Jeepers Creepers: Reborn – Totalausfall: Comeback versagt auf ganzer Linie! [Review]

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Originelles, stilbildendes Horrorkino sieht sicher anders aus. Mit Jeepers Creepers – Es ist angerichtet gelang Victor Salva 2001 dennoch ein beachtlicher Erfolg. An den Kinokassen spielte der sich aus vielen unterschiedlichen Inspirationsquellen speisende Hinterlandschocker ein Mehrfaches seiner Produktionskosten ein.

Und unter Genrefans brachte es der halbwegs effektiv durchgetaktete Streifen um einen Dämon, der alle 23 Jahre erwacht, um sich an Menschen zu laben und sich dadurch zu regenerieren, zu einiger Beliebtheit. Zwei schwächere Folgewerke schienen allerdings das Ende der Reihe zu besiegeln.

Fünf Jahre nach Jeepers Creepers 3, der hierzulande nur noch auf Blu-ray und DVD das Licht der Welt erblickte, erreicht mit Jeepers Creepers: Reborn wider Erwarten ein weiterer Teil die großen Leinwände.

JEEPERS CREEPERS ohne Victor Salva

Interessanter als die vor Veröffentlichung entbrannten rechtlichen Streitigkeiten ist die Ausrichtung des neuen Films, an dem der Ende der 1980er Jahre wegen Kindesmissbrauchs verurteilte Franchise-Schöpfer Salva erstmals nicht beteiligt war. Im Lichte der #MeToo-Debatte hätte seine Involvierung zweifellos für Schlagzeilen und kontroverse Diskussionen gesorgt – wonach den Produzenten und dem verantwortlichen Studio sicher nicht der Sinn stand.

Das kreative Zepter schwangen stattdessen der finnische Regisseur Timo Vuorensola, der mit den Scifi-Nazi-Trash-Einlagen Iron Sky und Iron Sky: The Coming Race internationale Bekanntheit erlangte, und Drehbuchautor Sean-Michael Argo, die auf nahezu ganzer Linie versagen. Dass Online-Kritiken zu Jeepers Creepers: Reborn erst am Starttag erscheinen dürfen, ist bezeichnend für die Qualität des vierten Reihentitels, der – so offenbar der Plan – eine neue, von den Originalwerken gänzlich losgelöste Trilogie aus der Taufe heben soll.

Nun aber zum Film, dessen die Muster des ersten Kapitels zumindest solide kopierender Prolog noch kein echtes Desaster vermuten lässt. Nachdem ein älteres Ehepaar (Dee Wallace und Gary Graham) auf der Straße Bekanntschaft mit dem blutrünstigen Creeper gemacht hat, schütteln die Macher eine ihrer wenigen pfiffigen Ideen aus dem Ärmel.

Ein Horror Hound Festival in Louisiana

Durch einen Sprung in die Gegenwart landen wir im Auto zweier junger Menschen, die sich auf dem Weg zum Horror Hound Festival in Louisiana befinden. Das, was wir zuvor gesehen haben, ist offenbar ein Film, den sich der von unerklärlichen Phänomenen und gruseligen Geschichten magisch angezogene Chase (Imran Adams) auf seinem Handy anschaut. Der Creeper scheint bloß eine urbane Legende zu sein, die Mysterien-Fans verzückt und – das wird im Dialog behauptet – als Anregung für die ersten drei Filme diente.

Alles andere als subtil werden Chase und seine Freundin Laine (Sydney Craven) als gegensätzliche Charaktere eingeführt. Während er dem Düsteren und Makabren verfallen ist, steht sie als Biologin mit beiden Beinen auf dem Boden der Wissenschaft und hat – natürlich – keine große Lust, die Horror-Convention im Nirgendwo zu besuchen. Für dramatisches Gewicht sollen sein Plan, während der Reise um Laines Hand anzuhalten, und ihre Schwangerschaft sorgen, von der Chase nichts ahnt.

Lieblos eingestreute Attribute, die die Protagonisten unter dem Strich nicht facettenreicher machen. Schon früh zeichnet sich ab, dass bedingungsloses Mitfiebern mit diesen Pappkameraden nur schwer möglich ist.

Platte Nebenfiguren

Nicht weniger platt geraten die Nebenfiguren, die entweder dem Klischee der unheilvoll raunenden, etwas im Schilde führenden Einheimischen entsprechen oder als nervig-dümmliches Kanonenfutter herhalten. Einen kleinen Bruch erlaubt sich Jeepers Creepers: Reborn einzig im Fall des vermeintlich prototypischen Rednecks Stu (Peter Brooke), der dann doch auch seine andere Seite zeigen darf.

Als in seiner Gestik manchmal lächerlicher, insgesamt ernüchternd austauschbarer Antagonist geht vom wiedererwachten, nach neuen Kräften dürstenden Creeper nur wenig Verstörungspotenzial aus. Was ihn und seine Mythologie besonders macht, vermittelt sich an keiner Stelle, obschon Vuorensola und Argo seinem grausigen Wirken eine neue Dimension hinzufügen.

Erstaunlich ist auch, wie leichtfertig die Chance vertan wird, das Setting des Horror-Cosplay-Events für atmosphärische und schwarzhumorige Zwecke zu nutzen. Die Idee, den Dämon eben dort Chaos und Verwüstung anrichten zu lassen, hat ihren Reiz, weil man damit spielen könnte, dass die Besucher seine Blutspur lange Zeit für eine möglichst reale Performance halten und die Gefahr verkennen.

Ein typisch ranziges Gruselhaus

Aus unerklärlichen Gründen richtet der Film den Fokus irgendwann jedoch auf ein typisch ranziges Gruselhaus, in dem der Kampf zwischen Gut und Böse ausgefochten wird. Das Festival dient dem Regisseur letztlich nur für ein bisschen Budenzauber und ein paar groteske Bilder, die – üblichen Klischees folgend – das Horrorpublikum als eine Ansammlung von Freaks zeigen.

Ärgern muss man sich nicht nur über das eindimensionale Personal, bescheidene Schauspielleistungen und ein immer wieder greifendes Willkür-Prinzip (Peinlich etwa, wie zusammenhangslos das der Reihe ihren Titel gebende Lied in die Handlung gepresst wird). Aufs Gemüt schlägt einem auch die optische Gestaltung. Laines bereits im ersten Drittel einsetzende Visionen, die ohne erzählerische Überzeugungskraft eine Verbindung zum Creeper herstellen sollen, sehen schrecklich billig aus.

Und fast alle nächtlichen Außenszenen haben etwas irritierend Künstliches an sich, das jeden Anflug von Stimmung zerstört. Bei so vielen Baustellen möchte man fast unter den Tisch fallen lassen, dass die Computereffekte über dürftiges Niveau nicht hinauskommen. Um einen oben erwähnten Aspekt noch einmal aufzugreifen: An eine neue Trilogie mag man nach diesem Totalausfall beim besten Willen nicht glauben.

>> von Christopher Diekhaus

Jetzt im Kino: Jeepers Creepers: Reborn. ©Splendid Film

Geschrieben am 15.09.2022 von Carmine Carpenito



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