Amanda is back! Nicht nur unser Lieblingsjunkie steckt wieder in Schwierigkeiten, auch Killer Jigsaw hat diesmal seine liebe Not, mit seinen Problem klar zu kommen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich Lionsgate an ein Sequel zum absoluten Überraschungshit im Jahr 2004 macht. Regie führte nicht James Wan, der sich zu höheren Weihen erkoren sieht und momentan an seinem neusten Werk „Silence“ arbeitet, sondern Werbefilmer Darren Lynn Bousman, der außer einigen Clips nichts vorzuweisen hat. Im Grunde kann diese glückliche Fügung nur als Segen betrachtet werden, denn ohne Bousman würde jetzt sicher keine Fortsetzung über die Leinwände flimmern, die den Vorgänger sogar überholt. So was sieht man selten. Der folgende Text enthält einige Spoiler, weshalb notorische Filmkenner vielleicht nicht weiterlesen sollten.
Oh yes, there will be blood. Mit diesem Satz beschreibt Jigsaw perfekt, was uns mit “Saw 2” erwartet. Statt zwei Kumpanen in einen fallengespickten Bunker zu stecken, dürfen sich gleich acht (anscheinend) völlig fremde Personen einem mörderischen Spiel stellen, in dem es nur um eines geht: weißt du dein Leben zu schätzen? Diese einfache, wenn auch recht komplizierte Frage, wird von den meisten Menschen sicher mit einem klaren „Ja!“ beantwortet werden können. Jigsaw, der es sich nun zur Aufgabe gemacht hat, herauszufinden, ob dir dein Leben lieb ist, wird dir noch einmal dieselbe Frage stellen, jedoch steht hier wesentlich mehr auf dem Spiel.
Was man sich im Erstling noch mühsam zusammenpuzzeln musste, wird einem hier auf dem Silbertablett serviert. Wesentlich tiefer taucht man als Zuschauer in die Psyche des Killers ein und bekommt so auch auf die wichtigste Frage eine Antwort. Das „warum?“. Natürlich will ich hier nicht zu viel verraten, aber John (aka Jigsaw), kann sich in Zukunft ruhig in „Rente“ begeben und braucht sich keine Sorgen um die Fortführung seines Werkes zu machen.
Der stärkste Aspekt des Vorgängers war sicherlich der mörderische Plottwist am Ende. Whannel und Bousman haben sich auch hier etwas Nettes einfallen lassen, was jedoch wesentlich weniger einschlägt als die Idee noch neu war. Versprechen kann ich, dass geübte Filmfans das ein oder andere Déjà-vu treffen dürfen. Es gibt ein Wiedersehen mit alten Bekannten, offene Fragen werden beantwortet, und wieder endet alles dort, wo alles angefangen hat.
Wo Wan auf Grund des geringeren Budget noch auf stärkere Charakterisierung der Darsteller setzte, verlässt man sich hier ganz auf das Spiel und lässt ihm einfach freien Lauf. Wenn man jemanden fragt, was ihm beim Ansehen des Erstlings am meisten im Gedächtnis geblieben ist, wird es am Ende sicher auf den Twist und die Fallen hinauslaufen. Wer gedacht hat, dass man die Bärenfalle oder andere Handwerklichkeiten nicht mehr toppen kann, wird eines Besseren belehrt. Noch verstörender wirken die körperlichen Erniedrigungen, die die Opfer über sich ergehen lassen müssen. Untermalt mit dem tpyisch, wuchtigen Sound, lässt es sich doch auch gleich viel besser „schocken“. Dazu kommt der dreckige Look, der zum Großteil in den Haus-Szenen zum Einsatz kommt und ein leichtes Kriseln über das Bild legt.
Dieses Kriseln ist wie bei „Silent Hill“ der Übergang in eine andere Welt. Während Polizist Eric Mathews das Geschehen lediglich über einen PC-Monitor betrachten kann, taucht der Zuschauer beim Übergang in den Bildschirm ein und befindet sich nun in einer irrealen Welt, voller Schmerz, Blut, aber auch Wahrheit. Perfekt verkörpert von fähigen Darstellern Marke „eher unbekannt“. Besonders überzeugend: Tobin Bell als Jigsaw. Durch Krebserkrankung und kreidebleicher Maske, bringt er dem Betrachter die fast leere Hülle eines sterbenden Mannes sehr nahe. Shawnee Smith, im ersten Teil noch mit einer kleinen Nebenrolle abgespeist, übernimmt endlich einen wesentlich wichtigeren Part. Perfekt gespielt und stark gealtert ist unsere „Amanda“ kaum wieder zu erkennen. Auch die restliche Cast liefert einen beachtlichen Job ab.
Eine unerwartet gute Fortführung eines tollen Films. Kaum jemand hätte es für möglich gehalten, aus einem bekannten Prinzip noch etwas Besseres machen zu können. Bousman ist es mit Bravour gelungen. Auf weitere Filme dieses talentierten Regisseurs. „Saw 2“ führt die Geschichte konsequent fort, ohne dabei abgekupfert zu erscheinen. Der ruhelose Verlauf ist ein großer Pluspunkt, während man im Vorgänger mit einigen (langatmigen, wenn auch nötigen) Passen hingehalten wurde. Gebannt an die Charaktere gefesselt, fiebert man mit, als wenn man um sein eigenes Leben kämpfen würde. Schonungslos, in einer dreckigen, morbiden Hülle, ist „Saw 2“ ein überaus guter Film geworden, der mit seinen schnellen Schnitten kaum Zeit zum Verschnaufen lässt. Abschließend kann ich nur noch sagen: „Game Over“. Beide Daumen nach oben!