Zombie “Ursprünglich Begriff aus der Voodoo-Religion Haitis. [...] Der filmische Zombie, dem – vor allem dank George A. Romero – [...] Ruhm zuteil werden sollte, [...] ist ein [...] Toter, der sich mit dem Totsein nicht recht abfinden kann, aber dennoch vor sich her verwest, während er ein Faible für Menschenfleisch oder auch Gehirn entwickelt.“
Horror-Lexikon (Christian v. Aster) Und genau das ist es, was der besagte George A. Romero im vierten Teil seiner Horrorquadrologie auf den Punkt bringt. In „Land of the dead“ ist nun beinahe der gesamte Erdball von den lebenden Toten befallen. Leichen erhoben sich aus ihren Gräbern und machten sich über die Lebenden her. Jeder der von einem Zombie gebissen wurde, verwandelte sich innerhalb kürzester Zeit in einen wandelnden Leichnam, der nur noch von dem niedrigsten Instinkt vorangetrieben wird: Fressen! Nur einige hundert Menschen hatten es geschafft, sich vor den Zombies zu verstecken und verschanzten sich in einer Großstadt. Alle Zäune um die Stadt werden pausenlos von Söldnern bewacht. Inmitten der Slums und Hochhäuser befindet sich das wohl modernste Einkaufszentrum der Neuzeit – Fiddler’s Green. Darin hält sich den ganzen Tag über die Highsociety auf – sorgfältig getrennt von dem Rest. Chef des ganzen ist der geldgierige Mr. Kaufmann (Dennis Hopper), der über Leben und Tod in „seiner“ Stadt befiehlt. Tagtäglich schickt engagierte, bis an die Zähne bewaffnete Soldaten hinaus, um jenseits der Sicherheitszäune nach Lebensmitteln und anderen notwendigen Dingen zu suchen. Der tapfere Anführer der Truppe ist Riley (Simon Baker), der mit seinem aufmüpfigen Mitarbeiter Cholo (John Leguizamo) und seinem treuen Kumpel Charlie (Robert Choy) das Team leitet. Bei ihrem Feldzug verwenden sie ein extrem gepanzertes Fahrzeug namens „Dead Reckoning“.
Als Cholo eines Nachts auf eigene Faust mit zwei Söldnern einen Beutezug macht, um Alkohol und Zigarren zu plündern, geht einiges schief. Einer seiner Männer wird tödlich verletzt. Nachdem Cholo es dennoch wieder zurück nach Fiddler’s Green geschafft hat und er seine Beute an Kaufmann verkaufen will, um selbst eine Domizil in dem Nobelcenter zu bekommen, will dieser ihn kurzerhand aus den Weg schaffen lassen. Cholo kann aber Kaufmanns Henker entwischen, mobilisiert seine Leute und klaut das Einsatzfahrzeug „Dead Reckoning“. Während er unterwegs durch die Sperrzone ist, berichtet er Kaufmann, dass er umgehend fünf Millionen Dollar haben will, ansonsten feuert er die Bordkanonen auf Fiddler’s Green. Währenddessen wurden Riley und Charlie verhaftet, nachdem sie die attraktive Slack (Asia Argento) aus einem Gladiatorenkampf – Frau gegen zwei Zombies – durch eine Schießerei befreit hatten. Nun wendet sich Kaufmann an Rileys Team. Er soll sich mit Cholo in Kontakt setzen und das Fahrzeug zurück holen. Was allerdings keiner von den Protagonisten weiß, ist, dass sich die Zombies ebenfalls mobilisieren. „Big Daddy“ (Eugene Clark) ist ihr Anführer. Durch einige Zufälle beginnt der Koloss zu lernen. Zu Beginn erfährt er, wie man eine MP abfeuert und später hilft er sogar einigen der Leichen aus dem Kugelhagel der Söldner zu entkommen.
