Moviebase Hostel 3
Einige osteuropäische Länder fanden es gar nicht so lustig, als der durch „Cabin Fever“ berühmt-berüchtigt gewordene Filmemacher Eli Roth vor sechs Jahren mit seinem neuen Werk aufschlug. Foltertourismus in dieser Form sei in den in „Hostel“ behandelten Ländern gar nicht vorzufinden, so der Vorwurf an Roth. Unbeeindruckt davon wurde ein wesentlich schwächerer Nachfolger mit nahezu identischer Geschichte produziert. Und schließlich wird das Triple mit dem nur für den DVD-Markt hergestellten „Hostel 3“ weitergeführt – allerdings ohne das Mitwirken Roths. Bleibt zu hoffen, dass das Unternehmen Foltertourismus nun endlich ein Ende hat. Der dritte Teil der Reihe ist trotz seiner knappen Laufzeit von gerade einmal 79 Minuten nämlich ein einziger Krampf.
Immerhin einen Schauplatzwechsel können die Macher vorweisen. So wurde die Handlung ins Spielerparadies Las Vegas verlegt. Doch der Schauplatz gerät fast zur Nebensache. Vier Freunde, die – oh Wunder – einen Junggesellenabschied in der schillernden Stadt feiern wollen, geraten in die Hände von skrupellosen Verbrechern. Wie? Natürlich getrieben von der Lust auf heiße Nutten, die sich mit wackelnden Hinterteilen und wenig Stoff auf der Haut den Start einer großen Karriere in Hollywood erträumen. Was Roth im Original noch nahezu über die komplette Hälfte der Spielzeit ausreizte, wird hier lediglich als Mittel zum Zweck benutzt.
Allgemein wurde die gesamte Idee des Erstlings über den Haufen geworfen. Zerrte „Hostel“ vor allem mit seiner Rohheit und der schonungslosen, gemächlichen Darstellung der Folterung an den Nerven, ist der dritte Film aalglatt und fast schon ästhetisch. Aus der damaligen kammerspielartigen One-to-One-Situation zwischen Peiniger und Opfer wurde eine Tortureshow für die, die Geld im Überfluss haben und einfach mal ein bisschen zocken wollen. Hintergedanken oder gar ein kritischer Blick auf die Gesellschaft fehlen hier gänzlich. Die gelangweilten Anzugträger sitzen zu mehreren im Kinosaal und wetten, welches Folterinstrument der ausführende „Arzt“ wohl als nächstes auswählt. Liegt man richtig, gewinnt man. Liegt man falsch, ist das liebe Geld dahin. Man mag Roths Werk vielleicht wenig Authentizität unterstellen, aber immerhin hatte er eine Aussage: Um einen neuen Nervenkitzel zu bekommen, dürfen die in Geld schwimmenden Geschäftsmänner ja eben selber foltern. In „Hostel 3“ fällt dieser Reiz aber weg. Grundidee passé.
Nicht mal mehr schockieren kann uns das Gezeigte. Das ist ein verdammt laues Lüftchen, welches Regisseur Scott Spiegel („From Dusk till Dawn 2“) losschickt. Das Boshafte, Dreckige ist verpufft. Die Folterszenen sind – gegenüber „Hostel“ – geradezu lasch. Wer angesichts des DVD-Covers erneut auf durch Kettensägen oder Bohrmaschinen zersetzte Körperteile hofft, guckt in die Röhre. Bis auf eine Axt im Oberkörper eines Wärters bleiben die Grausamkeiten aus. Hinzu gesellen sich peinliche Dialoge. „Wenn's um Muschis geht, kenne ich keine Freunde“ ist der Leitsatz einer der Freunde. Ein Paradebeispiel dafür, wohin die Reise des Films geht. Auch die Beweggründe von Carter, der ja eigentlich zur Clique gehört, sich aber dann – und das darf man an dieser Stelle verraten – als Mitglied des Elite Hunting Clubs entpuppt, sind mehr als abstrus. Weil sein Kumpel ihm seine Liebe weggenommen hat, wird er nun gerächt und halt gefoltert. Ein realistischer Blick auf die Gesellschaft sieht anders aus.
Das lächerliche Ende setzt dem Ganzen dann letztendlich die Krone der Absurdität auf. Nur die Gewissheit, dass diese Filmschmach damit endlich vorbei ist, bringt Freude. Was für ein in jeder Hinsicht misslungener Abgang eines desaströsen Machwerks. Eine ansprechende Bewerbung für weitere Arbeiten liefert Spiegel mit seiner gesamten Mannschaft wohl nicht ab. Warum in aller Welt sich Thomas Kretschmann („Dracula 3D“) für die Mini-Rolle des Spielchefs hat hergeben lassen, wird nur er alleine wissen. Sicherlich werden sich aber auch in Zukunft sowohl für Regisseur als auch für Darsteller ähnlich minderwertige Projekte finden, die dann als Rohrkrepierer im Regal verwesen. „Hostel 3“ gehört zweifelsohne zu diesen.
>> verfasst von Janosch Leuffen