Spread the love

Moviebase Let Me In

Let Me In
Let Me In

Bewertung: 60%

Userbewertung: 81%
bei 103 Stimmen

Jetzt voten:
Originaltitel: Let the Right One In
Kinostart: 15.12.2011
DVD/Blu-Ray Verkauf: 19.04.2012
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 119 Minuten
Studio: Overture Films / Hammer Films
Produktionsjahr: 2010
Regie: Matt Reeves
Drehbuch: John Ajvide Lindqvist
Darsteller: Chloe Moretz, Richard Jenkins, Cara Buono, Chris Browning, Dylan Minnette, Jimmy 'Jax' Pinchak, Kodi Smit-McPhee, Elias Koteas, Sasha Barrese, Seth Adkins, Ritchie Coster, V.J. Foster, Rachel Hroncich, Frank Bond, Brett DelBuono, Dylan Kenin, Gregory Leiker, Juliet Lopez, Deborah L. Mazor, Ashton Moio, Jon Kristian Moore, Rowbie Orsatti, Taylor Warden, Rebekah Wiggins, Nicolai Dorian

Wer im Jahre 2011 noch über die entmutigend große Anzahl an amerikanischen Remakes, Sequels, Prequels und Reboots in den Kinos jammert, der hat die Zeichen der Zeit ganz offensichtlich verkannt. Ist man weiterhin am Hollywood-Kino interessiert, bleibt einem nichts anderes übrig, als auch diese Filme als vollwertige Kunstwerke zu akzeptieren und sie auf dieser Basis zu kritisieren. Wer das nicht kann oder will, muss sich eben mit dem filmischen Output anderer Länder beschäftigen. Und ehrlicherweise muss man zugeben, dass Prequels wie "Planet der Affen: Prevolution" und Remakes wie "Piranha" auch als eigenständige Filme zu überzeugen wussten. So weit, so vernünftig. Für den Filmfan viel unangenehmer und zum regelrecht aus der Haut fahren, ist allerdings die Strategie Hollywoods, die sich in Filmen wie "Let Me In" oder "Quarantine" offenbart: Mag das ausländische Original auch gerade einmal ein bis drei Jahre auf dem Buckel haben, schon steht eine amerikanisierte Version bereit, oftmals glattgebügelt, glänzend poliert und klinisch rein.

Es sei vorweggenommen, dass Matt Reeves "Let Me In", das Remake des vielbeachteten, schwedischen Coming-Of-Age-Horros "Let The Right One In" von 2008, zu keinem Zeitpunkt die erschütternde Geistlosigkeit des ?Rec?-Remakes "Quarantine" erreicht. Tatsächlich gelingt Reeves die Umsiedelung der Story in den amerikanischen Kontext sogar recht gut: Schauplatz ist nun eine hässliche, verschneite Kleinstadt im Staat New Mexico in den 1980er Jahren, die eine ähnlich trostlose Atmosphäre ausstrahlt wie das schwedische Nest im Originalfilm. Reeves nimmt sich der düsteren, aber ruhigen Story behutsam an, verzichtet weitestgehend auf zusätzliche Dramatisierung oder reißerische Effekte. Nur hin und wieder wurden Veränderungen vorgenommen, die wohl für mehr Tempo und mehr klassische Horrormomente sorgen sollen, diese fallen dafür auch besonders negativ auf: Zum einen baut Reeves, der auch für das neue Drehbuch verantwortlich war, eine unnötige Verkomplizierung der Plot-Chronologie ein, die dem einzigen Zweck dient, den Film direkt mit einer "Action-Szene" beginnen zu lassen. Noch störender ist das deutlich erhöhte Quantum an Kunstblut, mit dem die geschickt platzierten Schockmomente des Originals in beinahe splatterhafte Exzesse verwandelt werden.

