Spread the love

Moviebase Bride of Re-Animator

Bride of Re-Animator
Bride of Re-Animator

Bewertung: 80%

Userbewertung: 80%
bei 69 Stimmen

Jetzt voten:
Originaltitel: Bride of Re-Animator
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 28.02.2014
DVD/Blu-Ray Verleih: 28.02.2014
Freigabe: FSK 18
Lauflänge: 100 Minuten
Studio: Wild Street, Capelight Pictures
Produktionsjahr: 1989
Regie: Brian Yuzna
Drehbuch: Rick Fry, Woody Keith
Darsteller: Jeffrey Combs, Bruce Abbott, Claude Earl Jones, Fabiana Udenio, David Gale, Kathleen Kinmont, Mel Stewart, Irene Forrest, Michael Strasser, Mary Sheldon, Marge Turner, Johnny Legend

1935 drehte James Whale "Bride Of Frankenstein", die Fortsetzung, oder Neudeutsch: das Sequel, zu seinem Horror-Meilenstein "Frankenstein". Behandelte der legendäre Erstling nach Mary Shelleys Roman die Erschaffung eines künstlichen Adams, war die Erweiterung um eine zusammengeflickte Eva nur die logische Fortführung. Ebenso logisch also, dass auch die Macher des Neo-"Frankenstein"-Splatterfilms "Re-Animator" sich an einer weiblichen Schöpfung versuchen mussten. Mit dem plakativ betitelten "Bride Of Re-Animator" folgte 1989 die direkte Fortsetzung zu Stuart Gordons Original, diesmal unter der Ägide von Produzent Brian Yuzna. Wenn dieser zweite Teil in vielerlei Hinsicht auch nur ein Wiederkäuen des universellen Prometheus-Themas ist, addiert er doch auch zahlreiche neue, verstörende Aspekte zur blutigen Wissenschaftsschelte.

"Bride Of Re-Animator" setzt beinahe nahtlos nach den Ereignissen des Vorgängerfilms ein: Die beiden Ärzte Dr. Dan Cain (Bruce Abbott) und Dr. Herbert West (Jeffrey Combs) forschen nun gemeinsam an dem von West entwickelten Reanimationsserum, sind morbiderweise gar gemeinsam in ein Haus direkt am örtlichen Friedhof gezogen, wo sie sich ungeniert an den Körperteilen frisch Verstorbener bedienen. Diese wissenschaftliche Männer-WG ist eine interessante Plot-Entwicklung gegenüber dem ersten Teil: Dort standen sich der getriebene, mysteriöse West und der unbedarfte Sonnyboy Cain konfrontativ gegenüber – Cain distanzierte sich zumindest bis kurz vor Schluss klar moralisch vom Gott-Spielen seines Kollegen.

Beeinflusst vom grausamen Tod seiner Freundin aber ist Cain nun zum willfährigen Gehilfen Wests geworden, wenn er sich auch die Hände nur ungern selbst schmutzig macht. Wo Wests Motivation weiterhin das Streben nach nahezu göttlicher Macht ist, wird Cain von der krankhaften Liebe zu der Verblichenen angetrieben. So wirken die beiden Ärzte in "Bride Of Re-Animator" zwischenzeitlich wie zwei unterschiedliche Ausprägungen ein und derselben Persönlichkeit, eine aus heutiger Sicht an "Fight Club" oder alternativ an Jekyll und Hyde erinnernde Aufspaltung in Gut und Böse, obwohl beide Seiten letztlich vom gleichen Motor angetrieben werden: Der Gier. Dabei drückt sich diese Gier in Yuznas Film in der Absicht der Hauptfiguren aus, Cains verstorbene Geliebte aus verschiedenen Leichenteilen neu zusammenzubauen, also nicht bloß zu reanimieren, sondern neues Leben zu kreieren – ein Motiv, das der Film durch eine mehr als unangenehme Verquickung von Sex und Blut gnadenlos verfolgt, allerdings auch mit einiger Komik auf die eher angedeutete Beziehung zwischen den beiden "Vätern" anspielt. 

Durchaus clever aber unerbittlich zynisch stellt Yuzna dem romantisch verbrämten Sexualtrieb Cains Wests zunehmend perverse "Zeugung" grotesker Kreaturen gegenüber – abstoßende Mischwesen aus Tier und Mensch, mal aus zu vielen, mal aus zu wenigen Gliedmaßen zusammengenäht. Im kakophonischen Finale, in dem immer neue Abartigkeiten in das Labor der beiden Ärzte strömen, zitiert Yuzna die apokalyptischen Gemälde von Hieronymus Bosch, ruft aber auch, vielleicht unabsichtlich, grausige Assoziationen zu den Folter-Versuchen von KZ-Ärzten hervor. Der menschliche (und männliche) Traum nach der künstlichen Erschaffung von neuem Leben endet wie immer seit der Prometheus-Sage im Unheil. Dass dem blutigen Treiben stets noch eine absurde Komik zugrunde liegt, erhöht die verstörende Wirkung dieser effektiven Splatter-Tragödie eher noch.

Das Drehbuch von Rick Fry und Woody Keith trägt außerdem mit einigen brillanten Monologen zur Weiterentwicklung der Figur Herbert West bei. West, ein "Mad Scientist" wie aus dem Genre-Lehrbuch, lässt gegen Ende des Films seine kühle, beherrschte Maske fallen und redet sich in einer großartigen Szene immer mehr in Rage, verhöhnt die Vorstellung an einen Schöpfergott und setzt sich selbst an dessen Stelle. Zuvor gibt es einen nicht weniger intensiven Moment, in dem West mit verzücktem Gesicht die Einzelteile seiner "Braut" anpreist: Die Beine einer Ballerina, die Hände eines Anwalts, der Unterleib einer Jungfrau – das ist einerseits urkomisch, jagt einem in seiner glaubwürdigen Obsession aber auch kalte Schauer über den Rücken. In Yuznas Film wird der titelgebende Reanimator West vom skrupellosen, aber nicht unsympathischen Genie zum Wahnsinnigen außer Kontrolle.    

Die Neuveröffentlichung des Films auf Blu-ray im schicken, grünen Mediabook kann sich, wie schon beim Vorgänger, mehr als sehen lassen. Erneut liegt hier die bisher schwer in annehmbarer Qualität zu erhaltene Unrated-Fassung des Films vor, die auch Grundlage dieser Rezension war. Einziges, kleines technisches Manko ist der in dieser Unrated-Fassung extrem dumpfe englische Originalton. Insgesamt aber liegt ein stimmiges Gesamtpaket vor sowie eine Fortsetzung, die eine Wiederentdeckung mehr als verdient hat. Mag "Bride Of Re-Animator" auch nicht mehr von so übersprudelnder Kreativität geprägt sein wie das Original: Yuzna legt an den richtigen Stellen der Story die Daumenschrauben an und zieht mit viel Spaß an der Geschmacklosigkeit zu.

>> verfasst von Tim Lindemann

Bewertung abgeben:




Furiosa: A Mad Max Saga
Kinostart: 23.05.2024Als die Welt untergeht, wird die junge Furiosa vom Grünen Ort der vielen Mütter entführt und fällt in die Hände einer großen Bikerhorde unter der Führung des Warlo... mehr erfahren