Moviebase Piranha 3DD
Beißende Fische, die es auf Badetouristen abgesehen haben? Was schon vor über 30 Jahren kaum nach einem ernstzunehmenden Plot klang, reizte Regisseur Alexandre Aja im Jahre 2010 für sein Remake „Piranha 3D“ noch einmal gehörig aus. Der französische Filmemacher, der sich zuvor mit dem ultraharten Psychohorror „Haute Tension“ und dem „The Hills Have Eyes“-Remake einen Namen im Genre machte, setzte für seine Variante der mordlustigen Piranhas auf nackte Haut, große Brüste und ein wahres Splatterfest.
Das kam beim Publikum so gut an, dass eine Fortsetzung schnell beschlossen war. Diese musste allerdings ohne Ajas Mitwirken auskommen. Stattdessen setzte sich das Autorenduo Patrick Melton und Marcus Dunstan („Saw 3D – Vollendung“, „Feast“) an den Schreibtisch, auf dem Regiestuhl nahm John Gulager Platz. Die Geschichte spielt nun ein Jahr nach den Vorfällen im ersten Film und steht unter dem Motto „Double the Action. Double the Terror. Double the D‘s.“ Und diesem Slogan wird „Piranha 2“ in jeder Sekunde gerecht.
Nach dem blutrünstigen Piranha-Massaker am Lake Victoria vor einem Jahr ist in der beschaulichen Kleinstadt Merkin in Arizona wieder Ruhe eingekehrt. Dort betreibt Chet mit seiner Tochter, der klugen, aber schmalbrüstigen Maddy, den riesigen Wasserpark „Big Wet“. Um das Geschäft anzukurbeln ersetzt Chet die Bademeister einfach durch sexy Stripperinnen mit Körbchengröße Doppel-D unter der Aufsicht von Fernseh-Lifeguard David Hasselhoff höchstpersönlich!
Als die feucht-fröhliche Eröffnungsparty in vollem Gange ist, müssen das Team und die leichtbekleideten Gäste jedoch mit Schrecken feststellen, dass die prähistorischen Piranhas aus dem Lake Victoria doch nicht ausgerottet wurden…
Ganz ehrlich: wer mit irgendeiner anderen Erwartung als mit der, in den kommenden 70 Minuten den größten Trash zu sehen, die Scheibe in den DVD-Player legt, wird selbstverständlich maßlos enttäuscht und sauer sein. „Piranha 2“ hat rein gar nichts mit filmischer Kunst zu tun. Er bietet auch keinerlei erzählerischen Höhepunkte. Das, was diese Ansammlung an Nonsens und Ausgeflipptheit für den Zuschauer bereithält, ist ein Feuerwerk der Ironie; die Explosion des vollständigen Irrsinns. Hier möchte niemand einen Oscar für die beste schauspielerische Leistung gewinnen. Viel mehr scheinen alle Beteiligten nach der Goldenen Himbeere geradewegs zu schreien und würden sich für deren Erhalt sogar womöglich eine gebührende Dankesrede einfallen lassen. Und genau diese Haltung macht das Sequel zu einem an Absurditäten kaum zu übertreffenden Remake noch einmal eine ganze Spur bekloppter.
Regisseur Gulager lässt wirklich keine noch so peinliche Situation aus. Operierte Brüste klatschen in Zeitlupe aneinander, das Blut spritzt aus allen Ecken und Kanten und selbst die bissigen Piranhas legen eine Schippe drauf: sie nisten sich in menschlichen Bäuchen ein, um sich dann beim Geschlechtsakt am besten Stück des Mannes festzubeißen. Und noch dazu stellen die possierlichen Tierchen die gesamte Evolution mal eben auf den Kopf, wenn sie sich in letzter Sekunde ans Ufer retten und anfangen zu laufen. Das klingt alles wahnsinnig dämlich, bietet aber phänomenale und unglaublich kurzweilige Unterhaltung. Nur eines darf man wie eingangs erwähnt eben nicht vergessen: das Gehirn vor Beginn des Films entweder komplett herunterfahren oder am besten gleich irgendwo in den Untiefen des Zimmers versenken.
Welch großer Coup den Machern mit der Verpflichtung von David Hasselhoff gelungen ist, zeigt sich im Verlauf des Badespaßes. Zunächst als Autogramme schreibender Publikumsmagnet für die Eröffnung des Porno-Wasserparks engagiert, darf „The Hoff“ mit Fortschreiten der „Handlung“ seine ganze Coolness zeigen. Er nimmt sich und seine Karriere mit Onelinern wie „Ich bin kein Lifeguard – ich war auch nie einer“ herrlich selbst aufs Korn und macht als grantiger, von den Fans genervter Schauspieler außer Form eine tolle Figur. Szenenapplaus gab es bei Hasselhoffs verzweifeltem Versuch, endlich mal wirklich jemandem das Leben zu retten. Mit Rettungsboard und knallroter Badehose sprintet er zum selbst eingesungenen originalen Baywatch-Musikthema in Megazeitlupe ins Wasser und freut sich über seine Aktion wie ein kleines Kind.
In „Piranha 2“ ist alles maßlos übertrieben und knallbunt. Freunde von herumfliegenden Gedärmen kommen wie schon beim Erstling wieder voll auf ihre Kosten. Darüber hinaus verstehen die Drehbuchautoren Melton und Dunstan, den direkten Vorgänger durch Schießorgien bei klassischer Musik liebevoll zu persiflieren, während Gulager durch den dreimalig hintereinander (!) verwendeten Vertigoeffekt einem Meisterwerk des Tierhorrors huldigt. Das ist Trash in seiner besten Form und wer sich darauf einlässt, erlebt eine perfekt unterhaltende, 70 Minuten kurze Splattercomedy.
Das, was „Piranha 2“ sein will – nämlich ein turbulentes, vollkommen sinnfreies Hochglanz-Trashvergnügen in der dritten Dimension – ist er absolut geworden. „Coolere Action. Fiesere Fische. Größere Brüste.“ Selten beschrieb die Werbezeile einen Film so treffend wie in diesem Fall. Beim und nach dem relativ kurzen Abspann sollte man unbedingt noch sitzenbleiben. Neben den üblichen Outtakes erfahren wir dann auch, in welchem Film wir „The Hoff“ demnächst erleben dürfen.
>> verfasst von Janosch Leuffen