Moviebase Motel
Eine eiskalte Vampirkämpferin und eine Spaßkanone treffen in einem Horrorthriller aufeinander. Ungewöhnliche Mischung, muss aber nicht unbedingt etwas Schlechtes bedeuten. Nun also begeben sich Luke Wilson („Die Super-Ex“) und Kate Beckinsale („Underworld“, „Van Helsing“) in „Motel“ – im Original übrigens „Vacancy“ – auf Überlebenstour. Zunächst scheint der Film von Regisseur Nimrod Antal („Kontroll“) ein mit Klischees behafteter 08/15-Thriller zu sein. Doch das ist er Gott sei Dank nicht.
Nach dem Unfalltod ihres kleinen Sohnes liegt die Ehe von David (Luke Wilson) und Amy Fox (Kate Beckinsale) in Trümmern. Das Paar befindet sich auf dem Rückweg ihrer letzten gemeinsamen Reise vor Unterzeichnung der Scheidungspapiere. Als David eine ihm unbekannte Nebenstraße als Abkürzung nimmt, bleiben sie mitten auf der Strecke liegen. Sie haben keine Wahl und müssen in einem nahe gelegenen Motel übernachten. Dessen Eigentümer Mason (Frank Whaley) ist jedoch mehr daran interessiert, blutrünstige Horrorfilme zu gucken, statt dem Paar bei ihren Motorproblemen zu helfen.
David, nervös und angespannt, versucht, sich mit einigen Videos abzulenken, die er in dem Zimmer findet. Doch diese entpuppen sich als dieselben, ultrabrutalen Horrorfilme, die sich Mason beim Einchecken angesehen hat. Nach ein paar Minuten erkennt David mit Grauen, dass die brutale Gewalt in den Videos echt ist! Die „Honeymoon Suite“ des Motels ist ein mit versteckten Kameras gespickter Schauplatz für ein perverses und tödliches Katz- und Mausspiel.
Das Paar ahnt sofort: Sie sollen die „Hauptdarsteller“ des nächsten Snuff-Films dieses blutrünstigen Killers werden. Bei ihrem panischen Fluchtversuch entdecken sie, dass ihre Kidnapper bereits jeden ihrer Schritte filmen und mit ihnen spielen, um den sadistischen Reiz der Produktion zu erhöhen. Mit ihren Peinigern im Nacken müssen David und Amy sich wieder völlig aufeinander verlassen, wenn sie die längste Nacht ihres Lebens überstehen wollen…
Auch wenn sich „Motel“ zunächst wie ein typischer Horrorfilm liest, unterscheidet er sich doch von anderen Thrillern dieser Art. Zunächst einmal stehen hier nicht wie so oft schreiende und nervige Teenager im Vordergrund, sondern ein Ehepaar mit unglücklicher Vergangenheit. Luke Wilson und Kate Beckinsale verkaufen sich als gefrustetes Pärchen überzeugend. Nach einer etwas langatmigen Autofahrt mit einem Waschbären, dem alles egal ist, und einer unvermeidlichen Autopanne, verschlägt es die beiden Protagonisten erst einmal zur Tankstelle – direkt neben dem Motel. Hier werden dem Zuschauer erste Buh-Effekte serviert, die es allerdings in sich haben und nicht, wie in vielen Horrorfilmen, durch die Musik vom Österreicher Paul Haslinger angekündigt werden. So entsteht eine wohlig schmutzige und gruselige Atmosphäre, die ihren Höhepunkt allerdings wirklich erst im Motel selber findet.
Dort dürfte der Motel-Manager Mason, herrlich gespielt von Frank Whaley („Pulp Fiction“), für Lacher beim Publikum sorgen. Dass mit ihm irgendetwas ganz gewaltig nicht stimmt, merkt man sofort. Was führt Mason wirklich im Schilde? Vermietet er tatsächlich nur Zimmer im herunter gekommenen Motel? Fragen, die sich bald beantworten sollen. So bezieht unser Paar also die Honeymoon Suite, die für die Flitterwochen allerdings herzlich wenig geeignet wären: Dicke Kakerlaken, schmierige Bettwäsche und braunes Wasser – der Ekel macht sich über der Kinoleinwand breit. Ein unbehagliches Gefühl für den Zuseher stellt sich, wenn es nicht schon bereits geschehen ist, mit dem Einschub des ersten Videos ein. Denn die Gewalt, die dort dargestellt wird, schlägt gnadenlos zu. Hier wird eine Frau gegen die Wand geschleudert, da der Mann gewürgt und gefoltert. Nicht nur Luke Wilson dürfte angesichts dieser Bilder und des höllischen Lärms an Türen und Wänden des Motelzimmers der Mund offen stehen. Schockierende Schreie, wildes Gehämmer und ausfallendes Licht in Zimmer 4 sorgen für Herzrasen. Und dann kommen die Peiniger ins Spiel.
Diese tragen Gesichtsmasken und reden selbstverständlich kein Wort – wozu auch. Der Horror nimmt nun richtig Fahrt auf und verlagert sich mehr und mehr in einen Thriller. Die Hatz beginnt und der Zuschauer leidet mit Ehepaar Fox, welches panisch versucht, einen Ausweg aus der Misere zu finden. So geht es dann nicht nur oberflächlich, sondern auch unterirdisch im moteleigenen Tunnelsystem rasant weiter. Positiv fügt sich hinzu, dass Beckinsale nicht nur pausenlos und nervtötend herumkreischt, sondern fast schon mental und physisch stärker als Filmpartner Wilson wirkt – der seine Aufgabe aber auch durchweg meistert.
Der letzte Schrei ist „Motel“ aber bei Weitem nicht. Vor allem das Ende kommt dann doch alles andere als überraschend daher, obwohl man sich zuvor vielleicht noch freuen könnte, dass dieser Streifen nicht in gewohnter Manier endet. Was bis dahin knappe 70 Minuten gehalten hat, wird nun zwar nicht gänzlich, aber immerhin etwas zerstört. Schade eigentlich. Mit seinen insgesamt „nur“ 85 Minuten bringt „Motel“ dennoch das Zeug mit, was man von einem Horrorthriller erwartet: Düstere Optik, spannungsgeladene Atmosphäre und tolle Darsteller. Angucken und schreien!
>> verfasst von Janosch Leuffen