Im Interview – Underworld und Gears of War Regisseur Len Wiseman

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Obwohl Len Wiseman als Regisseur bereits für Underworld und Underworld: Evolution verantwortlich war, nahm der Filmemacher bei Underworld: Aufstand der Lykaner, dem gleichnamigen Prequel aus dem Hause Sony Pictures, nicht auf dem Regiestuhl Platz. Warum das so ist, erklärt der Amerikaner in unserem exklusiven Interview. Was der Ehegatte von US-Aktrice Kate Beckinsale außerdem über die kommende Videospielverfilmung Gears of War und den Status von Stirb Langsam 5 zu sagen hat, offenbart sich wie gewohnt im Anhang dieser Meldung. Dieses Prequel verfolgt die Ursprünge des Krieges zwischen den aristokratischen Vampiren, genannt Death Dealer, und ihren Sklaven, den Lycans. In dieser dunklen Zeit rafft sich der junge Lycaner Lucian zum Anführer der Werwölfe auf, um Viktor, den König der Vampire, von seinem mächtigen Thron zu stoßen. Lucian wird von seiner heimlichen Liebe Sonja (Mitra) begleitet, um die Lycaner in die Freiheit zu führen und die Armee der Death Dealer zu besiegen.

BlairWitch: Du hast sowohl Underworld als auch das Sequel Underworld: Evolution inszeniert. Kannst Du uns erklären, weshalb das Prequel nicht unter deiner Leitung entstand?

Len Wiseman: Da gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Zum damaligen Zeitpunkt habe ich mich intensiver mit anderen Projekten beschäftigt, die als meine nächsten Arbeiten in Frage kommen könnten. Zudem handelt es sich hier um einen Film, den ich zu einem anderen Zeitpunkt als das Studio hätte drehen wollen. So entstand das Prequel, bevor ich dafür bereit war. Aber es ließ sich am Ende einfach nicht einrichten, da ich, wie schon gesagt, in andere Ideen verstrickt war. Letztlich habe ich mich dann so gut es geht eingebracht. Außerdem würde ich behaupten, dass kaum ein Filmemacher geeigneter war als Patrick Tatopoulos, da er von Anfang an am Franchise mitgearbeitet und über diese sechs Jahre viel investiert hat. Das Underworld Universum hat ihm viel zu verdanken, also haben wir ihn auch als Regisseur an Bord geholt.

Wie das Einspielergebnis in den USA gezeigt hat, scheinen die Anhänger auch an der Vergangenheit interessiert zu sein. Welche Möglichkeiten bieten sich jetzt an?

Ich war wirklich sehr überrascht und natürlich auch erfreut, dass unser Prequel so gut abgeschnitten hat. Die Erwartungen des Studios konnten dabei in der Tat übertroffen werden – und selbst meine persönliche Prognose wurde leicht auf den Kopf gestellt. Ich hatte 12 bis 15 Millionen Dollar im Visier. Vor dem Start haben wir dann gesagt: Wenn es 15 oder 17 Millionen Dollar werden, können wir alle glücklich und zufrieden sein. Zu unserer Überraschung konnten wir dann abermals die 20 Millionen Dollar Grenze übertreten, was wirklich großartig ist. Und jetzt ist es so, dass Underworld kein eigenständiger Titel mehr ist, sondern ein Universum. Dieser Film ermöglicht es, das Franchise in alle erdenklichen Richtungen zu entwickeln. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, an der Handlung von Evolution anzusetzen, was sich zudem mit einzelnen Zeitsprüngen verbinden lässt. Und durch das Einspielergebnis von Aufstand der Lykaner weiß ich nun, dass die Anhänger von Underworld bereit sind uns zu folgen, was für mich natürlich überaus erfreulich ist.

Wie ließe sich ein Sequel realisieren, wo Viktor, Marcus und William doch bereits verstorben sind?