In eine ähnliche Richtung gehen die drastischen Make-Up-Effekte, die das Vampirmädchen Abby (im Original: Eli) zeitweise in eine reißende Bestie mit Haifischmaul und völlig entmenschlichtem Gesicht verwandeln. Lebte "Let The Right One In" gerade davon, dass die realistisch inszenierte, triste Filmwelt immer nur um wenige Grad in Richtung Horror verschoben wurde und genau dadurch Gänsehaut zu erzeugen wusste, folgt Reeves der Hollywood-typischen Maxime "Mehr ist Mehr". Der Regisseur versucht also durchaus nicht zu nah am schwedischen Vorbild zu bleiben, das ja auch in Amerika zumindest unter Filminteressierten nicht unbekannt ist. Das gelingt ihm besonders mit der Besetzung der beiden jungen Hauptfiguren Owen und Abby mit den Kinderstars Owen Smit-McPhee ("The Road") und Chloe Moretz ("Kick Ass"). Auch wenn letztere mit den intensiven Momenten des Skripts nicht immer glaubwürdig umzugehen weiß, vermögen beide doch grundlegend zu überzeugen und verleihen der Neuverfilmung im positiven Sinn wortwörtlich ein amerikanisches Gesicht.

"Let Me In" gelingt es also teilweise, eine eigenständige Stimmung zu erzeugen, die für Zuschauer, die nicht mit dem Original vertraut sind, sicherlich innovativ und gelungen wirkt. Gravierender sind allerdings die Momente, in denen dem Film eben dies nicht gelingt: Traurigerweise verlässt sich Reeves nämlich gerade in den stärksten, berührendsten und schockierendsten Momenten der Geschichte darauf, die Szenen des Originalfilms eins zu eins nachzustellen, vom Dialog bis hin zur Kameraeinstellung – es handelt sich bei "Let Me In" also keineswegs um eine reine "Neuinterpretation" der Romanvorlage. Damit offenbart der Regisseur nicht nur endgültig seine eigene Mut- und Fantasielosigkeit sondern sorgt auch dafür, dass seinem Film hochverdient das Prädikat "überflüssig" verliehen werden kann. Nicht, weil "Let Me In" ein schlechter Film wäre – hier stimmt sowohl handwerklich wie atmosphärisch sehr viel –, sondern weil es mit "Let The Right One In" einen Film gibt, der die exakt gleiche, wundervolle Geschichte mit mehr Courage, mehr filmischer Rafinesse und, ja, mehr Seele erzählt und der gerade einmal knappe drei Jahre alt ist. Zählt man sich zu den Menschen, darunter auch der Autor dieser Zeilen, die "Let The Right One In" für einen der besten (Genre-)Filme der letzten Jahre halten, darf man den soliden, aber komplett sinnlosen Neuaufguss "Let Me In" also ruhig aus vollem Herzen verachten.

