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Zimmer 205„Zimmer 205“ ist schon lange abgedreht. Kannst du uns sagen, warum der Start immer wieder verschoben wurde?

Der Genrefilm in Deutschland hat es halt nicht so leicht. Es gab viele Filme, die leider nicht so gut gelaufen sind, wie zum Beispiel „Wir sind die Nacht“ oder „Hell“. Und dann werden die Verleihfirmen auch ein bisschen unsicher, wenn sie selber ein Projekt haben, was in dieselbe Genrerichtung geht.

Wobei „Hell“ ja ziemlich positive Kritiken bekommen hat.

Ja, aber die Kritiken sind eben nicht die Zuschauerzahlen.

Hattet ihr auch mal überlegt, „Zimmer 205“ überhaupt noch ins Kino zu bringen?

Nein. Der Produzent hat immer gesagt: „Ich habe den Film nicht produziert, damit er direkt auf DVD erscheint.“ Dafür liegt er uns zu sehr am Herzen. Wir wollten alle diesen Film machen und hatten wahnsinnig viel Spaß dabei. Deswegen stand das für uns als Produktionsteam nie zur Debatte. Und mit 100 Kopien sind wir auch ganz gut dabei.

Welche Entdeckungen macht Katrin in den dunklen Schächten?

„Zimmer 205“ ist ein Remake des dänischen Films „Kollegiet“. Hast du dir das Original vor Drehbeginn angesehen?

Ich mag das Wort „Remake“ überhaupt nicht, weil ich finde, dass die beiden Filme wenig miteinander zu tun haben. Aber ich habe das Original gesehen. Der Regisseur hat zwar zu mir gesagt: „Guck ihn dir nicht unbedingt an“. Es ist nur eine kleine Grundidee, die wir irgendwann mal übernommen haben. Aber im Grunde ist unser Film schon etwas ganz Anderes, allein schon vom Unterhaltungswert her. „Kollegiet“ fand ich ganz ok. Die Idee war cool, aber mir war die Umsetzung nicht spannend genug. Deswegen hat Rainer (Matsutani, Anm. d. Red.) gesagt: „Schau ihn dir gerne an, aber nimm ihn nicht als Maßstab. Lass uns unsere eigene Geschichte drum herum bauen. Vor allem auch unsere eigene Figur.“ Und das haben wir dann auch gemacht.

Worin genau unterscheidet sich eure Version von der dänischen?

Es gibt Grundelemente, wie die Figuren, die ihre Basis in „Kollegiet“ haben. Was wir aber letztendlich aus diesen Figuren gemacht haben, ist schon ein großer Unterschied, allein vom Unterhaltungsfaktor her. Schau dir mal den Trailer zu „Kollegiet“ und zu „Zimmer 205“ an. Da wirst du feststellen, dass sich der Look und der Stil extrem unterscheiden.

Kommt am Set überhaupt eine ansprechende Atmosphäre auf oder ist es dafür zu sterilisiert?

Man wird schon sensibilisiert für Schockmomente. Wenn man permanent den ganzen Tag Panik und Todesangst spielt, dann plötzlich jemand aus der Ecke springt und schreit, erschreckt man sich vielleicht einen Ticken mehr als sonst. Man ist einfach empfänglicher für solche Sachen. Aber ich muss ganz ehrlich gestehen, dass wir eigentlich viel mehr gelacht als dass wir uns erschrocken haben. Du schreist den halben Tag lang wie am Spieß und irgendwann musst du darüber lachen, weil es so absurd ist.

Verzweiflungsschrei: Katrin ist mit ihren Nerven am Ende

Als ich „Zimmer 205“ gesehen habe, fühlte ich mich ein wenig an die „Ringu“-Filme erinnert.

Ja, unser Regisseur ist Halbjapaner und da kommt der Hang zum Genre auch so ein bisschen heraus. Den hat er auch schon immer gehabt. Er war so froh, diesen Film produzieren zu können. Auch deshalb, weil es eben so schwierig ist, solche Filme mit einem angemessenen Budget zu finanzieren. Rainer hat einfach eine totale Passion dafür. Deswegen war er auch genau der richtige Regisseur, um so etwas vor allem auch bildlich umzusetzen. Ich mag auch André Hennicke mit seinem Hut total gerne. Da steckt so ein bisschen Film noir mit drin. Und ich finde, dass es dadurch zeitlos wirkt. Einerseits gibt es aktuelle Themen wie Mobbing, aber vom Look und von der Stimmung her ist der Film irgendwie zeitlos. Das mag ich sehr gerne. Man sieht dem Film an allen Ecken und Kanten an, dass wir Lust hatten, ihn zu drehen. Gerade im Genre ist es wichtig, dass man die Leidenschaft der Beteiligten spürt und dem Film ansieht.

