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Du hast es versprochenIhr habt euren Film bereits vor zwei Jahren gedreht. Kannst du uns vielleicht kurz schildern, weshalb es so lange bis zur Ankündigung des Kinostarts gedauert hat?

Alex Schmidt: Es gab einen Cutter-Wechsel und es dauert dann leider, wenn man sich einen neuen suchen muss. Und dann war es so, dass wir Anfang des Jahres zwar schon mit allem fertig waren, der Verleiher aber der Ansicht war, dass es sich eher um einen Winterfilm handelt. Sie wollten ihn nicht im Sommer starten, also haben sie gewartet. Deswegen hat das so lange gedauert, weil es eine Platzierungs-Geschichte war.

Um den deutschen Horrorfilm steht es nach wie vor nicht besonders gut. Wie kamst du letztlich dazu, dir trotzdem zu sagen: „Okay, ich habe dieses Genre-Drehbuch geschrieben und ich will das jetzt umsetzen“?

Ich saß mal im Kino, gemeinsam mit meinem Komponisten und meinem Sound Designer, und wir fanden einfach, wir müssten so was mal ausprobieren. Eben weil wir alle solche Fans davon sind. Und da wir ja Filmemacher sind, haben wir uns gedacht: „Lasst uns doch einen Kurzfilm drehen“. Also habe ich daraufhin ein Kurzfilm-Drehbuch geschrieben. Wir wollten es ursprünglich einfach nur mal einer Produktionsfirma geben oder einen Film als Teaser für einen Spielfilm machen oder so. Doch dann hat Wüste Film dieses Treatment, also das Kurzfilm-Drehbuch, in die Hände bekommen und die haben uns gesagt, wir sollen doch einen Spielfilm daraus machen. Und da habe ich gesagt: „Aber klar, sofort!“ (lacht) Anschließend habe ich ihnen ein langes Drehbuch geschrieben und so kam es dann.

Hanna ahnt nicht, welche Reise in die Vergangenheit ihr bevorsteht.

Und von da an lief alles rund?

Nein, danach wurde es schon schwieriger. Wir hatten eine Produktionsfirma und das war super. Es ging letztlich aber darum, auch das Geld für unseren Film zu bekommen. Ich meine, Genre billig zu produzieren funktioniert natürlich auch, wie wir in den vergangenen Jahren alle gesehen haben. Aber es war anders angelegt. Das wäre kein „Paranormal“-Drehbuch gewesen, sondern wir brauchten etwas Kohle. Und das war gar nicht so leicht. Denn dann hieß es immer wieder, dass Genre in Deutschland nicht funktioniert, es in Kombination mit einem Debütanten zudem zu heikel und demnach ein zu hohes Risiko wäre. Es war den meisten einfach zu riskant, weil ich davor noch nie einen Spielfilm inszeniert habe und es sich eben um einen Horrorfilm handelte. Wir mussten wirklich ganz schön diskutieren und argumentieren, damit wir das Geld überhaupt bekommen. Wir hatten aber immer wieder Glück, dass wir irgendwo wieder jemanden gefunden haben, der in einer Position war uns Geld geben zu können und das Horror-Genre auch mochte - was in einigen Fällen Frauen waren, muss ich sagen.

Den ein oder anderen wird dies sicherlich überraschen.

Ja, darüber wundert man sich immer, aber es gibt wirklich viele Frauen, die das mögen und sich so was gerne ansehen. Doch das wird irgendwie immer so vernachlässigt.

Kinder sorgen in Psycho-Thrillern meist für Unbehagen. War es für dich von vornherein klar, dass das Grauen in deiner Geschichte bereits in Kinderschuhen beginnt?

Vielleicht liegt es eher daran, dass ich nach dem Studium eigentlich einen Kinderfilm drehen wollte. (lacht) So sah mein ursprünglicher Plan aus. Ich arbeite nämlich wahnsinnig gerne mit Kindern. Mit ihnen etwas zu tun bereitet mir einfach Spaß. Und so dachte ich halt, einen Kinderfilm zu machen wäre etwas Tolles. Ich habe nun einen Horrorfilm gedreht, den Kinder zwar nicht sehen dürfen, aber ich hatte trotzdem die Möglichkeit dazu, mit ihnen zu arbeiten. Vielleicht kommt das also auch ein bisschen daher. Ich mag auch solche Vergangenheits-Ebenen. Ich mag es, zwei Zeitebenen zu erzählen, um zu zeigen, wieso die Menschen so sind, wie sie sind. Das liegt ja ganz oft in der Kindheit. Das fand ich spannend.

Welches dunkle Geheimnis umgibt die beiden Freundinnen?

Dann siehst du dich künftig also nicht unbedingt als reine Genreregisseurin?

Nein. Ich mag das Genre total, aber ich liebe auch die Romantic Comedy-Rubrik. Ich würde demnächst gerne eine Komödie drehen, einfach um mal etwas anderes zu machen und beim Schreiben und beim Ausdenken ein bisschen zu lachen. (lacht) Darauf habe ich jetzt Lust. Ich wäre aber auch daran interessiert, später irgendwann einen richtig tollen Genrefilm mit einer Menge Kohle und vielen Effekten zu machen. Darauf hätte ich auch Lust, aber nicht als nächstes Projekt. In nächster Zeit würde ich lieber etwas anderes, etwas Lustiges ausprobieren wollen.