>> verfasst von Tim Lindemann

100%
Toffifee
geschrieben am 04.11.2012 um 18:01 Uhr
Super Film, bekommt volle Punktzahl von mir. Finde den originalen total lahm, der hier war richtig schön, die beiden haben Ihre Rolle wirklich gut gespielt.
Catrin
geschrieben am 15.02.2012 um 00:44 Uhr
Auch Fans des nordischen Films können mit der amerikanischen Adaption durchaus etwas anfangen. Jede der beiden Versionen hat ihren Reiz . Und wären die Namen nicht eindeutig als englisch zu erkennen, könnte man ohne weiteres glauben, auch diese Version wäre eine skandinavische.Man muss nicht auf Teufel komm raus den Dogmatiker heraushängen lassen und auf Biegen und Brechen loyal sein - man sperrt sich damit nur selbst jeder neuen Sichtweise.
Fynn
geschrieben am 08.01.2012 um 12:36 Uhr
Ohne das Original zu kennen und ohne das Ganze jetzt wirklich richtig schlecht zu finden, hab ich doch recht schnell ein gewisses Desinteresse am Film gespürt. Und es gibt einfach zu viele - und auch gute - Filme, um sich dann mit halbgarem zufrieden stellen zu lassen. Aber ich kann natürlich nur von mir sprechen.
50%
bommel
geschrieben am 23.12.2011 um 21:09 Uhr
Das Orginal ist super und war auch USA tauglich keine Ahnung warum man diesen Film nochmal produzieren musste!
Tim
geschrieben am 21.12.2011 um 11:09 Uhr
@Usg: Du hast natürlich in gewisser Weise recht, aber ich schreibe die Kritik nun mal eben aus meiner Perspektive. Mir war klar, dass der letzte Satz für Unmut sorgen könnte - aber als großer Fan des schwedischen Films konnte ich mir das leider nicht verkneifen.
40%
Silver
geschrieben am 20.12.2011 um 21:19 Uhr
Habe nun auch den Film gesehen und muss sagen, dass er eigentlich funktioniert, also jedenfalls, wenn man das Original nicht gesehen hat. Der Film war in Ordnung bis gut, wohingegen ich das Original jedoch überragend fand und finde. Die Kinderdarsteller des Originals sind zu jeder Sekunde viel überzeugender als ihre bekannten amerikanischen Kollegen. Selbst im Original hat man viele Handlungsstränge weggelassen, weshalb der Roman noch viel gruseliger daherkommt. Das war eigentlich für mich der Hauptgrund mir die Neuverfilmung anzusehen, weil ich wissen wollte, ob nun fehlende Stränge übernommen wurden, aber das Gegenteil war der Fall... interessante Stränge des Orignals wurden hier getrost über Bord geworfen.Ich will den Film niemanden miesmachen... man sollte sich den Film anschauen und sich anschließend das Original zu Gemüte führen.
50%
Usg
geschrieben am 15.12.2011 um 14:35 Uhr
Gerade als Filmfan sollte man doch eigentlich wissen, dass das amerikanische Publikum zum großen Teil keinerlei interesse an ausländischen Filmen hat. Davon mag man jetzt halten, was man will, aber so ist es nun mal. Wenn Spielfilme so grottig synchronisiert werden, wie die paar Anime, die ich in der US Version gesehen habe, dann kann ich das sogar verstehen ;-)Dazu kommt noch, dass auch in den Medien praktisch nur interessant ist, was der Film in den USA einspielt, am besten gleich am ersten Wochenende. Vor diesem Hintergrund sollte also klar sein, dass Let Me In zwar ein Film ist, den die Welt eigentlich nicht braucht, der Film aber natürlich nicht primär für die Welt gemacht ist. Das Zielpublikum ist eindeutig das amerikanische, der Rest ist reine Zweitverwertung. Da der Film offensichtlich eines der besseren Remakes ist, braucht man ihn meiner Meinung nach nicht zu verachten... Die Masche mit den Remakes zieht übrigens auch bei uns ganz gut, wer hat denn schon die Originale von The Departed, The Ring oder The Grudge gesehen, außer echten Filmnerds? Wenn du also jemanden verachten willst, dann den durchschnittlichen Kinobesucher, denn für den wurden diese Filme gemacht.Ich würde so eine Kritik für das US Remake eines US Films gelten lassen, wo man davon ausgehen kann, dass die meisten das Original schon kennen. Da wäre eine 1:1 Kopie natürlich etwas frech. Bei Let Me In gelten meiner Meinung nach aber eben andere Kriterien. Auch wenn man natürlich erwähnen muss, dass es da noch einen Originalfilm gibt, sollte man immer berücksichtigen, dass das ein Film für ein Publikum ist, dass das Original nicht kennt und sich wahrscheinlich auch nie anschauen würde.
50%
Schini
geschrieben am 14.12.2011 um 16:51 Uhr
Eine herrlich vernichtende Kritik, sehr schön. Ich hab den Film noch nicht gesehn, bin aber großer Fan von der ersten Buch-Verfilmung. Nicht zuletzt auch deswegen, weil ich selbst 2 Wochen bevor ich den Film gesehn hab, für ein paar Tage in so nen Plattenbau in Schweden verbracht hab und mich die trostlose Stimmung sofort wieder im Griff hatte, sehr toller Film.Werd mir aber dennoch das "Hollywood-Remake" mal angucken, man will ja nich ohne ihn gesehn zu haben lästern ;)
Bewertung abgeben:




Godzilla x Kong: The New Empire
Kinostart: 04.04.2024Der allmächtige Kong und der furchteinflößende Godzilla treten gegen eine gewaltige, unbekannte Bedrohung an, die in unserer Welt verborgen liegt – und die ihre gesa... mehr erfahren
Furiosa: A Mad Max Saga
Kinostart: 23.05.2024Als die Welt untergeht, wird die junge Furiosa vom Grünen Ort der vielen Mütter entführt und fällt in die Hände einer großen Bikerhorde unter der Führung des Warlo... mehr erfahren