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Moviebase The Incident

The Incident
The Incident

Bewertung: 65%

Userbewertung: 68%
bei 13 Stimmen

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Originaltitel: Incident, The
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 24.08.2012
DVD/Blu-Ray Verleih: 27.07.2012
Freigabe: FSK 18
Lauflänge: 81 Minuten
Studio: Artémis Productions, Marquis Productions
Produktionsjahr: 2011
Regie: Alexandre Courtes
Drehbuch: S. Craig Zahler, Jérôme Fansten
Darsteller: Rupert Evans, Dave Legeno, Anna Skellern, Richard Brake, Kenny Doughty, Eric Godon, Joseph Kennedy, Darren Kent, Marcus Garvey, Sandro Mastronardi, Ian Lyons, Biondolillo Pascal

Vom Musikvideo nach Hollywood. Immer wieder finden sich Regisseure, die sich diesem Motto verschrieben haben. Namhafte Beispiele sind unter anderem der französische Filmemacher Michel Gondry, der zu Beginn seiner Karriere Clips für die Sängerin Björk und die House-DJs Daft Punk realisierte und spätestens seit „Vergiss mein Nicht“ auch in Hollywood ein gefragter Mann ist. Ebenfalls nicht zu vergessen sind der Frankfurter Marcus Nispel (Clips für Janet Jackson und Billy Joel, im Kino mit „Conan“ oder „Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre“) oder Spike Jonze (R.E.M., Beastie Boys und „Wo die wilden Kerle wohnen“). Nun versucht auch Alexandre Courtès nach Musikclips unter anderem für U2 und Kylie Minogue im Spielfilmmetier Fuß zu fassen. Sein Debüt wirkt für einen Newcomer überraschend stimmig und unerwartet derbe.

Und auch wenn sich die Geschichte zunächst nicht sonderlich innovativ anhört, so hält sie doch eine gute Ausgangssituation für ein düsteres Szenario bereit: Einer ziemlich erfolglosen Rockband stehen harte Zeiten bevor. Die Disziplin einzelner Musiker lässt zu wünschen übrig und die Miete für den Proberaum muss auch irgendwie bezahlt werden. Auch das in eine Studioaufnahme investierte Geld erweist sich als fehlgeschlagene Anlage. Um über die Runden zu kommen, verdingen sich die Freunde ihre Zeit als Köche in einer Psychiatrie. Der Job ist schlecht, aber für ihren Traum nehmen sie das in Kauf. Jeder neue Tag scheint wie der vorangegangene. Bis ein Unwetter die Stadt heimsucht und ein Blitzeinschlag die Elektrik des gesamten Gebäudes zerstört.

Ab diesem Moment gerät die Situation zunehmend außer Kontrolle. Plötzlich befinden sich die Insassen des Gefängnisses auf den Fluren und tun alles, um aus dem Gemäuer zu entkommen. Die Freunde sehen sich einem ungleichen Kampf ausgesetzt und müssen erfahren, dass ein Widerstand gegen die aufgebrachte Meute nur gemeinsam möglich ist…

Eine Psychiatrie, ein Stromausfall, mordende Häftlinge. Die Kerbe des Erstlingswerks von Courtès erscheint auf dem Papier eindeutig. Jedoch zeigt der Franzose wider Erwarten einen gelungenen Mix aus schwarzem Humor und expliziter Gewaltdarstellung. Anfänglich dürfen seine Protagonisten eine gewisse Zeit mit Gesprächen verbringen. Dabei lernt auch der Zuschauer die schräge Musikergruppe besser kennen. Diese Typen scheinen wie gemacht für eine Rockband, als Köche allerdings wirken sie deplatziert. Und eben dadurch gelingt es ihnen, Sympathien für sich zu erzeugen. Das geschieht vielleicht nicht gerade durch ihre ungeschickten Handlungen. Vielmehr würde man es den Jungs einfach gönnen, ihrem Traum von einem Leben als Rockstars ein Stückchen näher zu kommen. Es sind liebenswürdige Charaktere, die keiner Fliege etwas zuleide tun.

Umso trauriger, dass ausgerechnet diesen Antihelden das absolute Grauen bevorsteht. Das bereitet Courtès gemächlich vor. Bis zum ausschlaggebenden Wendepunkt gestaltet er die Geschichte zwar lustig, zu jeder Zeit aber beklemmend und trist. Die Farben sind karg, das klinische und vergilbte Weiß zieht sich durch das sterile Setting. Auch wenn es bereits zig Horrorfilme gibt, die in solchen Institutionen angesiedelt sind: Krankenhäuser, Gefängnisse und Kliniken sorgen auch heute immer noch für einen ordentlichen Grundgrusel. Den nutzt Courtès aus, wenn mit einem Mal der Blitz in die Gemäuer fährt.

Ab diesem Punkt geht es kompromisslos mit allen Mitteln des Splattergenres zur Sache. Die Goreszenen nehmen minütlich zu und letztlich dürften sich nur noch Hartgesottene vor den Bildschirmen befinden. Es wird mitunter sogar richtig turbulent, was angesichts des verhaltenen Beginns eine Wendung um 180 Grad bedeutet. Die Psychopathen machen Jagd auf alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Und unsere Rockband befindet sich, so leid es uns tut, mittendrin. Da tun abgebissene Finger und mit Eisenstangen malträtierte Bäuche besonders weh.

Bei aller Hektik in den dunklen Fluren fehlt es der Inszenierung jedoch an einer grundlegenden Dynamik. Die Actionszenen sind zwar recht ansehnlich, allerdings muss die Hatz zwischenzeitlich durch längere Dialoge an Tempo einbüßen. Der Albtraum wird somit etwas weichgespült. Denn um eine erforderliche Dramatik kommt dann auch Courtès nicht herum. Mitten im Gefecht lassen die Köche ihr Leben Revue passieren, erinnern sich an das, was gut war, während wenige Meter die nächsten Angreifer schon im Anmarsch sind.

Alexandre Courtès ist mit seinem Spielfilmdebüt „The Incident“ (im Original „Asylum Blackout“) ein solides Genrewerk gelungen. Darin kann sich der Regisseur auf engagierte Schauspieler (unter anderem Rupert Evans aus „Hellboy“ und Dave Legeno aus „The Raven“ und „Snow White and the Huntsman“) verlassen. Punktet der Film in der ersten Hälfte mit seinem trockenen Witz und einer eher ruhig gehaltenen Kameraarbeit, geht es bald blutig und brutal her. Eine Sichtung sollten aus diesem Grund nur weniger zart Besaitete in Erwägung ziehen.

>> verfasst von Janosch Leuffen

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