Moviebase Turistas
Buenos dias, Mathias, wir sind wieder da… Diesmal am Strand von Brasiliens Küsten. Wenn der Traumurlaub zum Albtraum wird, geht es nur noch um Eines: Leben oder Tod. John Stockwell, der bereits „Into the Blue“ mit Jessica Alba und aktuell zwei Episoden der TV-Serie „The L World“ inszenierte, nimmt uns in „Turistas“ im Rucksack mit auf eine Reise, die sich gewaschen hat. An seiner Seite stehen ihm dabei Melissa George, Genre-Fans bestens bekannt aus dem Remake „The Amityville Horror“ und Josh Duhamel. Aber überzeugt die Kaffeefahrt ins Blaue auch wirklich? Oder ist „Turistas“ ein leeres Versprechen für zahlende Kundschaft?
Brasilien. Traumurlaub. Doch für eine sorglose, amerikanische Reise-Clique gestaltet sich die geplante Dschungel-Expedition ein krasses Stück abenteuerlicher als gewünscht. Erst steigen sie schon mal in den falschen Bus, dann schlittert das Gefährt weitab von jeglichem Tourismus in den Abgrund. Nur gut, dass die Freunde sich in letzter Sekunde retten können und dass es nicht weit vom Unglücksort einen paradiesischen Strand samt gut bestückter Cocktailbar, Volleyballnetz und heißen Chicas gibt. Wen kümmert es, dass der nächste Bus erst in einer Woche kommt. „Carpe Diem!“ ist das jugendliche Mottot der gut gelaunten Truppe, zumindest bis zum nächsten Morgen als man verkatert, ausgeraubt und halb nackt erwacht und schon bald im Netz ganz übler U.S.-phober Organhändler strampelt…
Willkommen auf einem Urlaubstrip des besonderen Art – der besonders schlimmen Art. Was „Turistas“ dem Zuschauer in knapp 90 Minuten bietet, kommt über einen dürftigen Urlaubsslasher nicht hinaus. Dabei fängt doch alles gar nicht so schlecht an: Eine Truppe junger wilder Partytwens macht sich auf den Weg nach Brasilien. Leider fährt der Busfahrer, der die jungen Menschen zu ihrem Hotel bringen soll, dermaßen rasant und aggressiv, dass er das Gefährt erstmal geradewegs von der Straße lenkt. Gott sei Dank können sich alle Fahrgäste retten. Der Bus kracht den Abhang runter, doch wen interessiert das noch? Schließlich befindet sich unweit von der Unglücksstelle das Paradies: Weißer Sand, blaues Meer und dazu eine Cocktailbar, in der die Nacht zum Tage gemacht wird. Natürlich fließt auch der Alkohol in Strömen, nackte Haut gibt es im Überschuss und – wie es der Zufall so will – haben sich auch hinterhältige Organhändler auf die Party geschlichen, die nur darauf warten, dass die Partypeople vor lauter Hochprozentigem nicht mehr wissen, welchen Namen sie tragen.
Die Anfangsszene scheint zunächst auf einen typischen Teenieslasher vor traumhafter Kulisse hinzuweisen. Dem ist aber nicht so. Denn kaum erwachen die acht Freunde, um die sich „Turistas“ hauptächlich dreht, beginnt eine äußerst seltsame, unfreiweillig komische und gähnend langweilige Hetzjagd durch das Dickicht des Urwalds. Da die Story in diesem Streifen gleich 0 ist, muss man schon mit anderen Sachen punkten. Und das sollen wohl die dürftig bekleideten Mädels sein sowie die Goreeffekte, die für einen solchen Film leider etwas zu knapp geraten sind.
Nachdem die Organhändler zwei der Gruppe verschleppen, diese sich jedoch befreien können, wird munter drauflosgehackt. Hier fliegen Finger durch die Luft und da passt das naive Mädchen auf ihrer Flucht leider nicht auf und stürzt eine Klippe hinab. Somit wäre ein Viertel der Opfer schon einmal erreicht – Organe für die schmutzigen Händler gab es aber leider nicht. Davon unbeeindruckt machen sich die restlichen sechs mit einem Eingeborenen auf zu einem Waldhaus. Jedoch stößt man auf dem Weg auf einen atemberaubenden Wasserfall mit Unterwasserhöhlen. Klar müssen diese erst besichtigt werden, bevor es weitergeht. Und hier kommt die Langweile ins Spiel. Die folgenden zehn Minuten im türkisen Wasser, die sich wie eine halbe Stunde anfühlen, bringen den Film überhaupt nicht weiter. Tauchen, Luft holen, tauchen, Luft holen und so weiter und sofort. Wer das sehen möchte, kann auch getrost zu „Deep Blue Sea“ oder ähnlichen Streifen greifen.
Dann (endlich) wird es blutig. Erst einmal muss der eben mit dem Schädel auf einen Felsen geknallte Dschungelfreund verarztet werden. Im Waldhaus findet sich auch das passende Werkzeug dafür: Ein Tacker… Und natürlich hat es auch wieder ein Mädchen erwischt, welches auf dem Operationstisch von Dr. Organo herhalten muss. Schön detailliert wird ein Organ nach dem anderen aus der Bauchhöhle entnommen, während der Doktor selber noch ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert. Die OP nutzen die verbleibenden fünf Freunde aus, um sich aus den Käfigen zu befreien. Ungehindert kommen sie dennoch nicht davon, denn der Assistent von Doktor „Ich-ramme-gerne-Spieße-durch-Augen“ hat aufgepasst. Eine blutige und schmerzhafte Flucht beginnt und endet – in den Unterwasserhöhlen des Wasserfalls.
Das Wort „Story“ scheint im Wortschatz des Drehbuchautoren Michael Ross nicht vorzukommen. Viel zu unausgereift und hanebüchen stellt sich die Geschichte dar. Mit ein paar netten Gore- und Splatterszenen kommt man leider nicht immer weit. „Turistas“ steht für Langeweile, Blut und Sex. Spannend, innovativ und unterhaltend möchte der Streifen von John Stockwell wohl auch nicht sein. Lieber das Geld sparen und schön in den Urlaub fahren. Vielleicht ja sogar nach Brasilien.
>> verfasst von Janosch Leuffen