GEWALT IST KEINE LÖSUNG!
Nun, eine durchaus brauchbare Maxime im täglichen Leben, aber versucht das mal den Protagonisten aus Alexandre Ajas neuem Film beizubringen - euer Scheitern ist vorprogrammiert! Wie soll es denn auch anders sein, ist doch Familienvater Bob Carter aka Big Bob (Ted Levine) pensionierter Polizist, Typ "All American". Zusammen mit seiner Familie feiert er seine silberne Hochzeit in Form eines für seine Mitmenschen durchaus anstrengenden Road Trips in Richtung Californien. Mit an Board sind seine Ehefrau Ethel (Kathleen Quinlan), Sohn Bobby (Dan Byrd), Tochter Brenda (Emilie De Ravin) und die beiden Hunde Beauty und Beast. Auch ihre ältere Tochter Nummer zwei, Lynn (Vinessa Shaw), hat es sich nicht nehmen lassen, ihre Eltern samt Ehemann in spe Doug (Aaron Stanford) und ihrem kleinen Baby (der Vollständigkeit halber: Maisie Camilleri Preziosi) zu begleiten. Der gesamte Clan befindet sich nun also im Auto + Wohnanhänger mitten in der mexikanischen Wüste (Vater Bob meinte ja, unbedingt einmal die Wüste sehen zu müssen). Was die Familie jedoch nicht ahnt ist, dass in genau dieser Wüste vor einigen Jahren Atomwaffentests durchgeführt wurden. Bei den Bewohnern, die sich strikt weigerten das Gebiet zu verlassen, hinterließen diese Versuche bleibende (genetische) Schäden. In ihren Höhlen lebend wuchsen sie zu abartigen Monstern heran, deren mutierte Körper genauso ausufernd sind wie die Lust auf rohes Fleisch.
Bekannte Story, nicht wahr? Bei Fans des 70er-Jahre Horrorfilms sollten jetzt die Remake-Alarmglocken klingeln. Klingeln sie auch richtig, aber keine Panik: Alexandre Ajas gleichnamige Neuverfilmung von Wes Cravens '77er Horrorklassiker The Hills Have Eyes fällt nicht in den Schlund des geldgierigen Hollywood-Remake-Haies. Stattdessen ordnet er sich in ein Genre ein, das in jüngster Zeit durch Filme wie Haute Tension, House Of 1000 Corpses, The Devil’s Rejects und Hostel seine Auferstehung feiert. Die Geschichte samt ihres Plots, ihrer Figuren und der Gewalt die ihnen widerfährt befindet sich nun nicht mehr in sicherer Entfernung vom Betrachter, gefangen auf einer Leinwand, sondern nimmt im neuen Jahrtausend jeden Kubikzentimeter des Kinosaales ein. Jeder knackende Knochen, jeder Blutspritzer, jeder Herzschlag wird aktiv vom Zuschauer wahrgenommen und verarbeitet – Hochspannung pur ist garantiert! Aja setzt mit The Hills Have Eyes ein unmissverständliches Zeichen. Seine Message: Ihr „Scream“s und „Ich weiß was du letzten Sommer getan hast“s könnt euch mit eurem Girlie-Gekreische zum Teufel scheren – jetzt kommen wieder die Jahre zurück, in denen man sich schweißgebadet in den Kinosessel krallt und voller Anspannung in Richtung Leinwand schreit: „LAUF!“
Vom schwarzen Humor des original Hills lässt sich im Remake nur wenig finden – und wenn doch, dann äußert sich dieser in bitterem Zynismus, der einen zu allen möglichen Gemütsregungen anregt, nur nicht zum lachen. Überhaupt kann man froh sein wenn man überhaupt mal ein wenig Pause machen kann, denn sobald unsere Protagonistenfamilie erstmal mit platten Reifen und eingedellter Stoßstange mitten im Nirgendwo liegen bleibt, bekommt der Zuseher so gut wie keine Gelegenheit mehr zu verschnaufen. Kompromisslos – dieses Wort beschreibt den Umgang des Drehbuchs mit seinen Figuren im Film wohl am besten. Auf Genretypische Schemen oder gar Regeln wird keine Rücksicht genommen. Ob Mann oder Frau, jung oder alt, sympathisch oder zickig. Beim Töten wird diesen Unterscheidungskriterien keinerlei Beachtung geschenkt. Und das obwohl alle menschlichen (natürlich nicht mutierten) Charaktere aus dem Leben gegriffen sind und direkt aus dem Einfamilienhaus gegenüber stammen könnten. Seltsam in ihren Eigenheiten, aber dennoch glaubwürdig. Seltsam nur eben deshalb, weil sich Kleidungsstil und Verhalten teilweise sehr an den 70er Jahren orientieren. Aber: das ganze ist komplett gewollt, denn in mehr als dieser Form zollt Aja sein Tribut an die großen Vorbilder und das Original des Filmes. Da ist es nur selbstverständlich das im Hintergrund „California Dreaming“ aus (um die Brücke zur Gegenwart zu bauen) den Kopfhörern des iPods erklingt. Für weitere musikalische Effekte im Film ist das Musikerduo Tomandandy verantwortlich. Ihre ohnehin im Allgemeinen großartige Arbeit wächst im Falle von Hills zu einer fast virtuosen Tonspur an. Selten haben Soundeffekte und Musik einen solch angsteinflößenden Effekt gehabt wie hier. Besonders gegen Ende, im großen Finale, spitzt sich die Situation zu: sämtliche Urängste und Ekelgrenzen des Menschen werden in einen Mixer geschmissen und zu Feinstaub püriert. Ich muss sagen, Alex, die Hommage an Klassiker wie Texas Chainsaw Massacre und The Last House On The Left ist dir mehr als gelungen! Du hast es geschafft Verzweiflung und Angst in ihrer pursten Form ins 21. Jahrhundert zu transportieren. Vielleicht solltest du dir mal überlegen, dich an einen Tisch mit Rob Zombie zu setzen...
