Moviebase Dark, The
Grundgütiger! Als ich im Kino zum erste Mal den Trailer zu "The Dark" in Augenschein nehmen konnten, wuchsen in mir die Erwartungen. Wunderschöne Bilder, düstere Atmosphäre, spannende Story. Das klang, nach der schier endlosen Durchschnittskost, die dem Fan der klassischen Grusler in den letzten Monaten aufgetischt wurde, nun wirklich nach einem vielversprechenden Filmchen! Und wohl wahr: The Dark hat in der Tat haufenweise interessante Ansätze und Ideen, die aber leider bereits im Keim erstickt werden.
Dabei fing doch alles so gut an! Der Vorspann wurde mit wunderschön stimmigen Bildern der "Isle Of Man" (Insel in der irischen See) unterlegt. Durch die gewaltige visuelle Kraft und einem virtuosen Score etablierte sich schon hier eine schleichend unheimliche Atmosphäre. Das ganze wurde natürlich schnell zunichte gemacht, denn bereits früh kam das erste, große "Buh!". Alles natürlich dicht gefolgt von schnell geschnittenen Einzelbildern, hauptsächlich düstere Fratzen und andere schaurige Begebenheiten zeigend. Nun gut, jeder Film muss irgendwie in die Gänge kommen, bei The Dark wurde eben wieder mal Schema F gewählt. Dieses Schema wird, zum Leid des Zuschauers, über den ganzen Film hinweg durchgezogen. Nun sagt man ja "Gut geklaut ist halb gewonnen". Dieser gut gesagte Satz ist aber leider auch nur halb wahr.
Fast schon schamlos liefert uns Regisseur John Fawcett einen Abklatsch diverser Horrorstreifen der letzten Jahre. Zweifelsohne fällt der Gedanke zunächst auf die nahezu 1:1 kopierten Szenen von Gore Verbinskis Meisterwerk The Ring. Das fängt natürlich schon beim mittlerweile obligatorischen, kleinen Gruselmädchen an. Sarah, die vom Reich der Lebenden ins Reich der Toten (genannt Annwn, eine Art walisisches Jenseits) wandert, und Ebrill, die es genau andersrum macht. Die beiden machen einen auf "wer ist gut und wer ist böse?", was der Story aber relativ egal zu sein scheint - hauptsache es gibt genügend Schockeffekte. Erhofft euch jedoch bitte keine Albträume, wie Samara Morgan sie euch bereitet hat.
Im Vergleich zum "little black haired girl out of the well", gehen diese beiden süßen Mädels sang- und klanglos unter. Leider sind diese Schocks nicht, wie bei The Ring, virtuos eingesetzt, sondern belaufen sich auf plötzlich eintretende, laute Geräusche mit anschließender Flashback-Mörder-Blut-"Bringen-wir-mehr-Licht-in-die-Story" Sequenz.Und da wir ja alle wissen, dass Schockeffekte allein noch lange keinen Film machen, bringen wir doch gleich noch ein bisschen Ring'sche Dramturgie in die Story. Eine zentrale Rolle spielt in dieser Hinsicht die Mutter/Vater/Kind Beziehung, die ja durch Filme wie Hide&Seek, Godsend, The Ring 1+2 und Dark Water in letzter Zeit wieder mehr an Bedeutung im Genre fand.
Sarahs Mutter Adelle (Maria Bello) und Vater James (Sean Bean) sind vom Tod ihrer Tochter sehr angeschlagen. Noch weniger beruhigend ist es natürlich, ein komplett verwahrlostes Mädchen, die behauptet über das Verschwinden der Tochter bescheid zu wissen, kurz darauf in Sarahs Bett vorzufinden. Wieder werden Flashbacks genutzt, um zu zeigen, dass die Beziehung zwischen Mutter und Tochter nicht die beste war. Streitereien und Handgreiflichkeiten nagten am Zusammenleben. Bei anschließenden Recherchen in der Bücherei (virtuelles Zeitungsarchiv, schwarz-weiß Fotos von Menschen in altertümlichen 50er-Jahre Klamotten, dazu treibender Score...aahm, hallo? The Ring??) findet Sarah heraus, dass in ihrem neuen zu Hause früher ein verrückter Priester lebte, der nicht nur in einer Abdeckerei nebenan Schafe tötete, indem er ihnen "das Dunkle" per Schädelspaltung aus den Köpfen rausbohrte, sondern gleich mit dazu seine Tochter killt, die, welch Überraschung, die gar nicht mehr so tote Ebrill ist/war. Der Gute kam jedoch gar nicht mit ihrem Tod zurecht, und da kam ihm die keltische Mythologie natürlich gelegen. Diese besagt nämlich, das ein Toter ins Reich der Lebenden zurückgeholt werden kann, indem man einen anderen Lebenden dafür ins Reich der Toten schickt. Ein solches Totenportal befindet sich, rein zufällig, am Fuße der Klippen des Hauses. Väterchen Priester überredet seine Glaubensgemeinde also zum kollektiven Suizid (Frau springt von Klippe, Kamera ist hinter ihr positioniert...ahm, The Ring???) und finanziert so die Wiedererweckung seiner Tochter. Ebrills Rückkehr aus dem Reich der Toten tut den an der Farm ansässigen Schafen gar nicht gut, diese drehen nämlich durch, fallen reihenweise tot um oder stürzen sich ebenfalls die Klippen runter (Schafe...könnten das nicht genausogut Pferde sein??? Ihr wisst auf welchen Film ich anspiele...). Daddy sieht das nicht gern und unterzieht sie sogleich den selben Foltermethoden, die schon die Schafe durchstehen mussten: er will ihr "das Dunkle" austreiben. Flashforward, wir sind wieder in der heutigen Zeit: Adele beschließt kurzerhand, sich mit Ebrill nach Annwn zu wagen, um ihre Tochter Sarah zurückzuholen. Doch ehe sie sich versieht, findet sie sich selbst auf dem Folterstuhl wieder, gefesselt, ihre Tochter im Angesicht.
Dem Ganzen folgt dann natürlich noch ein Wahnsinns-Plottwist, der aber gar nicht so wahnsinnig ist. Er reiht sich eben perfekt in die Durchschnittskost ein. Doch genug der negativen Punkte: The Dark ist durchschnitt, aber deshalb eigentlich kein schlechter Film. Die Optik des Streifens ist überzeugend, die wunderschönen Naturaufnahmen der Isle Of Man, die düsteren Sets (wie zum Beispiel die unheimliche Abdeckerei oder das mysteriöse Dachzimmer), oder die wunderschön surreal gestaltete Welt des Annwn - The Dark ist ein wahrer Augenschmaus! Optisch ist die Umsetzung von Simon Maggins Roman "Opferlamm" also durchaus gelungen. Was den Rest angeht, so bleibt der Film auf einem eher lauwarmen Niveau. Und so verschwindet das Abenteuer schnell in der Versenkung. Kein Mystery-Thriller wie Schatten der Wahrheit, kein Grusel wie in The Ring. Eingefleischten Fans von Geisterfilmen wird The Dark nur ein müdes Gähnen entlocken, das schreckhafte Publikum jedoch sollte bedient sein.