Österreich. Land der Berge. Land am Strome. Land der Äcker. Land der Dome. Land der Germknödel und des Almdudlers. Land der hohen Gipfel und der schönen Landschaft. Land der Psychopathen.
Jawohl, richtig gehört. Wenn rot-weiß-rot etwas auf die Leinwand bannt, muss es nicht zwingend Sissi sein.
Funny Games ist das beste Beispiel dafür. Doch schon 14 Jahre bevor Peter und Paul euch die lustigen Spielchen ins Haus brachten, lief ein Film mit dem Titel Angst im Kino. Der Film aus dem Jahre 1983 dreht sich um einen Serienkiller, der nach dem Mord an seiner Mutter im Gefängnis landet. Kaum ist er aus diesem entlassen, verspürt er wieder das Gefühl seinen Blutdurst zu stillen. Er macht sich auf dem Weg zu einem zunächst scheinbar unbewohntem Haus und richtet dort ein Massaker an...
Dem Kärntner Regisseur
Gerald Kargl gelang mit Angst ein erschreckender Einblick in die Psyche eines geistig gesunden und dennoch verdorben sadistischen Killers. 80 Minuten lang fokussiert er den Blick auf die Gedankengänge des Psychopathen, während er seine nächsten Höllentaten plant. Keine Story die den Killer umgibt, keine Antagonisten die diverse Subplots einleiten - der Zuschauer wird mit dem Mörder alleine gelassen. Logisch, dass einen da die Angst überkommt. So schonungs- und kompromisslos mörderisch, haben Serienkiller selten die Leinwand erblickt.
Der wenig Dialoglastige Film fesselt den geneigten Zuseher von der ersten Minute an. Dies liegt zum einen daran, das eine Stimme aus dem Off, nämlich die des Killers, die ganze Story erzählt, in der sonst so gut wie kein gesprochenes Wort vorkommt. Mithilfe dieser Technik lässt
Kargl den Protagonisten seine Taten reflektieren, gibt uns jedoch keine Gelegenheit über Moral und Unmoral zu urteilen. Die zweite Methode, den Zuschauer förmlich an den Killer zu fesseln, ist die Kamera: diese folgt, umkreist und bindet uns somit an den Killer. Außerdem werden Schmerz, Erschütterung und Paranoia durch die Kamerabewegung physisch auf den Zuschauer übertragen. Diese Leistungen sind herausragend! Übrigens: noch nie habe ich einen Film gesehen bei dem so viele Kranaufnahmen in nur 80 Minuten gezeigt wurden...
Hauptdarsteller
Erwin Leder bringt ein überzeugendes und furchteinflößendes Schauspiel an den Tag. Leider wurde bei der Wahl der Nebendarsteller weniger auf Professionalität geachtet. Diese machen zwar ohnehin nur einen kleinen Teil des Filmes aus, teilweise ziehen sie die Handlung durch allzu schräge Performance doch ins Lächerliche. Auch sind die Reaktionen der Opfer, während sie dem Tod ins Auge blicken, nicht immer ganz nachvollziehbar. Dies lässt sich zwar dadurch erklären, dass dem Zuschauer allein die Stimme des Täters in den Kopf gesetzt wird, und dieser, da er kein Mitleid mit seinen Opfern empfindet, ihre Stimmen währenddessen ausblendet. Die Wirkung auf ein heutiges Publikum ist jedoch leider eher ein unpassendes Lachen als heilloses Entsetzen.
Alles in allem ist Angst jedoch ein hervorragend in Szene gesetzter Einblick in die sadistische Psyche eines Killers - und sicher nichts für schwache Nerven!
>> geschrieben von Dominic Stetschnig