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Moviebase Delictum - Im Namen des Herrn

Delictum - Im Namen des Herrn
Delictum - Im Namen des Herrn

Bewertung: 45%

Userbewertung: 70%
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Originaltitel: No-Do
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 03.11.2009
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 95 Minuten
Studio: Eqlipse Producciones / EuroVideo
Produktionsjahr: 2009
Regie: Elio Quiroga
Drehbuch: Elio Quiroga
Darsteller: Ana Torrent, Francisco Boira, Héctor Colomé, Rocío Munoz, Francisco Casares, María Águila, Jon Ánder Aguirrezábal, Antonio Barbero, Andrea Bracamonte, Carla Canellas, Marisa Carrasco, Antonio Carreno, Javier Castell, Rafael Cendón, Miriam Cepa

Wenn eine kleine Familie in ein altes Haus auf dem Land zieht, womöglich noch auf einem Hügel gelegen und etwas einsam, dann weiß der Genrefan schon, was ihn erwartet: Hier hausen Geister, Dämonen oder irgendeine düstere Vergangenheit, deren Entdeckung Furchtbares auf die Familie herabbringen kann.

„The Messengers“ von den Brüdern Pang funktionierte, um ein beliebiges Beispiel aus den letzten Jahren zu nennen, nach diesem Prinzip, und „No-Do“ von dem spanischen Regisseur Elio Quiroga erfüllt da zunächst auch ganz die Erwartungen, die man an ihn richtet. Die Krankenschwester Francesca (Ana Torrent) fällt nach der Geburt ihres zweiten Kindes in eine postnatale Depression und hat permanent Angst um ihr Kind. Mit dem Umzug aufs Land und einer vorübergehenden Arbeitspause hofft ihr Mann, auf eine Besserung hinwirken zu können. Allerdings beginnt Francesca in dem alten Haus bald seltsame Geräusche zu hören, sogar Stimmen; und dann taucht eine mit Blut geschriebene Botschaft im Treppenhaus auf. Und eine alte Frau, gerade in einem Sanatorium aus jahrzehntelangem Schlaf erwacht, klopft immer wieder an die Tür.

Natürlich ist das eine Geistergeschichte, wie sie schon oft erzählt wurde, und natürlich ist es die psychisch labile Frau, die all diese Dinge wahrnimmt und der niemand Glauben schenkt. Aber „No-Do“ fügt der Geschichte eine filmische Ebene hinzu: Immer wieder sind Ausschnitte aus alten spanischen Wochenschauen zu sehen („Noticiarios Documentales“, auch „No-Do“ genannt - daher, naürlich, der ursprüngliche Name des Films) sowie aus geheimen, ebenfalls während der Franco-Diktatur gedrehten Filmen, die unter großer Geheimhaltung blieben, ausschließlich für den Vatikan bestimmt waren und vermeintliche oder tatsächliche übernatürliche Ereignisse und Wesen zeigten.

Das Pressematerial zum Film behauptet störrisch, diese geheimen 'No-Dos' im Auftrag der Kirche habe es tatsächlich gegeben, und der Autor dieser Zeilen sieht sich außerstande, dies zu falsi- oder verifizieren; für den Status des Films als Fiktion spielt das auch keine weitere Rolle. Im Kontext von „No-Do“ nehmen sie eine primär funktionale Rolle ein: als Mittel zum Zweck der Aufklärung, als Zeugen über Jahrzehnte hinweg, die auch dann noch sprechend sind, wenn die beteiligten Personen verstorben sind, verschweigen wollen oder sich nicht erinnern können. Zugleich vermischt der Film fröhlich seine Filmmaterialien: Da sitzen etwa Francesca und ihr Mann in der Küche, da bekommt das Bild plötzlich Flecken und Risse, wird schwarzweiß oder wenigstens von Farbe entsättigt, bevor wir nach einem Schnitt Szenen aus einer Wochenschau zu sehen bekommen. Das Filmmaterial passt sich den Zeitebenen an, von denen es berichtet, und die Grenzen zwischen den Zeiten scheinen brüchig zu werden.

Anstatt ein Filmmedien und -zeiten verbindendes Ereignis auf diese Weise verschlüsseln zu wollen, ist der ganze Wechsel in der Form nur wenig mehr als ein Gimmick, eine formale Abweichung vom Standard, die ganz amüsant ist - zumal Quiroga sie nur wohl dosiert anwendet, die aber keinerlei narrative Bedeutung hat. Viel effektiver ist der Regisseur hingegen in der Herstellung ganz konventionell gruseliger Momente. Da beschlagen Spiegel und bilden sich Schatten in der Luft. Aber auch mit viel einfacheren Mitteln erzeugt er, unterstützt von der Musik, angstbesetzte Szenen: mit einfachen Kameradrehungen, die den ganzen Raum in Bewegung bringen, dass dem Publikum schwindelig wird, oder Nahaufnahmen eines Babyfons.

Das Ende schließlich tritt ein wenig aus dem Geisterkino heraus und schlägt einen Bogen zu William Friedkins „Der Exorzist“. Das ist ein Vergleich, der kommen muss, er fällt für „No-Do“ aber nicht besonders vorteilhaft aus, dafür ist Quirogas Film schlichtweg nicht komplex genug.

Ana Torrent ist als Francesca zwar überzeugend in ihrer ständigen Sorge um ihr kleines Kind, aber wie sie mit den Enthüllungen der letzten zehn Filmminuten umgeht, die für sie fundamental sind, zeigt uns der Regisseur nicht einmal. Die Figur des Jesuitenpriesters und Psychiaters Miguel de Azpeitia (Héctor Colomé) schließlich ist vor allem eine Karikatur eines am übernatürlichen interessierten Kirchenmanns. Nicht, weil er gegenüber Francescas Erfahrungen so skeptisch wäre, im Gegenteil. Seine eigene Vorgeschichte wird aber so simplifiziert und seine Motivation bleibt so unklar, das allzu deutlich wird, dass er auch seine Rolle, wie die der geheimen Filmrollen, hier eine rein funktionale ist.

Wenn aber das Wirken der Erzählkonstruktion so deutlich hör- und sichtbar ist, dann hilft auch die Anlehnung an angeblich wahre Ereignisse nichts: Der Film wird dadurch kein bisschen besser.

>> verfasst von Rochus Wolff

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