Du sprichst es gerade an: Mobbing an Unis. Hast du selbst studiert?

Ich habe nicht studiert, nein.

Denkst du denn, dass es an Unis so schlimm ist, wie ihr es im Film zeigt? Dass die höheren Semester die tieferen dissen zum Beispiel.

Ich kann das nur auf die Schulzeit beziehen und da war so etwas schon Thema. Zwischen den verschiedenen Altersklassen hat es sich immer ein bisschen gemischt. Die jungen Mädchen guckten eher nach den Jungs aus den älteren Klassen. Das war schon in der Schule so und ich kann mir vorstellen, dass sich das dann auch in der Uni weiterzieht. Es ist ein Genrefilm und es muss auch ein bisschen überspitzt sein. Wenn ein Genre etwas mehr draufpacken kann auf alles, dann ist es das Horrorgenre. Da darf einfach ein bisschen mehr Blut spritzen und es dürfen mehr absurde Sachen passieren. Es gibt natürlich schon viele Dinge, die stereotypisch überspitzt sind, wie in vielen anderen Horrorfilmen auch. Aber gerade in der heutigen Zeit mit Mobbing und den medialen Foren wie Facebook ist unser Ansatz schon ziemlich aktuell.

Du spielst die Neu-Studentin Katrin, die das erste Mal alleine wohnt. Kannst du dich noch an deine Gefühle erinnern, als du von zu Hause ausgezogen bist?

So wie bei Katrin, die sagt „Endlich weg vom Vater“, war das bei mir gar nicht. Ich war gerne zu Hause, weil ich zu meiner Mutter ein sehr gutes Verhältnis habe. Aber ich hatte schon immer Lust, selbständig zu sein und rauszugehen. Deswegen war das für mich wie ein kleines Abenteuer: Die erste eigene Entscheidung, die erste eigene Wohnung. Ich fand das großartig. Ich mochte total gerne von zu Hause ausziehen und mein eigenes Ding machen. Keiner, der sagt, dass ich den Abwasch machen muss, wenn ich ihn nicht machen möchte oder so etwas in der Art.

Im Wäschekeller geht es nicht mit rechten Dingen zu

Aber ganz ohne Regeln geht es in Studentenwohnheimen ja auch nicht.

Ich habe in einer WG gewohnt und wir haben uns alle super miteinander verstanden. Dieses Piesacken hatte ich in der WG nicht. Der eine hat immer gekocht, der andere hat abgewaschen und der nächste hat gestaubsaugt.

Katrin ist im Film zu Beginn unvoreingenommen. Wenn aber dann die schockierende Sache ans Tageslicht kommt, stellt sie Untersuchungen auf eigene Faust an. Wie siehst du die Entwicklung deiner Figur?

Sie hat viele verschiedene Ebenen. Als Zuschauer weiß man bei ihr manchmal gar nicht so genau, wer sie eigentlich ist, weil sie sich im Laufe des Films auch selber verliert. Sie geht mit viel Freude und Elan in dieses Studentenwohnheim und hat total Bock, einfach frei zu sein. Sie kann sich einfach loslösen von dem Leben, das sie vorher hatte, in dem es viele traurige Geschichten gab. Dann kommt ihr aber plötzlich diese Sache in die Quere und so wird sie doch wieder in ihre Vergangenheit zurückgeworfen, in ihre eigenen psychischen Verwirrungen. Einerseits ist sie ein optimistisches Mädchen, das auf einmal in einen Negativ-Strudel gerät, aber daraus dann wieder Kraft schöpft und sagt: „Ich ziehe das jetzt durch.“ Ich mag die Achterbahn, die Katrin im Film durchlebt. Du startest oben, fällst dann tief und kommst am Ende noch einmal hoch.

Spielst du solche greifbaren Figuren lieber als phantastische Rollen wie beispielsweise einen Vampir in „Wir sind die Nacht“?

Ich probiere eigentlich alles gerne aus. „Wir sind die Nacht“ war etwas ganz anderes für mich, so etwas habe ich vorher noch nie spielen dürfen. Dennis Gansel hat die Vampire ja sehr vermenschlicht gezeigt. Für mich als Schauspielerin ist es egal, ob es ein phantastisches Wesen ist oder nicht. Ich muss dem Ganzen nur ein Herz geben – ob es jetzt ein kaltes oder ein warmes Herz ist. Ich finde beides spannend.

Hat deine Wohnung eigentlich einen Waschkeller?

Nein, ich habe zum Glück eine Waschmaschine, seitdem ich ausgezogen bin.

