Wenn man sich deine Filmographie so anschaut, fällt auf, dass du in beinahe jedem Event-Blockbuster der letzten Jahre mitgespielt hast: "Der Herr der Ringe", "Star Trek", die "Bourne"-Filme, usw. Wie fühlt sich das an?
Hmm, von dem Standpunkt aus habe ich noch nie darüber nachgedacht. Aber es ist natürlich schön, ein Teil von etwas so großem zu sein und mit so talentierten Leuten zusammen zu arbeiten.
Hast du denn eine besondere Verbindung zum Science-Fiction- und Fantasy-Genre? Das scheint ja dein Hauptarbeitsbereich zu sein...
Nein, eigentlich nicht. Ich bin zwar mit den Filmen von Ridley Scott und Stephen Spielberg aufgewachsen, aber ich glaube nicht, dass man in Hollywood eine Karriere nur in einem bestimmten Genre machen kann. Ich habe ja auch in ganz anderen Filmen wie "Red" oder "Black Water Transit" mitgespielt.
Deine letzten Filme waren ja alle recht düster: "And Soon The Darkness", das bald erscheinende "Judge Dredd"-Remake und natürlich "Priest". Wie kam es dazu?
Da stimme ich dir nicht zu. "Priest" ist meiner Meinung nach gar nicht so düster, sondern viel mehr ein unterhaltsamer Film für alle, die Filme mögen. Außerdem hatten wir eine Menge Spaß am Set, Regisseur Scott Stewart ist ein sehr netter Typ...
Immerhin geht es in "Priest" ja um Vampire. Orientiert sich der Film denn eher an klassischen Vampir-Darstellungen oder eher an der modernen "Twilight"-Variante?
Weder noch. Die Vampire sind dort eher wie einige Monster aus "Der Herr der Ringe": Sehr furchteinflößend, wilde Bestien...
Wie verlief denn die Arbeit am Set von "Priest" für dich?
Wie bereits gesagt: Es war ein großer Spaß! Als ich das Script zum ersten Mal las, war ich von der epischen Story direkt begeistert, besonders auch von der Hintergrundgeschichte meines Charakters, Black Hat. Irgendwie erinnerte mich das Drehbuch vom Feeling her an "Blade Runner".
Und, wie war es mal einen Bösewicht darzustellen?Sehr spannend. Black Hat war für mich vor allem interessant, weil er eigentlich für eine gute Sache gekämpft hat, dann aber sozusagen ?gefallen? ist und sich dem Bösen zugewandt hat.
Vielen Szenen im Film sehen sehr "digital", fast videospielartig aus. Habt ihr größtenteils nur vor der "Green Screen" agiert?
Hauptsächlich, ja. Aber die talentierten Menschen von der Make-Up- und Kostüm-Abteilung haben dafür gesorgt, dass man sich am Set trotzdem voll in die Story hineinversetzen konnte,
Der Film basiert ja auf einem Graphic Novel. Hast du dich unter Druck gesetzt gefühlt, den Erwartungen der Fans entgegen zu kommen?
Man denkt natürlich darüber nach, aber man sollte sich darum keine Sorgen machen, denn das ist nicht deine Aufgabe als Schauspieler. Film ist das Medium des Regisseurs und darum fällt er die kreativen Entscheidungen und du hilfst mit. So ist das eben immer in diesem Job: Manchen gefällt, was du machst, anderen nicht.
Hilft dir deine Theater-Erfahrung dabei, in diesen gigantischen Blockbustern zu spielen?
Absolut, das ist etwas, worauf ich immer zurückgreifen kann. Die Unterschiede zwischen Theater und Hollywood-Kino überwiegen natürlich, aber wenn ich etwa mit Scott an meinen Dialogen gearbeitet habe, hat mir diese Erfahrung sehr geholfen. Trotzdem: Einen Kampf auf einem fahrenden Zug, wie in "Priest", auf so etwas kann dich die Bühne kaum vorbereiten, das ist einmalig!
Hat der Zug sich denn tatsächlich bewegt?
Nun ja, eigentlich nicht. Aber trotzdem mussten wir uns dort auf dem Dach in sechs Metern Höhe prügeln, das war schon verrückt.
>> geführt und verfasst von Tim Lindemann