Moviebase Braindead
Wie die brutalste Komödie der Filmgeschichte die Welt eroberte...
Es gibt wohl nur wenige Filme die ein ganzes Genre so geprägt haben wie unser heutiges Exempel: wegweisend in der Technik, den Effekten und dem enorm wichtigen Unterhaltungsfaktor – das Alles wurde sich zu Herzen genommen und mit einer witzigen Geschichte, sympathischen Darstellern und einer Menge Enthusiasmus verwirklicht. „Braindead“ aus dem Jahre 1992, die essence absolué eines Funsplatters, der unereichten Kultstatus bei den Fans erfuhr und bis heute nichts davon eingebüßt hat.
1954, mit der netten Anspielung an King Kongs Heimatort, lässt Peter Jackson die Geschichte auf der Insel Skull Island beginnen, welcher eine Gruppe von Wissenschaftlern ein mysteriöses Tier entledigen wollen. Der Beginn einer Tragödie, denn dieses Tier überträgt mit einem Biss einen hochwirkungsvollen Virus welcher das Opfer im Handumdrehen in einen Zombie verwandelt. Blöderweise passiert solch ein Unfall aber nicht auf der Insel sondern in einem friedlichen neuseeländischen Zoo – der Auslöser für ein Kette voller Missgeschicke, an deren Ende der schüchterne Lionel (Timothy Balme) steht, der sich nun mit einer Heerschar von hungrigen Untoten konfrontiert sieht.
Die Geschichte mag auf den ersten Blick nicht sonderlich spektakulär für einen Splatterfilm aussehen, doch ist es in Wirklichkeit die Lustigste die ein solcher Streifen jemals besaß. Dutzende an brüllendkomischen Details, Dialoge die zu chronischem Zwerchfellkrampf ausarten oder eben einige der innovativsten Methoden lebende Tote aus seinem Haus zu entfernen. Es ist kein Splatterfilm der mit ein paar Scherzchen den Filmfluss auflockert, sondern das Vorzeigebeispiel dafür, harte Effekte mit genialem Humor zu verbinden. Fast wie ein Cartoon mag es dem Zuschauer vorkommen, der von den Massen an menschlichem Lebenssaft regelrecht besudelt wird – trotzdem wirkt es nie aggressiv, kaltblütig oder gar verherrlichend. Gewalt findet sich hier in höchster Stilisierung vor und wird in allen Belangen überspitz wie in extremsten Maße humoristisch eingesetzt – wahrscheinlich würde ich selbst schärfste Kritiker wie meine Mutter bei dem ein oder anderen Zucken der Mundwinkel beobachten können; sei ihr verziehen. Es kann zu keinem Zeitpunkt eine verherrlichende Selbstzweckhaftigkeit noch eine beabsichtigte Verrohung ausgemacht werden und deswegen sollte man als Gegner dieser „filmischen Abartigkeiten“ immer einen zweiten Blick wagen.
Unvergessliche Szenen gingen in die Filmgeschichte ein, Andere finden immer wieder Beachtung in hitzigen Gesprächen eingefleischter Fans – nicht unerwähnt möchten an dieser Stelle die zum Brüllen komische Spielplatzszene oder eben die berühmt berüchtigte Rasenmäherszene, welche mit einer Rekordsumme von 300 Hektolitern Kunstblut bis heute unangefochtenen Kultstatus erfährt. Auch die alltäglichen Situationen von unserem schusseligem Antihelden Lionel prägen sich in das geschundene Filmfanhirn ebenso wie das etwas andere Dinner mit Folgen. Jackson beweist mit seinem riesigen Spektrum an Ideen und Einfällen sowohl in visueller, als auch effekttechnischer Hinsicht gigantische Fantasie, welche er mit diesem Film in einer furiosen Inszenierung verwirklicht hat und deswegen zu Recht bis heute an der Spitze des Funsplattergenres steht.
Eine Abwechslung und teilweise Vermischung verschiedenster Stilmittel und inszenatorischer Attraktivitäten, lassen den Film nie langweilig, uninteressant oder einfallslos werden, was auf das perfekte Gefühl für Timing zurück zu führen ist. Jackson hat enormes Talent was sich nicht nur in den Effekten oder dem Humor erkennen lässt, sonder auch augenscheinlich im Gefühl für Bilder, da sich auch schon in „Braindead“ wundervolle Kameraeinstellungen finden lassen, die auf so hohem Niveau nur noch von einem Sam Raimi gesehen wurden.
Der schüchterne Schwächling, von der Mutter unterdrückt und den Mitmenschen belächelt, durchlebt einen Wandel und wird zum rettenden Helden, der von der heimlich Verehrten nun geliebt wird – eine herrliche Parodie dieser Thematik im Gewand neuseeländischen Ideenreichtums. Dies wurde durch die Bank umwerfend von den Darstellern präsentiert, keiner wirkt unmotiviert oder lustlos, im Gegenteil da jeder seinen Spaß am Schauspielern sowie am Drehen dieses Films hatte und folglich voller Hingabe „Braindead“ durch seine Darsteller zu einem Sympathiebolzen werden lassen.
In Neuseeland blutet kein Mensch mehr als Peter Jackson, denn der steckte in diesen Film so viel Herzblut, dass man schon sehr schwer daran tut dieser glitschigen Filmperle nicht zu verfallen. Warum auch, wenn man in einer Spielzeit von 107 Minuten nicht mehr an Unterhaltung, wohlgemerkt auf dieses Genre bezogen, bekommen kann. Weniger ein Splatter mit Humor, als eine brutale Komödie. Natürlich sollte jeder Fan wissen zu welcher Version des zensurgejagten Films er greift - das ungeschnittene Original sei deswegen jedem Horrorfan wärmstens empfohlen. Sympathisch, frisch und ungehemmt überzeugt „Braindead“ in allen Belangen – jetzt ist Schluss, ich muss in den Garten – der Rasenmäher wartet...
>> geschrieben von Benjamin Johann