Im Augenblick stehen wir noch ganz am Anfang. Ich möchte jetzt nicht lügen und behaupten, es wären bereits konkrete Planungen für einen vierten Film vorhanden. Underworld war ursprünglich auf drei Filme ausgelegt. Es war immer im Gespräch, durch die Zeit zu reisen, um die Ursprünge in einem Prequel zu erzählen. Underworld: Evolution ist in sich abgeschlossen. Selene muss sich nun nicht mehr vor der Sonne fürchten und die Vampirältesten sind alle verstorben. Wir haben damals nie über diesen Punkt nachgedacht, da alle geplanten Stränge mit Aufstand der Lykaner aufgebraucht sind. Und nun haben wir durchaus die Möglichkeit dazu, das Sequel fortzusetzen. Ich möchte an dieser Stelle jedoch noch kurz anmerken: ganz am Anfang wusste ich gar nicht, ob wir überhaupt die Chance dazu haben werden, Underworld: Evolution auf die Beine zu stellen. Es war zu jener Zeit, als ich mit den Arbeiten zu Underworld begann, alles nur in meiner Fantasie vorhanden. Eine Idee, die mit geringen Mitteln innerhalb dreier Filme erzählt werden kann. Und genau das haben wir erreicht. Jetzt hängt alles davon ab, ob wir eine Handlung finden, die sowohl spannend als auch logisch genug klingt.

Entsprechen die Gerüchte der Wahrheit, dass sich Kate Beckinsale vom Franchise abgewandt hat?

Wir haben bereits darüber gesprochen. Kate Beckinsale hat eigentlich nie wirklich behauptet, kein Interesse mehr am Underworld Franchise zu haben. Sie merkte lediglich an, dass zum aktuellen Zeitpunkt andere Projekte im Vordergrund stehen. Hier verhält es sich aber ähnlich wie bei der Frage zuvor: wenn wir eine Handlung finden, die uns beiden interessant genug erscheint, sind sowohl sie als auch meine Wenigkeit durchaus bereit. Die ganze Angelegenheit ist aber schon sehr amüsant. Tatsache ist ja, dass das Underworld Franchise in einer ungewöhnlichen Reihenfolge erzählt wurde. Wie gesagt: wir wollten immer ein Prequel machen. Aber Selene existiert zu dieser Zeit noch gar nicht in der Form, wie wir sie aus den ersten beiden Filmen kennen. Sie existiert lediglich als Kind, das nach dem Geschehen in Aufstand der Lykaner in einen Vampir verwandelt wird. Selene trägt hier nichts zur Handlung bei. Es war auch nie geplant, sie in die Vorgeschichte einzubinden, wenn wir die Idee eines Tages tatsächlich in die Tat umsetzen sollten. Und dann war der Aufschrei natürlich groß: "Oh, Kate Beckinsale möchte keinen Underworld Film mehr machen". Aber das entspricht nicht der Wahrheit. Selbst wenn Kate Teil des Prequels hätte werden wollen, würde dies nicht funktionieren, da ihr Charakter eben erst im späteren Verlauf der Geschichte auftaucht.

Eine TV-Serie zum Thema soll auch in Planung sein?

Ich bin der Meinung, dass Underworld inhaltlich sehr viel Facetten zu bieten hat, da zwischen den einzelnen Filmen so viel Zeit vergeht. Ich wurde jetzt bereits von verschiedenen Fernseh-Produktionsfirmen kontaktiert, die das Underworld Universum großartig finden und enormes Potenzial in einer TV-Serie sehen. Speziell deshalb, weil wir die Geschichten zweier Kreaturen zu erzählen haben, die mit umfangreichen Hintergründen aufwarten. Und genau dieser Stoff würde sich dazu anbieten, Underworld auch für das Fernsehen zu adaptieren. Ich hatte bislang nur noch nicht ausreichend Zeit dafür, mich intensiver damit auseinander zu setzen, wie genau die Planungen in dieser Hinsicht aussehen. Sollte es aber wirklich dazu kommen, möchte ich darin involviert sein. Natürlich kann es aber auch sein, dass wir uns jetzt einem nächsten Kinofilm widmen und ich dann andere Projekte in Angriff nehme, die ich inszenieren möchte.

Eines dieser Projekte ist ja die Videospielverfilmung Gears of War.

Genau.


Ist mit einer baldigen Entstehung zu rechnen?

Im Augenblick noch nicht, nein. Wir arbeiten nach wie vor am Drehbuch und hoffen, es in den nächsten Monaten realisieren zu können.

Handelt es sich um eine direkte Adaption des Spiels oder eher um eine eigene Version?

