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Moviebase Angelica

Angelica
Angelica

Bewertung: 65%

Userbewertung: 75%
bei 33 Stimmen

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Originaltitel: Angelica
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: Unbekannt
Lauflänge: Unbekannt
Studio: Pierpoline Films
Produktionsjahr: 2015
Regie: Mitchell Lichtenstein
Drehbuch: Mitchell Lichtenstein, Arthur Phillips
Darsteller: Jena Malone, Janet McTeer, Ed Stoppard, Tovah Feldshuh, Eliza Holland Madore

Ein mit Zähnen bewehrtes weibliches Geschlechtsorgan, der Mythos der Vagina Dentata, bescherte dem US-Regisseur Mitchell Lichtenstein seinen ersten großen Hit als Regisseur: die Horrorgroteske "Teeth" aus dem Jahr 2007. Der zugrunde liegende Mythos, von Sigmund Freud tituliert, entstammt vermutlich zahlreichen repressiven Erzählungen, die in vielen verschiedenen Kulturkreisen belegt sind; sein Zweck war die Dämonisierung der Frau und die Warnung vor dem einvernehmlichen Geschlechtsakt. Lichtenstein hat sich in seinem neuen Film "Angelica" nun einem weiteren solchen misogynen Mythos angenommen und ihn erneut in ein Genre-Gewand verpackt: Die Story beruht auf dem behaupteten Krankheitsbild der "weiblichen Hysterie", mit dem man vor allem im 19. Jahrhundert unliebsamen Wünschen der Ehefrauen begegnete.

Im Zentrum des Films steht Constance (Jena Malone), die ihrer Tochter Angelica am Sterbebett endlich die wahren Gründe für das Verschwinden des Vaters Joseph offenbart. Nach Einführung dieser Rahmenhandlung springt der Film zurück in die glückliche Anfangszeit der Ehe im viktorianischen London. Nicht nur das große, düstere Haus, in dem Constance und ihr Mann, ein erfolgreicher, junger Biologe, leben, sondern auch das Vorspann, in dem auf zeitgenössischen Fotografien plötzlich geisterhafte Erscheinungen auftauchen, sollen den Zuschauer auf eine bestimmte Fährte führen: Man glaubt bereits, eine typische, britische "Ghost Story" auf sich zukommen zu sehen, mit knarrenden Dielen, versteckten Kammern und gespenstischen Gästen.

Ganz falsch ist das auch nicht, wenn "Angelica" auch nur den Look und gewisse Erzählkonventionen dieser Genre-Spielart verwendet um eine dramatische Geschichte weiblicher Solidarität zu erzählen. Zunächst erscheint alles noch ganz wunderbar: Der von sich selbst eingenommene Biologe mit italienischen Wurzeln ehelicht Constance, die kleine Apotheken-Angestellte, er himmelt sie förmlich an. Wie man es aber aus viktorianischen Erzählungen kennt, kehrt mit dem Sex das Übel in die Filmwelt ein: Als Constance beinahe bei einer Fehlgeburt stirbt, rät, oder eher befielt ihr der väterlich-autoritäre Arzt, bloß nicht wieder schwanger zu werden. In dieser Zeit ohne Verhütungsmittel und voller sexueller Tabus bedeutete dies de facto, keinen Sex mehr zu haben. "Zügeln Sie Ihr Verlangen zu Gunsten Ihrer Familie!", erklärt der Arzt mit gewichtiger Miene, nur um Ehemann Joseph beim Hinausgehen zuzuraunen: "Befriedigen Sie Ihre Bedürfnisse eben anderswo."

In dieser heuchlerischen, unterdrückten Atmosphäre muss schließlich das Grauen sprießen. Constance wird mehr und mehr von einer grundsätzlichen Paranoia ergriffen, die sich auf ihren eigenen Körper ebenso bezieht wie auf die Begierden ihres plötzlich gar nicht mehr so strahlenden Mannes. Nach einer verkorksten Liebesnacht wird sie schließlich doch schwanger: Angelica wird gesund geboren, aber die Angst wächst nun erst recht in Constance. Sie glaubt, eine düstere Macht gehe in ihrem einst so friedlichen Heim um und engagiert schließlich auf Anraten der stets im Hintergrund präsenten Hausdame Nora (Tovah Feldshuh) die Geisteraustreiberin Anne (Janet Mc Teer, "Tideland"). Die kluge Anne erkennt schnell, dass ihre Auftraggeberin keineswegs von Geistern, sondern von dem Unverständnis und der latenten Gewalttätigkeit ihres Mannes geplagt wird. Es entsteht eine berührende Freundschaft zwischen den beiden Frauen.

Lichtenstein mischt klug Elemente des Geisterhorrors mit psychologischen Motiven: So nehmen die geisterhaften Schemen, die Constance glaubt wahrzunehmen, etwa die Form übergroßer Bakterien an, die sie zuvor mit Schaudern unter einem Mikroskop ihres Mannes betrachtet hat. Schade ist dabei, dass der Regisseur den Horroranteil nicht noch etwas vergrößert, das Tempo nicht erhöht und den Plot nicht drastischer zugespitzt hat. Zwar erwartet den Zuschauer am Ende ein kurzer, aber heftiger Klimax, mehr wäre in diesem Fall aber wirklich mehr gewesen, um Constances Fallhöhe zu verdeutlichen. Jena Malone verkörpert die Protagonistin mit vollem Körpereinsatz – ihre Darstellung einer Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs geht an die Nieren. Zum Schluss aber fehlt "Angelica" der nötige "Punch", der seinem spannenden historischen Thema angemessen wäre.

>> von Tim Lindemann

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