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Moviebase Oldboy

Oldboy
Oldboy

Bewertung: 75%

Userbewertung: 75%
bei 30 Stimmen

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Originaltitel: Oldboy
Kinostart: 05.12.2013
DVD/Blu-Ray Verkauf: 10.04.2014
DVD/Blu-Ray Verleih: 10.04.2014
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 104 Minuten
Studio: Vertigo Entertainment
Produktionsjahr: 2013
Regie: Spike Lee
Drehbuch: Mark Protosevich
Darsteller: Samuel L. Jackson, Josh Brolin, Elizabeth Olsen, Richard Portnow, Michael Imperioli, Sharlto Copley, Lance Reddick

Wenn Hollywood Jahrzehnte alte Filme aus den eigenen Reihen wiederbelebt, hat das meist nur einen wirtschaftlichen Nutzen. Wenn die Traumfabrik aber wenige Jahre alte Werke aus dem Ausland fürs heimische Publikum adaptiert, hat das noch einen ganz anderen Hintergrund. Die Amerikaner besuchen in der Regel bevorzugt Filme, in denen Stars aus dem eigenen Land zu sehen sind. Das Original einfach zu synchronisieren und ins Kino zu bringen, würde sich für das Produktionsstudio nicht rechnen.

Deswegen werden dann wie im Falle von „Oldboy“ schon mal rund 30 Millionen Dollar locker gemacht, um die Arbeit von Chan-wook Park („Stoker“) unter der Regie von Spike Lee („Malcolm X“) mit Josh Brolin, Sharlto Copley, Samuel L. Jackson und Elizabeth Olsen in den Hauptrollen den amerikanischen Besuchern schmackhaft zu machen. Sicherlich nicht zu Unrecht wurde das Remake von Freunden des Originalfilms bereits während des Drehs runtergeputzt. „Oldboy“ gilt in Fankreisen als Kult und psychische Qual. Umso überraschender, dass Lee ein ultrahartes Stück gelingt, das zwar nicht an seine Vorlage herankommt, aber dennoch fesselt.

Der Werbemanager Joe Doucett (Josh Brolin) erwacht nach einer von Alkohol geprägten Nacht in einem Hotelzimmer. Kein normales, wie der Familienvater bald herausfindet. Die Tür ist verriegelt und Fenster fehlen. Nur über einen Fernseher erfährt Joe, was in der Welt außerhalb des Raums geschieht. Eines Tages berichten die Nachrichten über den Tod seiner Frau, für den er verantwortlich gemacht wird. Nach 20 Jahren wird Doucett unerwartet freigelassen. Er schwört blutige Rache und macht sich auf die Suche nach denen, die ihn so lange festgehalten haben.

Auf seinem Rachefeldzug trifft er die junge Marie (Elizabeth Olsen), mit der er eine Beziehung eingeht. Gemeinsam kommen sie dem Grund für Joes Gefangenschaft auf die Spur. Der mysteriöse Adrian (Sharlto Copley) scheint hinter der Entführung zu stecken. Doch welches düstere Geheimnis verbirgt er?

Für die englischsprachige Verfilmung wurden einige inhaltliche Änderungen durchgeführt. Weshalb aus 15 Jahren Gefangenschaft plötzlich 20 werden, bleibt unklar. Joe schreibt kein Tagebuch, sondern Briefe an seine Tochter und holt sich in bester „Cast Away“-Manier mit Blut einen Freund ins Zimmer. Auch hält sich Lee wesentlich länger mit seinem Protagonisten im Gefängnis auf als es Park tat und bringt damit auch eine Ebene ins Spiel, die es so im Original gar nicht gibt. Eine Szene wurde entscheidend abgeändert, was Intensität einbüßt und den Eindruck hinterlässt, dass die amerikanische Bevölkerung mit einem anderen Umstand wohl nicht klargekommen wäre. An anderen Stellen kupfert das Drehbuch dann aber nahezu haargenau ab. Die zwei Jahrzehnte werden mit den erinnerungswürdigsten Bildern aus jedem Jahr im Schnelldurchlauf abgespult. Spätere Ausflüge in Joes Vergangenheit besuchen die Figuren wie ein Museum.

Die größte Veränderung dürfte der Härtegrad sein. Lee verschont den Zuschauer nicht und zertrümmert Köpfe mit Hämmern, gibt dem Sprichwort „Salz in die Wunde streuen“ eine bildliche Bedeutung und bricht Gliedmaßen. Brolin überzeugt dabei als kahlrasierter, eiskalter Rächer Joe, dem nichts mehr heilig ist. Blutiges Highlight seines Feldzugs ist eine minutenlange Plansequenz durch Fabrikgänge, die Joe mit einem Messer im Rücken beendet.

Diejenigen, die das Original nicht kennen, werden es nicht bemerken, die anderen dafür umso mehr: Der erhöhten Brutalität ist geschuldet, dass Schmerzen zwar physisch groß sind, die psychischen aber abflachen. Es gibt einige Ungereimtheiten, die vor allem den Ausgang des ganzen Szenarios weitaus weniger glaubwürdig aussehen lassen als in Parks Werk. Lee nimmt den gleichen Twist, sein Weg dahin ist jedoch unrunder und nicht authentisch.

Stilistisch lässt Lee dagegen nichts anbrennen. Bis auf einige konventionelle Zwischenstücke gelingt dem Regisseur ein visuell ansprechendes Remake mit tollen Bildkompositionen. Der Cast kann sich ebenfalls sehen lassen. Brolin kennt keine Gnade und schafft den schauspielerischen Spagat zwischen verzweifeltem Vater und kompromisslosen Rächer. Olsen sorgt mit ihrer Darstellung als hilfsbereite  Marie für das genaue Gegenstück und schlägt sanftere Töne an. Copley hingegen gefällt als fieser, gelackter Bösewicht, dessen Absicht auf den ersten Blick wie völliger Unfug wirkt, sich im weiteren Verlauf aber als perfides Spielchen herausstellt. Und Jackson darf als Handlanger von Copley nicht nur austeilen, sondern muss auch schmerzhafte Phasen über sich ergehen lassen.

„Oldboy“ ist eine für den amerikanischen Markt zugeschnittene Neuauflage eines Meisterwerks, die in Sachen körperliche Härte eine gehörige Schippe drauflegt, dafür die seelische Emotionalität links liegen lässt. Lees Arbeit tut dennoch ungemein weh und schockt mit expliziter Gewaltdarstellung. Das ist raues, dreckiges Genrekino, dem Nichtkenner der koreanischen Vorlage mehr abgewinnen dürften als Liebhaber von Parks Film.

Fazit: Schonungslos, knallhart und blutig: „Oldboy“ verlangt dem Zuschauer viel ab und ist nichts für zarte Seelen – auch wenn diesmal kein Oktopus verspeist wird.

>> verfasst von Janosch Leuffen

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