Der Kampf zwischen Vampiren und Werwölfen tobt wieder. Das schreckliche daran ist, die hübsche Selene mit den kristallblauen Augen ist mittendrin. „Underworld“ war trotz seines relativ geringen Budgets so erfolgreich, dass man sich gleich an die Arbeiten für einen Nachfolger machte. Len Wiseman, übrigens der Mann von Kate Beckinsale, nahm natürlich wieder auf dem Regiestuhl platz, um zu garantieren, dass seiner Schönen nichts passiert. Dafür nimmt er sogar in Kauf, dass sie sich spliternackt mit anderen Männern vor der Kamera wälzt. Mal ehrlich, wer würde einer Frau mit diesen Augen einen Wunsch abschlagen können? Vor allem, wenn sie dabei in einem hautengen Lederoutfit vor einem steht.
Wieder ist alles dabei, was Rang und Namen hat. Die Story setzt dort an, wo der Vorgänger aufhörte, und führt die einfach gestrickte Geschichte konsequent weiter. Noch härter, noch schneller und noch actionreicher. Kate Beckinsale geht auf’s Ganze und setzt ihr komplettes Waffenarsenal ein, welches um ein paar Kaliber erweitert wurde. Die Action steht klar im Mittelpunkt und nimmt den Großteil der Handlung ein. Neu ist aber, dass Selene auch Gefühle hat. So findet sie in Michael ihren einzig wahren Verbündeten. Scoot Speedman spielt dabei den Gründer einer neuen Rasse. Als Hybrid aus Vampir und Werwolf, kann ihm „fast“ niemand etwas anhaben. Selbst durch mehrmalige Schussverletzung lässt er sich nicht von seinem Plan abbringen, auch morgen noch kräftig zubeißen zu können.
Durch den neuen Aspekt der Gefühle, wird „Underworld: Evolution“ etwas mehr Persönlichkeit verliehen, als es noch beim Vorgänger der Fall war. Adrenalinjunkies müssen sich jedoch nicht vor einer Weichspülfassung fürchten, denn gefightet wird an jeder Ecke. Mit Marcus steht unserer Hauptdarstellerin ein stärker Gegner zur Seite. Seine Vorteile: er kann fliegen und ist nahezu unverwundbar. Hinzu kommt noch, dass er seinen Bruder endlich aus jahrelanger Haft befreien will, damit die Welt endgültig mit kleinen haarigen Monstern überschwemmt wird.
Blut fliest wie eh und je. Abgetrennte Körperteile fliegen in hohem Bogen durch die Luft. Mit rotem Saft wird dabei keinesfalls gespart, weshalb „Evolution“ auch glatt als FSK 18 Film durchgehen könnte. Das perfekte Blutbad also, mit viel Action. Apropos Action: diese nimmt im Film nämlich leider überhand. Da man sich von einem Schauplatz zum anderen kämpft, werden die Kampfszenen mit der Zeit langweilig. Aufgepeppt wird das Ganze dann nur durch wirkliche Highlights, wie einem Fight auf einem fahrenden Lieferwagen, bei dem nicht nur das Auto Federn lassen muss.
Kate Beckinsale ist wie geschaffen für die Rolle der kämpferischen Amazone. Einmal in das Lederkorsett geschlüpft, macht sie mit ihren Gegner kurzen Prozess. Nur die Liebesszenen zwischen Michael und Selene wirken leicht aufgesetzt. Die Umgebung ist dabei leicht gewandelt. So spielt das Epos jetzt vor verschneiten Hintergründen, lauschigen Berghängen und dichten Nadelwäldern. Was der Atmosphäre durch die kühle Farbgebung abgeht, ist die emotionale Seite.
Die größte Schwäche kommt bereits zu Beginn zum Vorschein. Die Handlung wurde noch ein wenig mehr runtergefahren und dafür mit viel Blut und Kampf aufgefüllt. Die seelenlose Hülle ist dann eben doch nur ein wackelndes Gerüst, um die Action zu rechtfertigen. Jedoch gibt Wiseman offen zu, dass er mit diesem Sequel kein Meisterwerk erschaffen wollte, sondern eher auf den Massenmarkt aus war. Actionsfans wird es sicherlich freuen, alle restlichen Kinogänger werden jedoch mit Müdigkeit zu kämpfen haben. Da hilft auch der volle Körpereinsatz der Darsteller nicht mehr viel. Bis auf die erwähnten Highlights am Anfang und im Finale gibt es nichts Neues, was Kinogänger lange fesseln dürfte.
Filmfans mit einer Neigung für das actionlastige Genre kann ich „Underworld: Evolution“ nur ans Herz legen. Wer sich mit dem Vorgänger nicht anfreunden konnte, wird den Kinosaal leicht gelangweilt verlassen. Überhaupt ist zu empfehlen, sich den Erstling vorher einmal genau anzusehen. Als eigenständige Episode ergibt dieser Film nämlich nicht wirklich Sinn und lässt Nichtkenner im Regen stehen, auch wenn mit kurzen Einblendungen immer wieder auf das Original hingewiesen wird. Am Ende bleibt ein durchschnittlicher Actionfilm, der hauptsächlich von seinen Darstellern lebt und nur bei einigen Sequenzen wirklich glänzen kann.