Doch bei all dem Licht hatten die Streifen der 70er-Jahre auch einiges an unfreiwilligem Schatten – so auch The Hills Have Eyes. Teilweise sind ein paar Szenen einfach alles andere als nachvollziehbar und logisch. Da wird die junge Tochter im hinteren Teil des Wohnwagens von einem der Mutanten vergewaltigt, während gegenüber die Mutter seelenruhig schläft und erst durch Schreie von außerhalb wach wird und, die Tochter unbeachtet lassend, nach draußen geht. Solche winzigen faux-pas ziehen sich leider durch den ganzen Film. Wie gut nur, dass man auch über einen Großteil von ihnen hinwegsehen kann und sie keine markanten Abrisse in der Handlung hinterlassen.
Alles in Allem ist The Hills Have Eyes ein wirklich guter Film der wohl noch besser rüberkommt, wenn Temperaturen jenseits der 40° C im Kinosaal herrschen um das unangenehme Gesamtgefühl des Streifens noch zu verstärken. Also nur was für harte Typen, auch was den Gewaltfaktor angeht. Ich hätte nicht gedacht, das man auf The Devil’s Rejects noch einen drauf setzen kann, aber Aja hat es geschafft. Gewalt in ihrer verrohtesten und abartigsten Form. Umso überraschender kommt dann doch das „Happy End“, das nicht nur überaus liebeserfüllt sondern auch durchwegs amerikanisch ist. The Hills Have Eyes reiht sich perfekt in die Reihe beispielhafter Neuverfilmungen ein. Von Alexandre Aja dürfen wir noch einiges erwarten. Ein Film, der Dich wie eine Axt ins Gesicht trifft!
>> geschrieben von Dominic Stetschnig
Aber selten hat mich ein Film so sehr gefesselt und geschockt wie THHE! Es ist noch nie vorgekommen, das ich bei einem Film so sehr mitgefiebert habe. Man leidet mit der Familie richtig mit, obwohl ich der Mutter am Anfang noch den Tod gewünscht habe, weil die mir mit ihrem Getue auf die Nerven ging. Aber als die Morde erst anfingen, war ich überrascht, wie bizarr und brutal der Regiesseur dabei vorging. Am meisten habe ich den Hund Beast angefeuert. Als er Beauty fand und so gewinselt hat, tat er mir richtig leid. Da habe ich mich rießig gefreut, als er seinem Namen Beast aller Ehre machen durfte!Was auch sehr gut gemacht wurde war der Charakter von Doug. Dieser Charakter macht die beste Wandlung im Film durch.
Vor allem wie er seine Familie rächt und seine Tochter befreit, ist vollkommen nach zuvollziehen. Dabei würde wohl jeder in gewissem Sinne zu einem Monster werden.
Das Ende des Films regt mich allerdings etwas auf. Denn wenn ich etwas nicht gebrauchen kann, sind es die Cliffhanger am Ende.
Aber wie schon gesagt, im Ganzen gesehen ein genial gemachter Horrorfilm, der von Sekunde zu Sekunde mehr an Fahrt zunimmt.
Noch nie habe ich so sehr mit den guten Charakteren mitgefiebert. Wie es schon DIVEMAN geschrieben hat, es war ein genugtuendes Gefühl, als die Bastarde ihre Rechung bekamen.
Ein Meisterwerk in Sachen Horrorfilm!
Aja liefert ein großartiges zweites Werk ab und weckt die Hoffnung, dass da mehr von ihm kommen mag.