Plötzlich sind sie da. Eine außerirdische Invasionsarmee, die mit uns und unserer Zivilisation kurzen Prozess zu machen scheint. Über allen großen Metropolen in Küstennähe tauchen bedrohliche, zunächst fälschlicherweise als Meteoritenschauer angekündigte Objekte auf, die eine tödliche Fracht beherbergen. Binnen weniger Stunden radieren sie ganze Landstriche aus. Panik, Chaos und anarchische Zustände sind die Folge. Für die US-Armee ist der Ernstfall eingetreten. Nun gilt es für die Männer und Frauen in Uniform, der erschreckend realen Bedrohung Paroli zu bieten und in den Krieg zwischen Menschen und Aliens zu ziehen.
Man kann "World Invasion: Battle Los Angeles" eines wahrlich nicht vorwerfen: Dass sich seine Macher mit einer allzu ausführlichen oder langatmigen Einleitung aufhalten würden. Stattdessen schmeißen sie uns unmittelbar in das ziemlich laute und unübersichtliche Geschehen. Im Schnelldurchlauf werden zunächst die letzten 24 Stunden vor Ankunft der wenig freundlichen gesinnten Aliens abgespult und uns dabei die späteren Protagonisten/Helden vorgestellt. Chef im Ring ist ein augenscheinlich desillusionierter Staff Sergeant (Aaron Eckhart), der mit seiner Vergangenheit und einer überaus schweren seelischen Last zu kämpfen hat. Er hat die Schnauze voll vom Militärdienst, was ihn jedoch nicht davon abhält, weiterhin durch und durch Patriot zu sein. So wird ihm beim Anblick von Stars and Stripes immer noch warm ums Herz.
Staff Sergeant Michael Nantz erhält das Kommando über einen kleinen, aber schlagfertigen Trupp Marines, deren Aufgabe es ist, hinter den feindlichen Linien im völlig zerstörten Santa Monica nach Überlebenden zu suchen. Ihnen bleibt nicht viel Zeit, will die Air Force doch bereits in wenigen Stunden mit B52-Bombern und anderen Kampfjets die Gegend großflächig unter Beschuss nehmen. Auf ihrem Himmelfahrtskommando wachsen die Soldaten nicht nur immer wieder über sich hinaus – hier werden praktisch im Minutentakt Helden geboren –, sie treffen auch auf Zivilisten, die sich ihnen anschließen, in der Hoffnung dieser Hölle noch lebend zu entkommen.
Zwischen den trashigen Alien-Filmchen der 50er- und 60er-Jahre und diesem Vertreter eines extraterrestrischen Feuerweks liegen Welten und gleich mehrere Generationen cineastischer Entwicklungen. Selbst im Vergleich zu den durchaus familientauglichen Blockbuster-Spektakeln eines Roland Emmerich oder Steven Spielberg schlägt "World Invasion: Battle Los Angeles" einen komplett anderen Ton an. Witz oder gar Ironie wurden aus Jonathan Liebesmans Werk praktisch komplett verbannt. Die wenigen Kalauer – für einen muss der gute John Wayne herhalten – fallen eher in die Kategorie "Galgenhumor". Fast könnte man meinen, dass die Amerikaner den 11. September als ihren kollektiven Albtraum auch im Science-Fiction-Genre "pflegen" und gleichzeitig als Larger-than-Life-Mahnung instrumentalisieren. Zumindest scheint sich eine solche Erinnerung nur bedingt mit leichter, unbeschwerter Unterhaltung zu vertragen.
Bildlich und vor allem im übertragenen Sinn fahren Liebesman und sein Team von Beginn an schwere Geschütze auf. Wo kein Raum für das Leichte ist, ist umso mehr Platz für Pathos, Kriegsrhetorik und militärische Muskelspiele. "World Invasion: Battle Los Angeles" kombiniert hierbei den Armee-Fetischismus eines Michael Bay mit der Optik der Bourne-Reihe. Auch ein Vergleich zu Ridley Scotts "Black Hawk Down" und dem inhaltlich verwandten "Cloverfield" drängt sich auf. Die penetrante Wackelkamera, die jede Orientierung lange Zeit unmöglich macht und Dynamik vortäuschen soll, erscheint wie das filmische Äquivalent zur Dauerfeuer-Option im Videospiel. Vor allem kann ihr penetranter Einsatz akute Kopfschmerzen und Apathie hervorrufen, zumal man keine Gelegenheit erhält, zu den ziemlich schlampig gezeichneten Charakteren wirklich eine Beziehung aufzubauen. Gerade Eckharts Sergeant mutet mehr wie eine patriotische Phrasendreschmaschine an, die einem kleinen Jungen, der soeben seinen Vater verloren hat, zum „kleinen Marine“ und Helden aufbaut. Von derart ekligen Szenen gibt es in diesem als SF-Spektakel getarnten Werbevideo für die US-Army reichlich.
Es steht außer Frage, dass der Film mit einigen beeindruckenden Aufnahmen des zerstörten Los Angeles aufwarten kann. Immer wieder unterbrechen schicke Totalen die auf Dauer ermüdende Wackel-Perspektive. Hier macht sich schließlich das im Vergleich zu "Skyline" sieben Mal so hohe Budget bemerkbar. Abseits seiner technischen Fertigkeiten, deren Qualität zumindest Effektjunkies zufriedenstellen dürften, hat "World Invasion: Battle Los Angeles" allerdings kaum etwas anzubieten. Keine ernstzunehmende Geschichte, keine Erweiterung des Alien-Themas, keine glaubhaften Charaktere, keine echte Spannung. Es bleibt bei einem lauten Getöse um (fast) Nichts.
>> verfasst von Marcus Wessel