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Moviebase Savaged

Savaged
Savaged

Bewertung: 40%

Userbewertung: 35%
bei 44 Stimmen

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Originaltitel: Savaged
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 15.04.2014
DVD/Blu-Ray Verleih: 11.04.2014
Freigabe: FSK 18
Lauflänge: 91 Minuten
Studio: Cart Before The Horse Productions, Green Dog Films
Produktionsjahr: 2013
Regie: Michael S. Ojeda
Drehbuch: Michael S. Ojeda
Darsteller: Rodney Rowland, Marc Anthony Samuel, Rick Mora, Ronnie Gene Blevins, Kyle Morris, Natalie Sutherland, Willow Hale, John Charles Meyer, Peter Sherayko, Brionne Davis, Bobby Field, Joseph Runningfox

Perspektive spielt im Horrorfilm eine vielleicht noch wichtigere Rolle als in anderen Genres: Tatsächlich kann eine Umkehrung der Sichtweisen von Täter/Opfer zu einer völligen Auflösung der gängigen Erzählstrukturen des Genres führen. Das bewies vor ein paar Jahren eindrucksvoll der Film "Tucker & Dale vs. Evil": Die beiden Hauptfiguren waren zwei liebenswerte Hinterwäldler, das "Böse" in diesem Fall hysterische Teenager, die ihren eigenen Untergang herbeizitierten. Diese Inversion der Rollen sorgte beabsichtigt für große Komik, in anderen Fällen kann eine Unklarheit in diesem simplen Gut/Böse-Schema einen Horrorfilm aber auch gegen die Wand fahren. Ein Beispiel dafür ist der Film "Savaged", der in die Fußstapfen von "I Spit On Your Grave" treten will, aber den wichtigen Faktor der Identifikation nicht verstanden hat.

Auch "Savaged" verhandelt, wie "Tucker & Dale" und viele andere vor ihm, den ewigen amerikanischen Konflikt zwischen vermeintlich "zivilisierter" Stadtwelt und dem "wilden" Landesinneren. Regisseur und Autor Michael Ojeda erzählt die Geschichte der taubstummen Zoe, die alleine einen Roadtrip zu ihrem in Kalifornien lebenden Verlobten antritt, jedoch auf einer staubigen Landstraße in New Mexico von einer Gruppe ungewaschener Rednecks abgefangen wird. Was folgt, ist seit "I Spit On Your Grave" bekannt: Demütigung, Folter, Massenvergewaltigung und scheinbarer Tod der weiblichen Hauptfigur. Wie in allen "Rape and Revenge"-Filmen muss Zoe nun ihre eigene Wiedergeburt einleiten und vor allem "die Wilde" in sich selbst entdecken, also mit ebenso brutalen Mitteln zurückschlagen. Der Twist: Ojeda fügt noch eine weitere Dimension der "Wildheit" im us-amerikanischen Kontext hinzu, indem er Zoes Wiederbelebung durch einen Apache-Schamanen vornehmen lässt – von nun an ist sie besessen vom Geist eines großen Apache-Häuptlings und nimmt mit übernatürlicher Kraft blutige Rache an ihren Peinigern.

Die Idee ist gut und fügt dem oftmals rein auf quasi-pornographische Schauwerte ausgerichtetem Subgenre einen spannenden neuen Kniff hinzu. Zwar schießt Ojeda beinahe übers Ziel hinaus, indem er den Ober-Redneck gleichzeitig noch als Nachfahren eines besonders brutalen amerikanischen Generals darstellt, der Apachen-Schädel als Trophäen sammelte; dennoch funktioniert diese Plot-Konstruktion, weil sie die versifften Hinterwäldler mit einer noch viel älteren Wildnis konfrontiert. Die Racheszenen sind dementsprechend überzeichnet: Einem Fiesling reist Zoe gleich die ganze Darmschlinge aus dem Körper, einen anderen verwandelt sie mit Pfeil und Bogen in ein (O-Ton) "menschliches Nagelkissen". Das ist natürlich alles ziemlich derb und geschmacklos, geht in diesem speziellen Genre aber durchaus in Ordnung.

Der fundamentale Fehler, den "Savaged" macht, ist, dass er seine Hauptfigur ab etwa der Hälfte des Films über längere Zeit verlässt, und stattdessen ausgerechnet den mordenden Rednecks bei ihren hilflosen Abwehrversuchen folgt. Zudem wird noch Zoes Verlobter als weitere Perspektive eingeführt, dessen Hautfarbe auf billigste Weise als Grund für einige wirklich bodenlos peinliche Dialoge herangezogen wird. Dass der Film nicht nah bei Zoe bleibt, ist fatal, denn so empfinden wir sie ab einem gewissen Zeitpunkt selbst als Monster, nicht zuletzt weil ihr untoter Körper auch recht spektakulär immer mehr verwest. Ein ambivalenter Held mag in anderen Filmen ein spannender Einfall sein, die taubstumme, gequälte Zoe aber würde man lieber in einfacher "Kill Bill"-Manier anfeuern.

Dazu kommen einige durch den Weichzeichner gejagte, kitschige Rückblenden, die zum Splatter-Anspruch des Films in etwa so gut passen wie eine Hochzeitstorte in ein Schlachthaus. So hinterlässt "Savaged" den Zuschauer mit eher gemischten Gefühlen, wirkt irgendwie unausgegoren und stümperhaft. Ein Blick in die Filmographie des Regisseurs deutet allerdings bereits auf sein Problem mit der Perspektiventrennung hin: Seine Vita weist Mitarbeiten an TV-Serien mit Titeln wie "Triggers – Weapons That Changed The World" oder "Deadliest Warrior" auf – letztere lässt in jeder Episode zwei historische "Elitekämpfer" gegeneinander antreten, beispielsweise "Vietcong vs. Nazi Waffen SS". Die Perspektive der mit Maschinengewehren wedelnden Rednecks mag ihm also möglicherweise schlicht näher sein.

>> verfasst von Tim Lindemann

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