Es wird definitiv eine Kombination aus beiden Elementen, wenngleich meine eigene Vision der Thematik natürlich überwiegen wird. Ich liebe die Vorlage, das Spiel. Aber es wird sich um keine direkte Umsetzung von Gears of War handeln, das lässt sich bereits jetzt sagen. Es wäre ein großer Fehler, das Spiel 1:1 auf die Leinwand zu portieren. Bei einem Spielerlebnis durchlebt der Spieler alle Höhen und Tiefen, ist direkt in die Materie eingebunden. Es ist unmöglich, dieses Gefühl einfach in einen Film zu übertragen, ohne für Überraschungen und neue Versatzstücke zu sorgen.

Bekommen Fans die beliebte Kettensäge zu Gesicht?

Oh, absolut! Die Elemente, die das Spiel ausmachen, werden auch im Film zu sehen sein: die Kettensäge, die Kreaturen, die ganzen Charaktere. Einfach die Gears of War Welt im Gesamten, denn genau dafür liebe ich dieses Spiel so sehr. Es geht bei der Verfilmung aber speziell darum, sich mehr um die Charaktere zu kümmern. In einem Film identifiziert sich der Zuschauer wesentlich ausführlicher mit einer Figur als es bei einem Videospiel der Fall ist. Natürlich, wir kennen Marcus und Dominic bis zu einem gewissen Grad auch schon. Persönlich bin ich jedoch davon überzeugt, dass die Fans der Reihe mehr an dem Charakter des Marcus interessiert sind. Es geht momentan also vornehmlich darum, was genau diese Figur dazu bewegt, diesen harten Stil zu verfolgen, wie wir ihn aus der Vorlage kennen. Denn was genau steckt hinter diesem Bad Guy? Hinter einem harten Kern verbirgt zumeist eine Geschichte, die weit in der Vergangenheit liegt. Und auf diesem Wege funktioniert seine Story hervorragend.


Das Spiel ist sehr grafisch und brutal. In welche Richtung zielt die Umsetzung?

Ich hoffe natürlich auf ein R Rating: einen hoch budgetierten R-Rated Film (lacht). Das ist allerdings einfacher gesagt als getan. Das Gears of War Universum ist riesig. Und ich möchte die Welt so gewaltig darstellen und präsentieren, wie es in der Vorlage gegeben ist. Um das auch realisieren zu können, benötigen wir ein gewisses Budget und Vertrauen seitens des Studios. Bei einem voraussichtlichen R-Rated Film wie diesem ist die Finanzierung ein heikles Thema. Sollte es nicht so funktionieren, wie wir es uns momentan vorstellen, bleibt jedoch eine zweite Option: Wenn der Film dieses Rating erhalten soll, bedeutet dies im Umkehrschluss auch weniger Budget für die Produktion, die Umsetzung wird also deutlich schmaler. Bei einer PG-13 Umsetzung wären die finanziellen Mittel wesentlich umfangreicher. Im Augenblick hoffe ich natürlich auf das Beste. Aber wieso auch nicht? Ich hoffe auf die beste Version, also ein R-Rating.

Welche Projekte befinden sich neben Gears of War in der Planung?

Momentan arbeite ich außerdem an dem Actionfilm Motorcade, in dem Tom Cruise die Hauptrolle spielen wird. Die Drehbücher zu Gears of War und Motorcade werden aktuell zur gleichen Zeit geschrieben. Später müssen wir dann abwägen und sehen, welches Projekt zuerst ins Rollen kommt. Als Regisseur hat man hier nicht immer die entscheidende Rolle, denn der Terminkalender der Darsteller muss ebenso berücksichtigt werden wie der Status der Drehbuchvorlage.

Abschließend vielleicht noch kurz zu Stirb Langsam 5: Was wird daraus?

Ich habe wirklich keine Ahnung, ganz ehrlich. Es machten zuletzt zwar einige Gerüchte die Runde, momentan habe ich aber noch keinen Anruf oder ein offizielles "Go" erhalten.

Wärst Du denn an dem Projekt interessiert?

Wenn die Handlung gut und frisch ist, natürlich sehr. Es hängt also alles davon ab, wie mir das Drehbuch gefällt.

>> Geführt und verfasst durch Carmine Carpenito und Torsten Schrader

Geschrieben am 06.03.2009 von Torsten Schrader
Kategorie(n): News



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