Moviebase Reaping - Die Boten der Apokalypse, The
Sie erhielt den Oscar als beste Hauptdarstellerin im Boxerdrama „Million Dollar Baby“. Vor lukrativen Projekten kann sich die 33-Jährige kaum retten, kam mit „Freedom Writers“ und aktuell „The Reaping“ in diesem Jahr nach Deutschland. Weitere Filme sind bereits in Planung. Doch kann die attraktive Amerikanerin neben Dramen auch in einem Horrorthriller mit Bibeltouch bestehen? Ja, sie kann, aber das Gesamtwerk leider nicht.
Oscar-Preisträgerin Hilary Swank spielt die Missionarin Katherine Winter, die ihren Glauben verliert, als ihre Familie auf tragische Weise ums Leben kommt. Als Reaktion darauf profiliert sie sich als weltberühmte Expertin, die religiöse Phänomene als Humbug enttarnt. Eine Kleinstadt in Louisiana wird angeblich von den biblischen Plagen heimgesucht. Als Katherine den Fall untersucht, muss sie sich eingestehen, dass sich die Vorfälle wissenschaftlich nicht erklären lassen.
Die Geschichte über die zehn biblischen Plagen scheint noch nicht oft in Mysterie-Horrorfilmen untergekommen zu sein. Und die Handlung ist mit Sicherheit auch nicht jedermanns Sache, befasst sie sich doch stark mit der Bibel und dem Okkulten. Missionarin Winter verliert ihren Glauben, als auf einer Reise ihr Mann und die kleine Tochter ums Leben kommen. Fortan schläft sie keine Nacht mehr durch. Erst nachdem sie aufhört, zu beten, beruhigt sich ihr Gemüt. Nun wird sie in ein Dorf gebeten, in dem es zu einem unerklärlichen Unfall gekommen ist. Ein Gewässer färbte sich rot. Rot wie das Blut. Während den meisten sofort die erste von zehn biblischen Plagen in den Kopf schießt, bleibt Winter sachlich und versucht die Vorkommnisse wissenschaftlich zu begründen. Ein Fehler…
Das Prinzip kommt wahrlich simpel daher. Jede Plage wird munter abgeklappert. Während bei Slasherfilmen das „10 kleine Negerlein“-Muster mit Tötung der Protagonisten vollzogen wird, überträgt es sich hier eben auf die Plagen. Spannung bleibt dabei fast vollkommen auf der Strecke. Swank macht ihre Arbeit gut, keine Frage, auch ihre Kollegen vermitteln dem Zuschauer ein authentisches Gefühl des Geschehens. Aber langweilig wird es dennoch. Ein paar Buh-Effekte helfen hier und da, den an einigen Stellen vermissten Grusel wieder ein wenig auf den richtigen Pfad zu geleiten. Doch irgendwie platzen die Plagen einfach so in den Film hinein – und sind genauso schnell auch wieder verschwunden. Das Wasser wird rot, Fliegen sind plötzlich dabei, computeranimierte Heuschrecken belagern die Stadt, das Vieh stirbt, der Bauer ist ratlos. Ebenso das Publikum.
So dümpelt sich „The Reaping“ eher schleppend bis zum großen Finale. Mit einigen Rückblendungen, die vorher in der Handlung bereits in Träumen Winters aufgetaucht sind, wird hier noch so Einiges erklärt, bevor sich Swank dann in ihrer Figur wieder entschließt, zu glauben. Hätte sie das mal vorher getan. Mit viel Getöse und allerlei Aufklärungen, die auch – sollte man bis dahin alles durchblickt haben – einleuchtend und schlüssig sind, verabschieden sich die Boten der Apokalypse dorthin, wo sie hergekommen sind.
Aus dieser Idee hätte man doch wesentlich mehr rausholen können. Stephen Hopkins’ (A Nightmare on Elm Street 5, Predator 2) Regieleistung wirkt routiniert und setzt keine sichtbaren Akzente. Die Stärke des Films ist sein Cast, der seine Sache wirklich gut macht. Auch Anna-Sophia Robb als mysteriöse Lauren McConnell erinnert mit ihrem Blick zwar unverkennbar an den kleinen Damien aus „Das Omen“, passt aber in die Rolle des armen Mädchens und agiert gut.
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil sind die computergenerierten Effekte. Die Färbung des Gewässers muss wohl außen vor gelassen werden, da – so scheint es – tatsächlich ein See gefärbt wurde. Das Dahinscheiden der Kühe sieht etwas holprig aus, die dicken Heuschrecken dagegen können überzeugen. Zusammen mit dem sie begleitenden Summgeräusch legt sich dem ein oder anderen Zuseher sicherlich eine angenehme Gänsehaut auf. Neue Maßstäbe setzen die Effekte wahrlich nicht, was für diesen Film aber auch völlig irrelevant sein sollte.
Okkult scheint ein immer beliebteres Thema in Hollywoodproduktionen, vor allem im Horrorgenre, zu werden. Wir erinnern uns gerne an „Der verbotene Schlüssel“, der mit seinem raffinierten Plottwist am Ende für Freude sorgte. Dieser Plottwist gelingt „The Reaping“ nicht, hier wird schön aufgelöst und zu Ende geführt. Aber halt! Nicht ganz. Denn was der Zuschauer im Verlauf des Films vermutlich als Traum Winters deutete, entpuppt sich doch als Realität – und macht den Weg frei für ein Sequel.
Ob die Macher an Erfolg glaubten? Oder verließ sie der Glaube bereits vor Verwirklichung des Projektes? Wie dem auch sei: Herr, vergib ihnen und belasse es bei einem Film.
>> verfasst von Janosch Leuffen