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Moviebase The Gift

The Gift
The Gift

Bewertung: 80%

Userbewertung: 70%
bei 71 Stimmen

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Originaltitel: The Gift
Kinostart: 26.11.2015
DVD/Blu-Ray Verkauf: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: Unbekannt
Studio: Blue-Tongue Films, Blumhouse Productions
Produktionsjahr: 2015
Regie: Joel Edgerton
Drehbuch: Joel Edgerton
Darsteller: Joel Edgerton, Jason Bateman, Rebecca Hall, Beau Knapp, David Denman

Hollywood-Produzent Jason Blum ist ein umtriebiger Mann. Seit Jahren schon wirft der Genre-Experte einen Horrorfilm nach dem nächsten auf den Markt und schenkt dem Publikum gelegentlich Thriller-Werke ohne übernatürliche Note. So auch Anfang 2015, als Jennifer Lopez mit dem verkorksten Stalking-Reißer „The Boy Next Door“ einen Comeback-Versuch unternahm. „The Gift“, das ebenfalls von Blum produzierte Regiedebüt des australischen Schauspielers Joel Edgerton, schlägt in eine ähnliche Kerbe, entwirft allerdings ein psychologisch weitaus komplexeres Angstszenario. Ein Film, der gemächlich beginnt, einige Überraschungen bereithält und auf ein herrlich fieses Finale zusteuert.

Um die Wirkung der effektiv konstruierten Geschichte nicht zu schmälern, beschränken wir uns hier auf einen kurzen Abriss der Handlung, der die im Trailer anzutreffenden Enthüllungen außen vor lässt: Der Umzug von Chicago nach Los Angeles soll für die Callums ein Neustart sein, da sie erst kürzlich ihr Kind durch eine Fehlgeburt verloren haben. Simon (Jason Bateman) gelingt es, einen lukrativen Job an Land zu ziehen, während sich Ehefrau Robyn (Rebecca Hall) langsam wieder an ihre Tätigkeit als Designerin herantasten will. Bei einem Einkauf begegnen die beiden dem verschrobenen Gordon Mosley (Joel Edgerton), mit dem Simon früher zur Schule gegangen ist. Ein unverbindliches Gespräch mit ungeahnten Folgen, denn schon bald finden die Eheleute ein Geschenk vor ihrer Haustür. Und auch der erste unangekündigte Besuch des alten Bekannten lässt nicht lange auf sich warten. Als nach einem gezwungenen Abendessen weitere Annäherungsversuche stattfinden, wird es Simon zu bunt. Kurzerhand fordert er Gordon auf, ihn und seine Frau nicht mehr zu behelligen.

Ein abgesichertes, wenn auch vom Schicksal gebeuteltes Pärchen wird bedrängt und sieht sich plötzlich mit unheimlichen Geschehnissen konfrontiert – die Grundkonstellation von „The Gift“ entspricht der klassischen Ausgangssituation unzähliger Stalking-Thriller, die vor allem in den frühen 1990er Jahren eine Blütezeit erlebten. Anders als in vielen ähnlich gelagerten Genrebeiträgen zeigt Edgerton in seiner ersten Regiearbeit allerdings durchweg echtes Interesse für seine Figuren. Statt flacher Pappkameraden, die einzig der Handlungslogik dienen, begegnen uns Protagonisten aus Fleisch und Blut, deren nötige Vorstellung keineswegs überhastet abgehandelt wird. Bemerkenswert ist auch, dass die Bedrohung zunächst recht diffus bleibt. Gordon, der von Simon wie zu Schulzeiten „Gordo, der Spinner“ genannt wird, sieht definitiv merkwürdig aus und verhält sich zuweilen äußerst seltsam. Das alleine macht ihn jedoch noch lange nicht zu einem gemeingefährlichen Psychopathen, wie Robyn an einer Stelle betont. Immerhin glaubt die junge Frau, dass auch sie in der zwischenmenschlichen Interaktion manchmal unbeholfen wirkt.

Kleine Übertretungen und Irritationen schüren ein Klima der Verunsicherung, das die Callums nach dem Bruch mit Gordon zusehends auseinandertreibt. Wo andere Filme – etwa „The Boy Next Door“ – auf plumpe Weise Gewaltexzesse entfesseln, bleibt „The Gift“ seiner anfänglichen Ausrichtung treu. Psychologische Spannung steht im Vordergrund, nicht unmotiviertes Blutvergießen. Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings nicht, dass Edgerton komplett auf genreübliche Schockmomente verzichten würde. Gerade weil sie spärlich gestreut sind, fallen die Jump-Scares einigermaßen wirkungsvoll aus.

Der größte Kniff besteht darin, dass sich mit der Zeit nicht nur die Perspektive auf das Geschehen verschiebt, sondern auch die Empathie des Zuschauers. Sind die Rollen anfangs recht klar verteilt, bringt der Film das vermeintlich schützenswerte Ehegebäude mehr und mehr ins Wanken. Frühere Äußerungen erscheinen auf einmal in neuem Licht. Noch dazu gelingt es dem Regiedebütanten, ein schwieriges, aber ernstzunehmendes Thema überzeugend in die Handlung zu integrieren. Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhang die Leistung der Darsteller, die das nervenaufreibende Katz-und-Maus-Spiel richtig zum Laufen bringen. Joel Edgerton strahlt trotz seines zurückgenommenen Auftretens eine beunruhigende Präsenz aus. Der häufig als Durchschnittstyp besetzte Jason Bateman wechselt gekonnt zwischen Fürsorge und Rücksichtslosigkeit. Und Rebecca Hall hat als hartnäckig-zweifelnde und ebenso verletzliche Ehefrau einige starke Szenen.

Dass sich die Ereignisse im letzten Drittel geradezu überschlagen, ist sicherlich ein Zugeständnis an dramaturgische Konventionen. Im Rahmen der erzählten Geschichte erscheint die drastische Entwicklung aber nur konsequent. Edgerton erweist sich hier als gewiefter Manipulator und lässt die Frage nach der Schuld an der Eskalation bewusst in der Schwebe. Geschickt geschnitten und verdichtet, reißt der Schlussspurt noch einmal mit und beschwört eine Gemeinheit herauf, die man erst vor wenigen Jahren in einem anderen packenden Stalking-Thriller gesehen hat. Bloß, dass sie dort deutlicher aufgelöst wird. „The Gift“ lässt Figuren und Zuschauer im Unklaren und ist damit weit entfernt von der versöhnlichen Stimmung, die etwa der Genreklassiker „Eine verhängnisvolle Affäre“ am Ende verströmt.

>> von Christopher Diekhaus

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