Moviebase Predators
Ein bisschen gefallene Engel sind sie. „In unserer Welt sind wir die Monstren“, wie eine Figur später im Film sagen wird, die sieben Männer und eine Frau, die sich in Nimród Antals Predators plötzlich auf einem fremden Planeten finden. Am Anfang stürzen sie, wie von einer göttlichen Hand losgelassen, aus scheinbar leerem Himmel in einen Dschungel hinein, nur mit einem Fallschirm ausgerüstet und den Waffen, die sie auf der Erde noch bei sich trugen. Kriminelle, Söldner und Soldaten, Spezialisten des Tötens sind diese Leute, und sollen so, Kenner des Predator-Franchise wissen jetzt schon Bescheid, würdige Gegner für jene leistungsorientierten Jäger sein, gegen die 1987 in John McTiernans Film schon Arnold Schwarzenegger angetreten war.
Damals gab Schwarzenegger den Kommandeur einer Söldnertruppe, denen im südamerikanischen Dschungel ein Geheimauftrag ziemlich in die Binsen ging, die dann aber einer nach dem anderen von einem „Predator“ gejagt und getötet wurden, bis der letzte Überlebende (natürlich Schwarzenegger) ihm mit eher traditionellen Kampftechniken und Fallen den Garaus machen konnte. McTiernans Predator bekam 1990 noch eine Fortsetzung, die in Los Angeles spielte, bevor in Alien vs. Predator zwei außerirdische Lebensformen aufeinander losgelassen wurden. Im darin thematisierten Kampf können die Menschen leider nur Nebenrollen einnehmen, und der Film, ein aus generischen Standardsituationen zusammengestöpselter Langweiler, spiegelt das auch wider. Erst Aliens vs Predator - Requiem hauchte der Serie wieder frisches Leben ein, und Antal verzichtet nun auf die Alien-Monstren und versucht sich daran, zu den Grundstärken der ersten Filme zurückzukehren.
Nicht nur das Setting im Dschungel verweist auf den McTiernan-Film von 1987, es wird auch direkt auf dessen Handlung zurückverwiesen und die Erzählstruktur, die aus den Protagonisten im Grunde die Figuren eines Abzählreimes macht, bleibt zunächst intakt. Aber die Drehbuchautoren Alex Litvak und Michael Finch halten sich keineswegs sklavisch an Altbekanntes, sondern fügen einiges hinzu - so kriegen etwa die Predatoren neue technische Gimmicks verpasst – und nutzen die Dynamik der Protagonistengruppe geschickt zur Spannungssteigerung aus.
Der Söldner Royce (Adrien Brody) etabliert sich fast sofort als Anführer der Gruppe, neben ihm gibt es unter anderem noch eine israelische Scharfschützin (Alice Braga), einen russischen SpezNas-Soldaten (Oleg Taktarov) und einen Yakuza (Louis Ozawa Changchien); ihre Namen spielen praktisch keine Rolle in der rasch voranschreitenden Handlung, denn über klassische Typen des Commandofilms kommt die Charakterzeichnung kaum hinaus. Erst mit dem Auftauchen von Noland (Laurence Fishburne), der schon seit längerem auf dem Planeten haust, dringt so etwas wie Leben und echter Wahnsinn in die Geschichte ein; leider verschwindet das allzu schnell wieder von der Bildfläche.
Auch Vorgeschichten haben die Figuren kaum - Predators ist kein psychologisches Drama, sondern vor allem an der wuchtigen Ausbreitung von Spannung und physischen Auseinandersetzungen interessiert. Hier allerdings gelingt Antal äußerst sehenswertes, fast schon rustikal anmutendes Actionkino: da wird gerannt, gerutscht, geschossen, gestochen und geflucht, nur gelegentlich verliert sich der Überblick in Schnittgewittern, dafür spritzt Blut - rot und neongrün - in expliziten Fontänen. Die fast schon introspektiven, ruhigen Momente, die McTiernans Original etwa für die Kampfvorbereitungen seines Protagonisten fand, sucht man hier vergebens: Rasch eilt der Film von einer Kampfszene zur nächsten Jagd, schafft es aber doch, dies nicht in völliger Gleichförmigkeit versinken zu lassen.
Ohne dass man das Kino mit großem Gewinn verließe, ist der Film durchgehend unterhaltsam und dem Franchise bemerkenswert, auf fast schon konservative Weise treu. Wenn dann der Yakuza in einem Feld wogender Gräser, das Schwert in der Hand, gegen einen Predatoren antritt, dann trieft nicht nur das visuelle Gedächtnis asiatischer Schwertkampffilme aus der Leinwand, es wird auch deutlich: Antal wusste genau, dass er es hier mit großem B-Kino zu tun hat, für das ihm ein A-Budget zur Verfügung stand. Er hat daraus mit spürbarer Begeisterung in Predators einen knalligen Film gemacht.
>> verfasst von Rochus Wolff