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Moviebase Lockout

Lockout
Lockout

Bewertung: 65%

Userbewertung: 60%
bei 44 Stimmen

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Originaltitel: Lockout
Kinostart: 10.05.2012
DVD/Blu-Ray Verkauf: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 98 Minuten
Studio: Film District
Produktionsjahr: 2012
Regie: James Mather, Stephen St. Leger
Drehbuch: Luc Besson, James Mather, Stephen St. Leger
Darsteller: Guy Pearce, Maggie Grace, Peter Stormare, Joseph Gilgun, Lennie James, Tim Plester, Mark Schrier, Yan Dron, Charlie Kranz, Patrick Cauderlier

Luc Besson hat als Regisseur mit seinen frühen Filmen "Leon" und "Nikita", allen voran aber wohl mit dem genialen Sci-Fi-Kitsch-Epos "Das Fünfte Element" die Optik und den Stil moderner Blockbuster entscheidend mitgeprägt. In den letzten Jahren ist er als Regisseur eher unangenehm mit obskuren Filmen à la "Arthur und die Minimoys" aufgefallen und hat sich dafür umso stärker als Förderer junger Talente in seiner Rolle als Produzent hervorgetan. So auch bei "Lockout", einem lauten, schnellen Sci-Fi-Thriller, bei dem er die Regie dem Debüt-Duo Stephen St. Leger/ James Mather anvertraut hat. Davon einmal abgesehen ist "Lockout" ein Besson-Film erster Güte, was sicherlich auch an der Co-Autorschaft des Produzenten liegt. Hier gibt es markige Sprüche, entschieden eindimensionale Comic-Charaktere, viel Geballer und eine nicht allzu dringlich formulierte sozial-verträgliche Botschaft. Kurz gesagt: Die Art von "good clean fun" mit der Besson berühmt geworden ist.

Tatsächlich ordnet sich "Lockout" sowohl inhaltlich wie stilistisch perfekt ins Werk Bessons ein: Der Film erscheint wie eine exakte Mischung aus "Das Fünfte Element" und der harten Action aus "Taken", den Besson ebenfalls produzierte. Rein storytechnisch bezieht sich "Lockout" aber vor allem auf einen großen Klassiker der düsteren Science-Fiction: John Carpenters "Die Klapperschlange". Hier wie dort engagiert ein völlig korrupter und verdorbener Staatsapparat der Zukunft einen großmäuligen Outlaw um eine Person des öffentlichen Lebens aus der brutalen Anarchie einer Gefängniskolonie zu retten. War es bei Carpenter der US-Präsident selbst, ist es in diesem Fall seine junge Tochter (Maggie Grace, wie schon in "Taken" in der Geiselrolle). Statt Snake Plissken folgen wir in "Lockout" einem Typen namens Snow (Guy Pearce), der zu Unrecht der Spionage verdächtigt wird und eben so wie sein Vorbild aus den Achtzigern nie um einen unflätigen Spruch verlegen ist.

Pearce fühlt sich leider in der Rolle, die Kurt Russel damals mit Leib und Seele ausfüllte, weniger wohl: Als großspuriger Action-Held mit gigantischen Oberarmen wirkt der Schauspieler leicht über- beziehungsweise unterfordert und erscheint daher oft fehl am Platze. Auch mit der Besetzung von Maggie Grace haben sich Besson und Co. keinen Gefallen getan. Die Rolle des eitlen Society-Girls, das sich langsam zur taffen Kämpferin aufschwingt, mag ohnehin undankbar sein, Grace vermag sie aber auch nicht mit Leben zu füllen. Gelungen sind dagegen (wie oft bei Besson) die Nebenfiguren, hier besonders in Gestalt der skrupellosen Häftlinge sowie der nicht weniger skrupellosen Regierungsmänner. Während die einen eine direkte, körperliche Bedrohung für das Heldenpaar aus Snow und Präsidententochter darstellen, ziehen die anderen im Hintergrund die Fäden, entscheiden per Knopfdruck über Leben und Tod.

Dank solch simpler, aber konsequent durchgeplanter Figurenkonstellationen wirkt "Lockout" trotz seiner modernen Ausstattung, den hohen Produktionskosten und dem durchweg rasanten Tempo auf angenehme Art und Weise altmodisch. Auch, dass der Film nicht wie wild von Setting zu Setting jagt, sondern das Raumstation-Gefängnis als Schauplatz gründlich erkundet, trägt zu dieser Empfindung bei. Nicht zuletzt ist die Figur des Snow ein deutlicher Rückgriff auf Action-Bausteine vergangener Jahrzehnte, in denen ein Superheld keine komplexe Origin-Story mit düsteren psychologischen Problemen vorweisen, sondern vor allem ordentlich die Sau rauslassen musste. Schade, dass der Film seine zur Schau gestellte Simplizität vor allem gegen Ende verrät, indem die Suche nach dem von Anfang an völlig uninteressanten McGuffin, einem mysteriösen Koffer, zusehends in den Vordergrund rückt. Anstatt mit dem Verlassen der Raumstation zu enden, heftet Bessons Drehbuch noch eine unnötige Coda an die Story, in der selbstreflexiv aber reichlich einfallslos einige Erzählklischees aufs Korn genommen werden. Trotz dieses etwas faden Nachgeschmacks liefert die Besson-Schmiede mit ?Lockout? wieder verlässlich ab: Buntes Popcorn-Krawallkino mit geringer Halbwertszeit aber hohem Spaßfaktor.

>> verfasst von Tim Lindemann

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