Moviebase The Void
Crowdfunding-Kampagnen helfen vor allem jungen Filmemachern immer häufiger, ungewöhnliche Projekte zu realisieren, die andernfalls nie das Licht der Welt erblickt hätten. Erfolgreich Geld gesammelt wurde online auch für den Horrorthriller „The Void“, mit dem sich das Regie- und Drehbuchgespann Jeremy Gillespie und Steven Kostanski vor Genre-Großmeister John Carpenter und den Creature-Features der Achtziger Jahre verneigt. Liebevolle Handarbeit und einige mysteriös-einprägsame Bilder stehen dabei einer stetig abfallenden Spannungskurve und einem – wie so oft – am Reißbrett entworfenen Figurenpersonal gegenüber, dem man auf dem Weg in den Wahnsinn nur bedingt folgen mag. Was reizvoll anfängt, endet leider in einem chaotischen Sammelsurium an Versatzstücken, dem man keine große visionäre Note bescheinigen kann.
Provinz-Sheriff Carter (Aaron Poole, „The Captive – Spurlos verschwunden“) rechnet während seiner Nachtschicht nicht mit größeren Problemen, muss sich aber plötzlich mit einem blutenden jungen Mann (Evan Stern, „RoboCop“) befassen, der direkt vor seinen Streifenwagen torkelt. Kurzerhand liest der Gesetzeshüter den Verletzten auf und bringt ihn in ein nahegelegenes Krankenhaus, das seit einem Brand nur noch auf Sparflamme betrieben wird. Entsetzt beobachtet Carter wenig später, wie eine Pflegerin einen anderen Patienten ermordet. Da sie auch ihn attackieren will, greift der Polizist zur Waffe und drückt ab. Nach dem tödlichen Zwischenfall nimmt das Unheil endgültig seinen Lauf. Vor der Klinik formieren sich weißgewandete Gestalten, die den Insassen, zu denen auch Carters entfremdete Gattin Allison (Kathleen Munroe, „Resurrection“) gehört, eine Flucht verwehren. Die tote Krankenschwester verwandelt sich in ein angriffslustiges Tentakel-Wesen. Und ein bewaffneter Mann (Daniel Fathers, „Pontypool“) verschafft sich mit seinem stummen Sohn (Mik Byskov, „The Returned“) Zutritt zum Gebäude.
Ähnlich wie „Last Shift“, der Anfang 2017 hierzulande seine Heimkinopremiere erfahren hat, erinnert „The Void“ zunächst stark an Carpenters Thriller-Klassiker „Assault – Anschlag bei Nacht“, in dem eine vor der Schließung stehende Polizeistation von einer Straßengang belagert wird. Gillespie und Kostanski, die als Experten für Make-Up und Spezialeffekte an diversen Hollywood-Produktionen mitwirkten, etablieren, nicht zuletzt dank unheimlicher Klänge, eine bedrohliche Grundstimmung und kitzeln über ihr begrenztes Setting gelegentlich ein klaustrophobisches Gefühl hervor. Rätselhafte Visionen, die Carter nach dem tödlichen Schuss befallen, entführen den Zuschauer in eine düstere Unterwelt und geben den Regisseuren die Möglichkeit, kleine optische Akzente zu setzen.
Beachtenswert sind mit Blick auf den heutigen Siegeszug der digitalen Bilder die offensichtlich manuell gefertigten Monster-Kreaturen und Splatter-Szenen, von denen es einige zu bestaunen gibt. Liebhaber klassischer Creature-Feature-Exzesse kommen durchaus auf ihre Kosten, selbst wenn wegen der oftmals spärlichen Lichtverhältnisse nicht alle Konfrontationen deutlich zu erkennen sind. Ärgerlich ist angesichts der größtenteils soliden handwerklichen Arbeit, dass einige Geschöpfe mit ihrem skurrilen Aussehen eher für unfreiwillige Lacher sorgen, anstatt den Betrachter ernsthaft zu verstören.
Als größeres Problem erweist sich allerdings der kontinuierliche Spannungsabfall, der ganz direkt mit den flüchtig entworfenen, nicht gerade sympathischen Figuren zusammenhängt. Während Gillespie und Kostanski zwischen verschiedenen Personengruppen in unterschiedlichen Räumlichkeiten hin- und herspringen, geht die Intensität des Einstiegs Schritt für Schritt verloren. Einige Ereignisse verschwimmen in der Dunkelheit des Krankenhauskellers, der sich als Tor zur Hölle entpuppt. Die etwas kruden Hintergründe des Albtraumszenarios werden vom Verantwortlichen lang und breit erklärt. Diverse Fragen drängen sich aber auch am Ende noch auf. Und rückblickend erscheint der Plot wie ein Potpourri aus Trauma-Elementen und zahlreichen Genre-Motiven, die recht willkürlich durcheinandergewürfelt werden. Kein Wunder, dass man so das Interesse am Schicksal der Protagonisten verliert, was – man muss es immer wieder sagen – auch oder gerade im Horrorfilm verheerend sein kann.
>> von Christopher Diekhaus