Moviebase Hatchet
Über ein Jahr ist es mittlerweile her, als Adam Greens „Hatchet“ auf dem Fantasy FilmFest Premiere feierte. Endlich kommt das Ding nun auch über Verleih Sunfilm nach Deutschland. In Zeiten der üblichen Slasher und Horrorüberschwemmungen versuchte sich Regieneuling Green dennoch am Genre und produzierte einen kurzweiligen und vor allem blutigen Streifen, der gerne auch mehrmals den Weg in den heimischen DVD-Player finden darf.
Eine dunkle Nacht, ein einsames Boot, Nebel streicht übers Wasser und kündigt das Monster an. Doch ist das Wesen, das die beiden Angler zerfetzt und ihre Gedärme in den Sümpfen Louisianas verteilt, wirklich nur ein (reichlich hungriger) Alligator? Oh nein – wer hier sein Unwesen treibt ist Victor Crowley! Halb Elefantenmensch, halb Glöckner von New Orleans, als Kind verspottet und grausam verkohlt, hat diese gewissenlose Freddy-meets-Jason Kreatur mit ihrer übermenschlichen Power keine Probleme damit, Gliedmassen aus Körpern zu reißen oder Köpfe um 360 Grad zu drehen. Da kommt die nervige Touristengruppe, die sich abseits vom Mardi Gras auf einer „Haunted Swamp Tour“ durch die Sümpfe schiebt, gerade Recht.
Zu loben sind zu Beginn drei Ikonen aus dem Horrorgenre, die in Hatchet andere Rollen übernahmen und den Film, was die gute restliche Besetzung angeht, noch ein Stück wertvoller machen. So wird sich der Fan direkt in der Eröffnungsszene an einen auf Alligatoren Jagd machenden Robert Englund erfreuen. Dieser trägt zur Abwechslung mal nicht die Freddy-Maske. Leider verabschiedet sich Englund dann auch recht zeitig wieder in die blutigen Fänge des Alligators – oder lauert da draußen vielleicht doch was ganz Anderes? Blutig beginnend, finden wir uns nach der Einführungssequenz inmitten einer bunten Straßenparty wieder. Nackte Mädels, ausgelassene Feierstimmung, jede Menge Alkohol und voll dabei zwei unserer Charaktere, die wir den Film über in die mysteriösen Sümpfe begleiten. Ein Streit führt dazu, dass sich diese beiden eben nicht für nackte Brüste und Bier aus Eimern entscheiden. Beim geheimnisvollen Mr. Elmore („Candyman“ Tony Todd) erfahren die beiden Freunde den Weg zu einer Tour, die sie besser niemals angetreten hätten. Was für die ganze Meute recht schmerzhaft wird, bringt dem Zuschauer eine gehörige Portion Blut und Lacher ins Wohnzimmer.
Die ganze Sippe beinhaltet die verschiedensten Personen. Das ältere Ehepaar, im typischen Touristenoutfit, wagt noch einmal ein letztes Abenteuer. Der Möchtegern-Pornoproduzent und –regisseur sucht eine passende Location für seinen neuesten Softporno – den beiden Darstellerinnen, eine braunhaarig, die andere blond, ist das alles egal. Green, der auch für das Drehbuch zuständig war, überzeichnet das Klischee der vollkommen verblödeten Blondine so sehr, dass man sich einfach manchmal wirklich wegschmeißen muss. Dazu später mehr. Dann hätten wir auf unserer Reise noch das eben angesprochene Männer-Duo dabei. Ein Draufgänger, der nur Frauen und Geschlechtsteile im Sinn hat, ein Loser, der sich frisch von seiner acht Jahre langen Beziehung getrennt hat und zur Beruhigung eine Sumpftour machen möchte. Dann auch noch ein schüchternes Mädchen, dessen Motiv, diese Höllentour anzutreten, erst später bekannt gegeben wird. Und zu guter Letzt wäre da noch der chinesische Tourführer, der aber leider überhaupt keine Ahnung von der Sache hat, die er den zahlenden Touristen da andreht. Und los geht’s ins ramponierte Partyboot.
Langeweile bietet Hatchet wirklich zu keiner Zeit. Die Dialoge – gerade die zwischen dem doofen Blondchen und ihrer Kollegin – sind oftmals so komisch und überspitzt, dass man sich über die Klischees, die andere Filme ernsthaft an den Mann bringen möchten, herzhaft amüsieren kann. Ein Beispiel? „Hat die Polizei hier überhaupt 110?“ – „Ja, was denn sonst, du Vollidiotin?“ – „Keine Ahnung, kann ja sein, dass die hier eine andere Vorwahl haben.“ Green versteht es, Spannung und Witz gekonnt zu vermischen. Da bleibt kein Auge trocken – sei es vor Lachen oder vor dem wie entfesselt herum spritzenden Blut. Denn hier wird gesplattert, was die Körperteile hergeben. Kane Hodder macht das, was er auch schon in „See no evil“ mit Bravour erledigte: Köpfe umdrehen, dass die Fontäne sprüht, mit der Axt wirklich jedes noch so kleine Gliedmaß abhacken, via Speerweitwurf gekonnt einen Fuß durchbohren oder mit einer Schleifmaschine das Gesicht glätten. Man braucht nicht immer Botox, um hinterher fantastisch auszusehen. Kane selber allerdings spielt ein deformiertes Kind, welches (na klar) eine tragische und dramatische Kindheit durchlebte und bei einem Rettungsversuch vom eigenen Vater (ebenfalls Hodder) im eigenen Haus mit einer Axt am Kopf getroffen wird. So Böse das Gezeigte auch ist, es ist dabei gleichzeitig einfach zum Brüllen komisch. Wer Humor hat und Blut vertragen kann, sollte Hatchet auf keinen Fall missen.
Und so vergehen die 81 Minuten wie im Blutrausch. Das Finale platzt dann noch einmal so irrwitzig (wenn auch nicht ganz unvorhersehbar) über den Zuseher herein und endet total abrupt, mitten in der Szene. Der Abspann läuft. Green weiß, den Zuschauer zu unterhalten, aber auch mit derben Tötungsszenen zu schocken und zu ekeln. Die Mischung macht’s, und Adam Green serviert uns mit Hatchet eine wunderbare und genüssliche Horrorsplatterwundertüte.
Ihr wollt Spaß, dabei aber auch in Sachen Gore und Splatter nicht zu kurz kommen? Hatchet anschauen! Warum der Streifen über ein Jahr brauchte, um endlich auch hierzulande als Silberling erworben werden zu können, bleibt fraglich. Seien wir lieber dankbar, dass es nun endlich so weit ist!
>> verfasst von Janosch Leuffen