne Absender. Und weckt Erinnerungen an einen lange vergessenen, scheußlichen Reim aus Schulzeiten. Mehr verzweifelt als beherzt macht sich Jamie mit Lieutenant Lipton (Donnie Wahlberg) im Schlepptau auf, um ein pechschwarzes Kapitel seiner Heimatgeschichte endgültig abzuschließen…
Vorweg sei gesagt: Wer auf eine Blutfahrt à la Saw hofft, wird mit Dead Silence alles andere als gut bedient. Denn hier setzen Wan und Whannell nicht, wie vielleicht angenommen, auf literweise rote Farbe, sondern auf Schockeffekte der guten alten Schule. Beginnend mit dem Tod der Frau des Hauptdarstellers landen wir mitten im Puppenzirkus, präsentiert von Billy, einer unheimlichen Holzpuppe, der man so nicht begegnen möchte. Mit Chucky allerdings hat Billy rein gar nichts gemein – und das ist auch gut so. Billy sorgt für schaurige Stimmung. Vor allem dann, wenn er seinen klapprigen Holzmund öffnet, um für die Todesstille zu sorgen, indem er alles Hörbare einfach in sich aufsaugt. Passend eingesetzte Musikeffekte lassen das Böse erahnen, welches dann alsbald auch gnadenlos zuschlägt.
Wir begleiten Jamie auf der Suche nach der Antwort, woher das mysteriöse Puppenkind Billy und mit ihm das Unheil gekommen ist. Jamie und den Zuschauer verschlägt es so nach Raven Fair, einem unheimlichen herunter gekommenen Ort. Dort lebt sein Vater, mit dem der junge Mann allerdings im Klinsch liegt. Auch des Vaters neue Freundin macht einen mehr als unsympathischen Eindruck. Auf seiner Reise begegnet Jamie unterschiedlichen Persönlichkeiten, die aber alle eines gemeinsam haben: Niemand spricht über Mary Shaw, die Puppenherstellerin und Bauchrednerin, die damals viele Zuschauer in ihre Show in ein großes Theater lockte. Detective Lipton, gespielt von Donnie Wahlberg, folgt ihm auf Schritt und Tritt. Wahlberg, der zuletzt in Saw 2 und 3 ebenfalls als Detective agierte, hat sich in Dead Silence nicht die beste Rolle abgegriffen. Von seinem Charakter erfährt man kaum etwas und deshalb bleibt er weitesgehend auch unbeachtet. Ryan Kwanten als Jamie Ashen macht seine Sache gut, auch Michael Fairman spielt hervorragend.
Doch bei all den hübsch ausgedachten Kamerabewegungen (Zoom in Landkarte, die dann zum eigentlichen Szenenbild wird) fehlt es manchen Stellen etwas an Spannung. Ab und zu wird es ein wenig langatmig, wobei Puppe Billy die Situation meistens noch retten kann. Das wirklich herausstechende an Dead Silence sind seine schaurige Kulisse, die düsteren Bilder sowie die weitesgehend von CGI verschonten Effekte. Die Masken- und Bühnenbildner haben sich nach altem Muster ausgetobt, was einmal mehr beweist, dass stimmungs- und wirkungsvolle Angstmacher nicht aus der Konverse kommen müssen. Die wenigen am Computer angefertigten Effekte passen leider so auch nicht in die ansonsten mit Liebe gestaltete Kulisse. Das Budget von satten 20 Millionen Dollar (für Saw standen den beiden Freunden gerade mal eine Million zur Verfügung) wurde ordentlich eingesetzt. Schade nur, dass dieses in den US-Kinos nicht wieder eingefahren wurde.
Wer auf altertümlichen Geistergrusel steht, liegt bei Dead Silence genau richtig. In Saw-Manier versuchten James Wan und Leigh Whannel dann zum Schluss auch den stilistisch wertvollen Plottwist. Dieser gelingt auch überwiegend. Besonders aufmerksame Betrachter dürften jedoch bereits nach geraumer Zeit erahnen, worauf das Ende zielt und wer da schlussendlich die Fäden zieht. Dennoch schockiert der Schluss in seiner Weise und deutet an, das noch lange nichts ausgebadet ist.
Dead Silence ging zu unrecht an den Kinokassen in Amerika unter. Im November sollte man unbedingt die DVD-Händler aufsuchen und sich das neue Werk von Wan und Whannell an einem herbstlich nassen Tag zu Gemüte führen. Dead Silence, eine gruselige Puppenmär, die auf handgemachte Effekte setzt. Und wer ganz genau hinsieht, wird auch einen alten Bekannten aus den Saw-Filmen entdecken…
>> verfasst von Janosch Leuffen