Sein Ziel ist ebenfalls Fiddler’s Green. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg und viele Tote werden sich ihm anschließen... Eines kann man gleich über „Land of the dead“ sagen: „Romero is back and he knows how to let the dead walk!“ Nachdem uns jetzt seit Andersons “Resident Evil” und Snyders Remake “Dawn of the dead” sowohl auf DVD als auch im Kino die lebenden Toten heimsuchten, meldet sich der Altmeister des Zombiehorrors nach nunmehr zwei Jahrzehnten zurück. Sein erster Teil, „Night of the living dead“ von 1968, galt damals als der härteste Film aller Zeiten und leitete eine neue Ära des Horrorfilms ein. 1978 kam dann die lang ersehnte Fortsetzung „Zombie – Dawn of the dead“, deren Final Cut eine Laufzeit von 156 Minuten hat. Genau vor zwanzig Jahren erschien dann der vorerst letzte Teil „Zombie II - Day of the dead“. „Land of the Dead“ ist der wohl „größte“ aller Teile. Wie der Titel schon sagt, spielt der Film nicht mehr in einer kleinen Hütte, einem Einkaufszentrum oder in einem unterirdischen Labyrinth. Es gibt zahlreiche riesige Sets, an denen gejagt und gefressen wird. Allen voran die Einöden der Großstadt, die nur noch von Obdachlosen und den Armen bewohnt werden. Doch auch diese wissen sich zu unterhalten. Es gibt, wie bereits schon oben erwähnt, Gladiatorenkämpfe zwischen Zombies und Gefangenen.
Man kann sich aber auch mit zwei angeketteten Zombies (darunter Simon Pegg aus „Shaun of the dead“) fotografieren lassen oder mit einer Paintballpistole Schießübungen an ebenfalls angeketteten Untoten durchführen. Dazu florieren Prostitution und Drogenhandel. Schnapps und andere alkoholische Getränke sind hier, das weiß auch Cholo, Gold wert. Wie gewohnt hält Romero der Gesellschaft wieder mal einen Spiegel vor. Die lebenden Toten funktionieren als eine Parodie auf unser durchstrukturiertes und eintöniges Leben und das lässt er den Zuschauer oft genug erfahren. „Big Daddy“, zum Beispiel, war zu „Lebzeiten“ Tankwart und kann nur durch seine eintönige Routine in seinem Job die Grundaufgaben eines Tankwarts auch als Untoter ausführen. Die Zombies sehen einfach grandios aus. Man sieht ihnen an, dass nach „Day of the Dead“ bereits viel Zeit vergangen ist, da auch bereits stark verweste Leichen über die Straßen wandeln. Verantwortlich für die Special-Make-Up-Effekte war die KNB EFX Group und nicht wie sonst Tom Savini. Aber man kann den Effektguru ebenfalls als Zombie bewundern, natürlich in gewohnter Rockerkluft und Machete schwingend. Die Splatter- und Gore-Effekt sind besser denn je. Headshots gibt es en Masse, Körperteile werden abgerissen oder abgehackt. Eingeweide kommen zum Vorschein, Köpfe werden zertreten und einer Frau wird sogar das Bauchnabelpiercing herausgerissen. Auch für Leute mit Fingernägelphobie gibt es etwas zu sehen.
Der Nachteil ist aber, dass Romero diesmal sehr auf die Computertechnik gesetzt hat, wodurch vor allen Dingen Einschüsse relativ künstlich inszeniert wurden. Dadurch geht die Glaubhaftigkeit dieser Szenen schnell verloren. Einen großen Pluspunkt aber bekommt die Spannung. Es wird viel mit Zombieklischees gespielt. In Szenen, in denen das geschulte Horrorfanauge ein Zuschlagen der Untoten vermutet, passiert meistens nichts. Es geschieht dann ganz unverhofft. In guter, alter „Alien“-Manier ist es einige Sekunden lang ruhig und dann schlagen die Zombies blitzschnell zu. Allerdings nicht so schnell wie in „Dawn of the dead 2004“ oder „28 Days later“. Romero konnte mit Snyders „Zombie“-Remake überhaupt nix anfangen. Für ihn gab es keine schnellen Zombies. Außerdem empfand er den Film als stupiden Actionstreifen.
Jetzt sind die lebenden Toten zwar wieder langsam, doch „Land of the dead“ ist genauso ein Actionfilm geworden. Hier wird mehr an Explosionen und Goreszenen geboten, als in allen drei Teilen zusammen, was die Handlung allerdings stark in den Hintergrund drängt. Einen vielschichtigen Plot mit detailliert gezeichneten Charakteren sollte man keineswegs erwarten. Auch die „Evolution“ der Zombies geht viel zu schnell. Sie erlernen zu viele Sachen durch zu viele Zufälle in zu kurzer Zeit. Der Film ist einfach zu kurz geraten. Dennoch ist „Land of the Dead“ ein fantastischer Zombieschocker mit wirklich derben Effekten, einem hohem Bodycount, scharzem Humor und ohne kitschige Liebesgeschichte.