Das Haus im Wald wirkt inmitten des Nebels und der dichten Bäume recht gruselig. Wie lange hast du für dieses Setting gesucht?

Also das Haus von außen und das von innen sind zwei verschiedene, leider. (lacht) Es war aber schwierig zu finden, sowohl außen als auch innen. Ich bin kein Fan von diesem Wechsel, weil mir das irgendwie nicht so liegt. Aber ich musste es machen, es also voneinander trennen und außen woanders drehen als innen. Das äußere Haus habe ich in Kahla gefunden, das liegt in Thüringen. Ich habe Fotos von den Locations und diesem Haus gesehen. Wir sind dann da hingefahren und direkt gegenüber von diesem Haus gab es dann tatsächlich diese Hütte, die Tims Haus ist. Und das war perfekt, weil es genau wie im Drehbuch war. Als ich da war habe ich außerdem ein Schild gesehen, darauf stand so etwas geschrieben wie: „Ruine in zehn Minuten durch den Wald“. Und das war echt ein bisschen spooky, weil sich zehn Minuten von diesem Haus entfernt tatsächlich diese Ruine befindet. Es war wirklich perfekt.

Mysteriöse Szenen spielen sich ab - was ist real?

Du hast in einem Interview betont, dass du französische Genrefilm magst. Was genau fasziniert dich an Beiträgen wie „Inside“ und „High Tension“?

Deren Filme haben starke Frauen. Die haben da einen weiblichen Helden und einen weiblichen Täter, was aber nicht automatisch bedeutet, dass es sich deswegen um harmlose Weichspül-Horrorfilme handelt - da geht es ordentlich zur Sache! Von „Inside“ war ich ziemlich geschockt. Ich glaube, ich habe den irgendwann mal am Vormittag und nebenbei beim Schreiben gesehen. Mir war so schlecht danach, dass an Frühstück gar nicht mehr zu denken war. (lacht) Ich fand es ziemlich beeindruckend, weil sie relativ konsequent in dem sind, was sie tun. Die nehmen die Frauenfiguren ernst. Es ist nicht so, dass die da Scream Queen-mäßig nach fünf Minuten sterben oder einfach nur das dämliche Opfer spielen. Und genau das mag ich.

Würdest du denn einen solch kompromisslosen Film wie „Inside“ auch mal machen wollen?

Ja, total gerne. Auf jeden Fall!

Das wäre hierzulande aber sicherlich schon wegen der Zensur ein Problem, oder?

Na ja, wir haben ja eine FSK ab 16 bekommen. Dann würde es da eben eine FSK ab 18 geben.

Oder es wird ganz einfach eine französische Ko-Produktion.

Genau, eben. Da hätte ich auch nichts dagegen. (lacht)

Kein Weg zurück - Hanna muss des Rätsels Lösung finden.

Viele Regisseure, die sich hierzulande an Horror versuchen, gehen irgendwann in die USA. Du hast gesagt, du hoffst darauf, dass nach einer neuen Welle an Genrefilmen auch mal welche hier bleiben und das deutsche Kino ein wenig unterstützen. Bedeutet das, du wärst einem Angebot aus Übersee eher abgeneigt?

Nein, das nicht. Eigentlich ist es mir ehrlich gesagt ziemlich egal, woher das Angebot kommt. Ob es jetzt aus Amerika kommt, aus England oder aus Frankreich, das spielt keine Rolle. Wenn es sich um ein cooles Drehbuch handelt, dann bin ich sicher dabei. Wenn ich also richtig Lust darauf habe, dann ist es mir egal, aus welchem Land es stammt. Aber ich sage nicht, dass ich auf jeden Fall nach Amerika gehe oder es mein Traum ist, da unbedingt hingehen zu wollen. Denn es ist einfach nicht so. Und ich finde, je mehr Gegenwehr wir gekriegt haben bei unseren Film, das Genre an sich und immer noch bekommen, desto mehr ist man trotzig und sagt: „Nein, wieso denn? Man kann es doch hier machen oder zumindest den Versuch wagen. Seid einfach ein bisschen mutiger. Ich bin Debüt-Regisseurin, also lasst uns doch einfach etwas ausprobieren“. Ganz viele meiner Kollegen würden gerne verschiedene Genres ausprobieren, die vielleicht nicht der typischen Komödie oder dem typischen deutschen Arthouse-Film entsprechen. Lasst doch alle Leute mal probieren, was sie wollen.

Du hast vor „Du hast es versprochen“ einige Kurzfilme in Szene gesetzt. Möchtest du es dabei belassen oder würde es dich reizen aus einem dieser Projekte einen Spielfilm zu kreieren?

(lacht) Das waren irgendwie auch alles Genre-Filme. Mein erster Kurzfilm ging über einen Kontrabass, der die Frauen seines Spielers umgebracht hat. (lacht) Daraus kann man bestimmt eine skurrile Horror-Komödie machen. Aber ich glaube, das war für einen Kurzfilm perfekt. Also eher nicht, denn ich habe im Moment so viele neue Ideen und wenn ich die alle drehen würde, dann wäre ich in den nächsten zwanzig Jahren ziemlich beschäftigt. Ich denke, die Kurzfilme sind schon gut so, wie sie sind.

>> verfasst und geführt von Carmine Carpenito




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