Moviebase Captivity
Cuthbert, Elisha. Dem einen oder anderen bekannt aus der romantischen Komödie „Tatsächlich… Liebe“, dem heißen Horrorremake „House of Wax“ oder dem lustigen „The Girl next Door“. Die hübsche Blonde nahm dann auch die Rolle des schönen Models Jennifer in Joffés Werk CAPTIVITY an – und versagt damit auf ganzer Linie. Das Scheitern des Films aber liegt nicht nur an der Leistung der hübschen 25-Jährigen – sondern vielmehr an einer völlig belanglosen Geschichte und einer stümperhaften Inszenierung.
Das Supermodel Jennifer Tree wird von einem psychopatischen Serienkiller entführt, in einer Zelle gefangen gehalten und von ihrem Entführer psychisch gefoltert. Auf ihrer verzweifelten Suche nach einer Fluchtmöglichkeit entdeckt Jennifer, dass sich unmittelbar neben ihrem Gefängnis eine weitere Zelle befindet, in der ein Unbekannter namens Gary (Daniel Gillies, House of Wax) festgehalten wird. Den beiden gelingt es, sich heimlich zu verständigen und schließlich gemeinsam aus ihrem Verlies auszubrechen. Doch ihr Fluchtversuch scheitert, der Entführer scheint ihre Pläne durchschaut zu haben… Das gemeinsame Schicksal schweißt Jennifer und Gary zusammen und schließlich verliebt sich Jennifer in den Leidensgenossen, es kommt zu einer leidenschaftlichen Affäre. Was Jennifer jedoch nicht ahnt: Gary ist Teil des perfiden Spiels, das der Killer mit ihr spielt. Eine nervenauf- reibende Serienkillergeschichte, bei der das grausame Katz- und Maus-Spiel, das der Killer mit seinem Opfer spielt, im Mittelpunkt steht.
CAPTIVITY besitzt eigentlich gar keinen Anfang – und auch kein Ende. Eigentlich auch keinen Mittelteil mit Höhepunkt. Der Film besitzt einfach nichts Sehenswertes – außer Fräulein Cuthbert. Aber dafür muss man sich ja nicht gleich einen Film besorgen, wozu gibt es schließlich das Internet? Nun, irgendwie muss das Ding ja beginnen. Das tut es dann auch mit einer Folterszene, die bereits einen Vorgeschmack auf das noch Kommende liefern soll. Blut spritzt, Gips fließt, und geschrien wird auch. Dann befindet sich der Zuschauer auch schon im Leben des Models Jennifer Tree. Frei nach Hape Kerkeling besteht ihr Leben im weitesten Sinne aus Arbeit, Arbeit, Arbeit. Hat sie dann doch mal frei, gönnt sie sich einen erholsamen Abend in einer Bar – und wird noch mit dem ersten Trink betäubt. Sie wacht auf und findet sich in einem Gebäude wieder. Es gibt kein Entkommen.
Auf Spannung wollte Regisseur Roland Joffé wohl gänzlich verzichten. In keiner Sekunde keimt etwas in der Richtung auf. Stattdessen präsentiert er uns perverse Folterspielchen, mies geklaut vom Kulthit „Saw“ und noch schlechter kopiert. Jennifer tut alles daran, die Freiheit zurück zu bekommen, aber vergebens. Leider auch für den Zuseher. Das Haus bietet anscheinend so viele Winkel und Türen, dass man bald selber nicht mehr nachvollziehen kann, durch welches Hintertörchen denn der Killer schon wieder Einzug erhalten hat. Wenn das wenigstens nur nerven würde, wäre es ja noch nett. Aber es ermüdet zusätzlich auch noch. Und das ist tödlich.
Durch einen ungemeinen Zufall stellt unser Hauptcharakter bald fest, dass in einem Zimmer nebenan noch jemand gefangen gehalten wird. Schnell versucht man, gemeinsam die ausweglose Situation so gut es geht zu meistern. Umso erstaunlicher in Anbetracht der Lage, dass dann noch Zeit für ein Schäferstündchen und weitere Liebkosungen bleibt. Logisch scheint das nicht, denn wer hat schon Sinn für sexuelle Bedürfnisse, wenn das eigene Leben auf dem Spiel steht? Aber wahrscheinlich wussten auch die Drehbuchautoren, die ansonsten nicht allzuviel Kreativität in ihr Skript einbrachten, dass sich Sex nunmal gut verkauft – noch dazu mit einer so hübschen Schauspielerin.
Doch auch diese Tatsache bewahrt CAPTIVITY nicht vor dem totalen Versagen. Gähnende Langweile, Gott sei Dank nur schüchterne 71 Minuten lang (ein Pluspunkt für den Film), der Score – vor allem bei der Einführung – wirkt deplatziert, genau wie die Schauspieler, die einen grottenschlechten Film mit einem wahnsinnig genialen Finale inklusive fulminanten Plottwist (Achtung: Ironie!) auch nicht mehr aus der Schlinge ziehen können. Vermurkst, vergeigt, verschenkt.
Bei einigen Filmen, die nicht besonders gut abschneiden, kann man vielleicht im Nachhinein sagen: Potential war ja da. Das trifft auf CAPTIVITY nicht zu. Wer sich so dreist und dabei so verdammt uninspiriert bei anderen Genrevertretern vergreift, muss sich nicht wundern, dass er eine gehörige Bauchlandung hinlegt. CAPTIVITY gehört somit in die Ecke: Wir waren doof und hatten zu viel Geld.
>> verfasst von Janosch Leuffen