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Moviebase Opera

Opera
Opera

Bewertung: 75%

Userbewertung: 75%
bei 25 Stimmen

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Originaltitel: Terror in der Oper
Kinostart: Unbekannt
DVD/Blu-Ray Verkauf: 26.11.2015
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 16
Lauflänge: 103 Minuten
Studio: ADC Films, Cecchi Gori Group Tiger Cinematografica
Produktionsjahr: 1987
Regie: Dario Argento
Drehbuch: Dario Argento
Darsteller: Cristina Marsillach, Ian Charleson, Urbano Barberini, Daria Nicolodi

“Opera” (1987) gilt den Kennern von Dario Argentos Gesamtwerk gemeinhin als das letzte Aufleuchten des visuellen Ehrgeizes, mit dem der Regisseur vor allem in den Siebziger Jahren Kleinode des psychedelischen Italo-Horrors produzierte. Der Film kann als letzter Versuch verstanden werden, die Spielregeln des Giallo-Genres – die der Regisseur zuvor bereits in “Tenebre” ein wenig verzweifelt parodiert hatte – noch einmal auf die Spitze zu treiben und gleichzeitig auf ihren Kern herunterzubrechen. Denn neben all den Referenzen von “Phantom der Oper” bis Hitchcocks “Die Vögel” geht es hier vor allem um Argentos Lieblingsthema: Voyeurismus.

Die Figur des Wahnsinnigen, der sein Opfer auf perfide Weise zwingt, ihm beim Morden zuzusehen, ist ein grausiger Endpunkt für die vielen “Maniacs”, die Argento bis dato bereits erfunden hatte sowie eine interessante Umdrehung des “Peeping Tom”-Motivs. Die fetischhafte Faszination für Augen und alle erdenklichen Öffnungen (Schlüssellöcher, Fenster, Kameras, etc.), durch die sie schauen können, war schließlich schon immer eines der Markenzeichen des Regisseurs. In “Opera” geht es nun um die Opernsängerin Betty (Cristina Marsillach), die von einem unheimlichen Stalker (wie immer bei Argento in schwarzen Handschuhen) vollständig entmachtet wird: Er fesselt sie und nimmt ihr die elementare Macht, die Augen vor seinen Taten zu verschließen, indem er ihr Nadeln unter die Lider klebt.

Inhaltlich arbeitet Argento also noch einmal konkreter und vielleicht verstörender als zuvor das heraus, was seinen vorigen Giallos bereits inhärent war: Was gesehen wurde, kann nicht ungesehen gemacht werden, sondern bleibt uns wohl oder übel erhalten. Die natürliche Reaktion, mitangesehenes Unheil zu verdrängen, sorgt nur dafür, dass die Rückkehr umso erschreckender wird. So liegt auch in “Opera” den Verbrechen wieder ein verdrängtes Kindheitserlebnis der Protagonistin zugrunde. Schon etwa in “Profondo Rosso” folgte der Regisseur dieser Erzählstrategie und zitiert auch visuell aus diesem Film: Erneut offenbaren sich die ersten Hinweise auf den Mörder durch perfekt orchestrierte Close-Ups auf seine (oder ihre?) alltäglichen, persönlichen Gegenstände.

So zeigt Argento in “Opera” auch noch einmal, wie sehr er das Giallo-Genre beherrscht. Besonders eine Verfolgungssequenz in Bettys Appartment sticht durch meisterhaft inszenierte Suspense hervor. Zum einen durch das expressionistische Sounddesign, zum anderen durch den effektiven Fokus auf kleine Details – eine qualmende Zigarette, ein rostiger Lüftungsschacht, eine halb offene Tür – erzeugt der Film eine unverwechselbare Atmosphäre der Verunsicherung. Erwähnt werden muss außerdem die geradezu halsbrecherisch virtuose Arbeit von Kameramann Ronnie Taylor (u.a. “Gandhi”). Noch mehr als in allen anderen Argento-Filmen treibt die Kamera nämlich ein spektakuläres Verwirrspiel mit Perspektiven: Mal blicken wir durch die Augen des Täters, mal durch die (gemarterten) Augen der Opfer, mal blickt die Kamera aus einem Abfluss oder einem Spiegel in die Filmwelt. Es entsteht so ein vollständig “unsicherer” filmischer Raum: Nie wissen wir als Zuschauer, aus wessen Perspektive wir gerade etwas sehen. In “Opera” scheinen tatsächlich selbst die Wände Augen zu haben.

Einige Anzeichen deuten allerdings bereits auf den langsamen kreativen Abstieg hin, den Dario Argento in den folgenden Jahren leider durchwandern sollte. Die Musikauswahl in “Opera” ist zum Beispiel vielleicht auf dem Papier eine gute Idee gewesen, in der Praxis aber funktioniert es kein bisschen, Opern-Arien mit schlechtem Speed Metal zu konterkarieren. Das wie nachträglich angeklebt wirkende Ende vermag einen trotz aller inhaltlichen Inkohärenzen, die man von Argento gewohnt ist, noch immer zu verärgern. Nichtsdestotrotz ist “Opera” ein experimentierfreudiges Genre-Stück, das nun auch für ein breiteres deutsches Publikum zugänglich wird: Ein mit Extras prall gefülltes Mediabook enthält zum ersten Mal die ungekürzte Fassung des Films, der bei Erscheinen hierzulande unvorstellbarer Weise um ganze 25 (!) Minuten geschnitten werden musste.

>> von Tim Lindemann

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