Das mysteriöse Mädchen mit dem roten Pullover verfolgt Katrin

Ich würde nach dem Film wohl auch keine Wohnung mehr mieten, die einen Waschkeller hat…

(lacht) Waschsalons finde ich ja spannend, aber Waschkeller… Ich bin im Plattenbau groß geworden und bei uns gab es in der neunten Etage abgeschlossene Räume. Das sind die Etagen, in denen die Häuser zusammenlaufen. Und da gab es Waschräume – ohne Fenster. Dadurch fühlte sich das auch ein bisschen an wie ein Keller, obwohl man ganz oben war (lacht)

Hast du eine Lieblingsszene in „Zimmer 205“?

Aus meiner Sicht als Schauspielerin mag ich am Schluss die Tunnelgeschichten mit den Schornsteinen, die eklig, klebrig und düster sind. Solche Szenen heben sich von dem ab, was du sonst machst, wenn es kein Horror ist. Die körperlichen Dinge wie sich abseilen lassen… ich sah aus nach diesen Drehtagen, als hätte man mich verprügelt. Ich hatte zwar Knie- und Schienbeinschoner an, trotzdem war mein Schienbein komplett blau. Solche körperlichen Einsätze mag ich aber irgendwie. Aus Sicht eines Zuschauers mag ich die Morde sehr gerne. Da haben wir uns wirklich etwas einfallen lassen.

Glaubst du an Übernatürliches?

Ich finde es schade auszuschließen, dass es so etwas nicht gibt. Ich bin kein super esoterischer Mensch, aber ich glaube trotzdem an Energien. Und Energien sind ja auch in gewisser Weise Geister. Damit meine ich jetzt nicht die „Bettlaken-Form“, sondern eher leicht durchscheinende Figuren. Oder Visionen wie in unserem Film.

Katrin traut ihren Augen nicht

Bist du mit solchen Energien schon einmal in Berührung gekommen?

Als ich in München gedreht habe, gab es in der Wohnung einen Flurraum, von dem alle Zimmer abgingen. Und da habe ich immer das Gefühl gehabt, dass jemand in diesem Flurraum ist – egal, in welchem Zimmer ich gerade war. Als würde jemand vorbeihuschen. Wenn man das selber spürt, sagt man sich eher, dass es nur eine Einbildung ist. Aber es ging da nicht nur mir so. Ich habe die Geschichte erst nie jemandem erzählt, aber plötzlich gab es einen Freund, der meinte: „Ja, das merke ich auch.“ Derjenige war in der Wohnung und er hat dasselbe gespürt. Das finde ich dann schon komisch. Wenn zwei Personen unabhängig voneinander dasselbe gefühlt haben, dann ist da auch irgendwas.

Im Haus wohnte eine etwa 90-jährige Dame, die wir gefragt haben, ob es mal irgendeinen Vorfall in der Wohnung gab und wer darin gewohnt hat. Da sagte sie: „Ein Metzger mit seinen sechs Kindern.“ Und das fand ich dann schon ein bisschen spooky. Auch wenn damals angeblich nichts passiert sei. Ich habe aber schon manchmal das Gefühl, dass da irgendetwas ist. Genau definieren kann ich das nicht und auch nicht sehen oder anfassen. Aber mein Gefühl sagt mir, dass da irgendetwas sein kann. Ich glaube aber nicht an Besessenheit und solche Exorzismus-Geschichten.

Es gibt Kollegen, die schauen sich ihre eigenen Filme nicht an. Machst du das auch?

Nein. Es gehört für mich zusammen, Filme zu drehen und sie sich hinterher auch anzugucken. Man muss sich auch auf Kritik einlassen, um weiterzukommen. Wenn ich in einem Film sehe, dass mir etwas nicht so gut gelungen ist und ich es besser hätte machen können, hilft mir das ja wieder für mein nächstes Projekt. Deswegen finde ich es sogar wichtig, mich selber in Filmen anzugucken, um dadurch an mir zu arbeiten. Ich kann da auch rational rangehen. Wenn ich den Film das erste Mal sehe, bin ich natürlich auf mich fixiert.

Danach kann ich den Film aber gucken, ohne die ganze Zeit auf mich zu achten, sondern um den Film zu genießen und zum Rest etwas sagen zu können. Es ist natürlich auch ein schönes Gefühl für mich, wenn ich mich in großen Filmen sehe. Diese Berührungsangst mit dem „Ich kann mich selbst nicht sehen“ kann ich aus meiner Position als Schauspielerin nicht so ganz verstehen. Ich glaube, dass das oft auch ein bisschen kokettierend ist, wenn Leute sowas sagen. Damit muss ich umgehen können, wenn ich Schauspieler bin.

>> geführt und verfasst von Janosch Leuffen




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