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Moviebase Heilstätten

Heilstätten
Heilstätten

Bewertung: 45%

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Originaltitel: Heilstätten
Kinostart: 22.02.2018
DVD/Blu-Ray Verkauf: 13.09.2018
DVD/Blu-Ray Verleih: 13.09.2018
Freigabe: Unbekannt
Lauflänge: Unbekannt
Studio: Schmerbeck Filmproduktion, Fox International Productions
Produktionsjahr: 2017
Regie: Michael David Pate
Drehbuch: Michael David Pate, Ecki Ziedrich
Darsteller: Sonja Gerhardt, Tim Oliver Schultz, Lisa-Marie Koroll, Nilam Farooq, Emilio Sakraya, Timmi Trinks, Leon Machere, Davis Schulz und Freshtorge

Die schöne neue Onlinewelt scheint es dem Filmemacher Michael David Pate angetan zu haben. Sein Kinodebüt, die Killer-Satire „Gefällt mir“, beleuchtete die Dynamik in den sozialen Netzwerken, während sich das Folgeprojekt, die Zombie-Komödie „Kartoffelsalat“, als waschechter YouTuber-Fanfilm entpuppte, bei dem zahlreiche Internetstars vor der Kamera agierten. Seine neueste Leinwandarbeit verbindet nun die Welt der Videoblogger mit dem Low-Budget-Wackelbildklassiker „The Blair Witch Project“, der 1999 einen beispiellosen Siegeszug antrat und in der Folge zahlreiche zumeist plumpe Imitationen nach sich zog. Mit „Heilstätten“ wollen Pate und Produzent Till Schmerbeck dem seit Jahrzehnten eingeschlafenen deutschen Horrorfilm wieder etwas Leben einhauchen, wildern leider aber etwas zu sehr in sattsam abgegrasten Gefilden.

Auf der Jagd nach neuen Zuschauern haben sich die YouTube-Größen Charly (Emilio Sakraya, „4 Blocks“), Finn (Timmi Trinks, „Allein gegen die Zeit – Der Film“), Betty (Nilam Farooq, „Mein Blind Date mit dem Leben“) und Emma (in einer undankbaren Rolle: Lisa-Marie Koroll, „Familie Dr. Kleist“) etwas Besonderes ausgedacht. Für 24 Stunden wollen sich die jungen Erwachsenen, bewaffnet mit diversen Kameras, in einer alten, angeblich von Geistern bewohnten Lungenklinik mit grausiger NS-Vergangenheit einquartieren und schauen, wer es dort am längsten aushält. Als Führer dient ihnen Finns alter Kumpel Theo (Tim Oliver Schultz, „Die Welle“), der jeden Winkel des heruntergekommenen Krankenhauses kennt. Kurz nachdem der kleine Trupp das einstige Sanatorium erreicht hat, taucht außerdem Theos Ex-Freundin Marnie (Sonja Gerhardt, „Tape_13“) auf, die bei einem früheren Besuch der Heilstätten einen Geist gesehen haben will und sich nun ihren Ängsten stellen möchte. Der abenteuerliche Nervenkitzel, den die Blogger suchen, führt irgendwann ins Verderben.

Pseudodokumentarischer Horror ist eigentlich schon eine ganze Weile totgeritten. Mit dem YouTube-Ansatz verpasst Pate seiner Schauermär jedoch einen aktuellen Anstrich. Immer mehr junge Leute führen mit der Kamera im Anschlag durch ihr Leben und lassen die Internetgemeinde an jeder noch so kleinen Banalität ihres Alltags teilhaben. Schon ein kurzer Blick auf die im Netz kursierenden Videos von Erkundungen angeblich verfluchter Gebäude lässt erahnen, dass die Mutprobe der genregemäß eindimensionalen Protagonisten keineswegs weit hergeholt ist. Von Anfang an wirft „Heilstätten“ einen kritischen Blick auf den schrankenlosen Kampf um neue Likes und möglichst viele Klicks, dem sich die jungen Abenteurer bereitwillig hingeben. Negativ fallen vor allem die beiden Prank-Experten Charly und Finn auf, die mit ihrer betont lässigen Ausdrucksweise und ihrem hyperaktiven Auftreten die Geduld des Zuschauers ein ums andere Mal strapazieren. Der Horrorthriller umreißt das Phänomen der exzessiven Selbstdarstellung recht überzeugend, hätte bei seinen Angriffen auf die Was-kostet-die-Welt-Mentalität mancher YouTuber aber etwas weniger thesenhaft zu Werke gehen dürfen.

Während der Gruselstreifen in puncto Optik mit einigen netten Spielereien – etwa dem Blick durch eine Wärmebildkamera – aufwartet und so den rudimentären Videolook aufbricht, fehlt es dem Anstaltsausflug an Spannung und starken, wirklich einprägsamen Jump-Scares. Junge Menschen, die durch finstere Räume stolpern, sind dem genreaffinen Betrachter bestens vertraut. Ein cleveres Jonglieren mit den bekannten Mustern sucht man in den meisten Fällen allerdings vergebens. Und noch dazu gibt es einige überflüssige Schlenker, beispielsweise das Techtelmechtel zwischen Finn und Betty, die dem Ganzen beim besten Willen keine zusätzliche Substanz verleihen. Bedauerlich ist das routinierte bis uninspirierte Klimpern auf der Horrorklaviatur auch deshalb, weil der Schauplatz – gedreht wurde in der einstigen Lungenklinik Grabowsee, Handlungsort sind allerdings die berüchtigten Beelitz-Heilstätten – eine angemessen gespenstische Atmosphäre versprüht. Nicht zuletzt dank Szenenbildner Itamar Zechoval, der das verlassene, tief im Wald gelegene Krankenhaus um einige schaurige Requisiten erweitert.

Unter die Haut und an die Nerven geht „Heilstätten“ erst im finalen Drittel, das einen markanten Richtungswechsel bereithält und dem Betrachter kleine blutige Boshaftigkeiten auftischt. Der Dreh ins Abgründige überrascht durchaus, lässt die Anteilnahme des Zuschauers wieder etwas ansteigen und sorgt für einigen Diskussionsstoff. Ein Film, der die Lust der Deutschen an heimischen Horrorproduktionen neu entfachen will, sollte aber nicht erst in den letzten 20 Minuten damit anfangen, sein Publikum zu verstören.

>> von Christopher Diekhaus

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