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Moviebase Sweet Home

Sweet Home
Sweet Home

Bewertung: 55%

Userbewertung: 55%
bei 52 Stimmen

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Originaltitel: Sweet Home
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 30.10.2015
DVD/Blu-Ray Verleih: 30.10.2015
Freigabe: FSK 18
Lauflänge: 81 Minuten
Studio: Filmax Entertainment
Produktionsjahr: 2015
Regie: Rafa Martinez
Drehbuch: Rafa Martinez, Angel Agudo, Teresa de Rosendo
Darsteller: Ingrid Garcia Jonsson, Bruno Sevilla

Noch bevor der Prolog zum Terrorstreifen „Sweet Home“ einsetzt, wird der Zuschauer, von unheilvollen Klängen begleitet, mit (vermeintlichen) Fakten zur Wohnungssituation in Spanien konfrontiert: Über 50.000 Räumungen finden jedes Jahr statt, 85 % verlaufen friedlich, 13 % zwangsweise, und bei 2 % werden „andere“ Methoden angewendet, wie es vielsagend heißt. Selbstverständlich nimmt sich Regisseur und Drehbuchautor Rafa Martínez in seinem Spielfilmdebüt letztgenannte Zahl zur Brust und spinnt rund um das in vielen Großstädten anzutreffende Phänomen der Gentrifizierung einen kleinen, garstigen Horrorreißer mit deutlichen Anklängen an den Home-Invasion-Thriller. Trotz eines halbwegs passablen Spannungsaufbaus will die Rechnung aber nicht richtig aufgehen – was vor allem an einem vollkommen verhunzten Finale liegt.

Von der Stadt Barcelona beauftragt, heruntergekommene Gebäude zu begutachten, sucht die Architektin Alicia (Ingrid García Jonsson) ein fast leer stehendes Mietshaus auf, das einzig der alte Ramón (José María Blanco) nicht verlassen will. Fasziniert vom morbiden Charme des Bauwerks, kommt der jungen Frau eine irrwitzige Idee: Warum nicht ihren Freund Simon (Bruno Sevilla) an diesem Ort mit einem Geburtstagsdinner überraschen? Gesagt, getan. Nur wenige Stunden später führt sie den Glücklichen mit verbundenen Augen in eine der verwaisten Wohnungen und beginnt, ihn zu verführen. Schon bald nimmt der romantische Abend allerdings einen verheerenden Verlauf, da Alicia drei maskierte Eindringlinge entdeckt und kurz darauf über Ramóns Leichnam stolpert. Ein Missgeschick sorgt schließlich dafür, dass die Vermummten auf das Liebespaar aufmerksam werden, das aus dem inzwischen verriegelten Gebäude nicht entkommen kann. Als das Katz-und-Maus-Spiel eskaliert, rückt zu allem Überfluss auch noch der sogenannte „Liquidator“ (Oriol Tarrida Homedes) an, der die unliebsamen Zeugen endgültig aus dem Weg räumen soll.

Spanische Mehrfamilienhäuser scheinen das Grauen förmlich anzuziehen. Das zumindest legen Filme wie „REC“, „Sleep Tight“ oder „Shrew’s Nest“ nahe, die genau dort Horrorfantasien entfesseln. Rafa Martínez, bislang vor allem als Kinomarketingexperte in Erscheinung getreten, stellt sich mit „Sweet Home“ in eine etablierte Genretradition und versteht es, sein beengtes Setting gewinnbringend zu inszenieren. Das alte Gebäude, das für die Protagonisten zu einer tödlichen Falle wird, strahlt schon bei Alicias erstem Besuch eine unheimliche Aura aus mit seinen verwinkelten Wohnungen und dem maroden Treppenhaus, das mehrmals aus einer bedrohlich wirkenden Untersicht gezeigt wird. Dass die Architektin ausgerechnet hier ihren Freund überraschen will, ist seltsam, aber auch nicht abwegig, da viele Menschen dem Reiz des Morbiden und Verbotenen erliegen.

Noch bevor Alicia und Simon um ihr Leben rennen, gibt uns Martínez in einer sorgsam komponierten Auftaktsequenz inklusive „Psycho“-Verweis einen Vorgeschmack auf das kaltblütige Wirken des „Liquidators“. Ein gelungener Einstieg in einen knackig-kurzen Terrorfilm, der sich nur so lange mit Charakterisierungen aufhält, wie es eben nötig ist, damit man den Hauptfiguren beim anschließenden Überlebenskampf die Daumen drückt. Viel darf man vom Drehbuch freilich nicht erwarten, das sich durchweg auf eingeübte Muster verlässt und nicht vor genreüblichen Logikproblemen gefeit ist. Wie es der „Liquidator“ beispielsweise schafft, in das von innen mit einer schweren Kette verriegelte Haus zu gelangen, während Alicia und Simon keinen Weg nach draußen finden, ist eine der Fragen, die sich spätestens im Rückblick aufdrängen. Da die Hetzjagd durch das heruntergekommene Gebäude mit visuellen und inszenatorischen Kniffen aufgewertet wird, fallen die Plausibilitätsdefizite jedoch nicht übermäßig ins Gewicht. Beeindruckend ist vor allem die äußerst agile Kamera, die sich an vielen Stellen ins hektische Treiben hineinstürzt und den Betrachter so direkt involviert.

Für etwas Ernüchterung sorgt hingegen das nicht selten dämliche Verhalten der drei maskierten Eindringlinge, die sich als ernsthafte Gefahr disqualifizieren. Richtig deftig und bedrohlich wird es erst mit dem zweiten Auftritt des „Liquidators“, der sich als sorgsam-blutiger Handwerker erweist und die Splatter-Schlagzahl merklich in die Höhe treibt. Zartbesaitete Zuschauer seien eindringlich gewarnt, da der Film einige äußerst explizite Gewalteruptionen zu bieten hat und in manchen Szenen lustvoll die Grenzen des guten Geschmacks überschreitet.

Dass Spannung und Beklemmung irgendwann spürbar nachlassen, ist, wie so oft, auf einen schlampigen Drehbuchkurs zurückzuführen. So trifft die zupackende und glaubwürdige Alicia an einem Punkt eine vollkommen unverständliche Entscheidung, die fatale Konsequenzen hat. Und auch der „Liquidator“ verhält sich plötzlich seltsam schwerfällig. Den Vogel schießen Martínez und seine Koautoren Ángel Agudo und Teresa de Rosendo allerdings mit einem klischierten Nachklapp-Showdown ab, bei dem die Protagonistin ihrem Widersacher auf einmal in Unterwäsche gegenüberstehen muss. Etwas mehr Fingerspitzengefühl im Schlussdrittel, und „Sweet Home“ hätte wahrscheinlich ein anderes Etikett als „ordentlich“ verdient gehabt.

>> von Christopher Diekhaus

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