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Moviebase Stunde der grausamen Leichen, Die

Stunde der grausamen Leichen, Die
Stunde der grausamen Leichen, Die

Bewertung: 79%

Userbewertung: 66%
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Originaltitel: El Jorobado de la Morgue
Kinostart: 18.11.1973
DVD/Blu-Ray Verkauf: 27.04.2006
DVD/Blu-Ray Verleih: Unbekannt
Freigabe: FSK 18
Lauflänge: 82 Minuten
Studio: Eva Film/ Anolis Entertainment
Produktionsjahr: 1973
Regie: Javier Aguirre
Drehbuch: Paul Naschy
Darsteller: Paul Naschy, Rosanna Yanni, María Elena Arpón, Maria Perschy, Alberto Dalbés, Manuel de Blas, Alfonso de la Vega, Víctor Alcázar, Antonio Pica, Joaquín Rodríguez, Adolfo Thous, Ángel Menéndez, Fernando Sotuela, Antonio Ramis, Sofía Casares

Heute mal ein kulinarischer Ausflug in den Südwesten Europas, auf der Speisekarte steht Spanien: Paella, Chorizo und Fritada - alles wunderbare Sachen, doch bei unserem heutigen Gericht handelt es sich weniger um das Traditionelle als um ein leckeres Produkt aus der spanischen Crossover-Küche. Aber mal langsam wir sind ja hier nicht im Restaurant, sondern im Filmmetier, deswegen sei der Titel nun endlich verraten, „El Jorobado de la Morgue“ (1973) – der Klassiker aus dem Land der Stierkämpfe.

Wolfgang Gotho (Paul Naschy), ein Buckliger mit beschränkter Intelligenz, arbeitet in einem Leichenschauhaus. Er ist unsterblich verliebt in das todkranke Mädchen Ilsa (María Elena Arpón), die ihn als alleinige Freundin nett und freundlich behandelt. Jeden Tag bringt er ihr Blumen, bis zum Tag ihres traurigen Todes. Aus seiner Verzweiflung weigert sich Gotho, seine Liebe tot zu heißen und redet sich ein, sie schliefe nur. Als er aber auf den skrupellosen Doktor Orla (Alberto Dalbés) und seine kompromisslosen Ansichten trifft, wittert Gotho eine Chance Ilsa wieder aufzuwecken. Doch der Doktor nutzt die Dummheit des Buckligen lediglich dafür aus, ihn für seine Zwecke zu verwenden – nämlich ein Monstrum zu erschaffen, für dessen Reanimation er Leichen, Leichenteile und sogar lebendes „Material“ benötigt…

Ja, was ist das denn für eine Story, wie im Süßigkeitenladen meint man habe Javier Aguirre sämtliche Genres und Motive aus den Regalen genommen, in ein Glas gegeben, mit kräftigen Bewegungen durchgeschüttelt und auf einmal plumpst dieser kunterbunte Klumpen auf den Tisch. Komisch, aber irgendwie funktioniert es! Drei wesentliche Faktoren tragen maßgeblich zum Gelingen des Films bei: Numero Uno ist die wunderbare Naivität die der Film für sich beansprucht, Numero Due ist die relativ kurze Lauflänge von nur 79 Minuten, und Numero Tre ist der wunderbare Paul Naschy, mit bürgerlichem Namen Jacinto Molina.

Der Film beginnt, Totalen einer wunderschönen Berglandschaft, Heimatfilm-Flair vom Feinsten und auf einmal erscheint auf dem Bildschirm der Titel: „Die Stunde der grausamen Leichen“, gewohnt reißerisch und pervers-anmutend von der deutschen Zensur gewählt.

Gedreht in den Pyrenän, wird das Leben im fiktiven Feldkirch in Österreich präsentiert – ein Hansi Hinterseer Film hätte kein schöneres Bild der Alpen vermitteln können. Genau dort schlurft unser buckliger Gotho durch die Gassen, stete Ablehnung und Verhöhnung seiner Mitmenschen erleidend, haust er in den dunklen Katakomben der Stadt. Diese waren die früheren Folterkeller der spanischen Inquisition und vermitteln in ihrer abartigen Präsenz schon einmal eine kräftige Portion morbider Gruselstimmung.

Doch der Film funktioniert nicht auf einer Splatter- oder Goreebene, sondern ist kunterbunt wie eine Pizza Capriciosa. Es findet sich einfach so vieles in Aguirres Werk wieder, welches so zum Unikat wird und bis heute seinesgleichen sucht. Wenige Goreszenen, ständige Abwechslung zwischen Horror und dramatisch trauriger Romantik und das wunderbare Schauspiel Naschys machen diesen Film zu etwas ganz Besonderen. Man leidet mit dem buckligen Gotho, dessen Person schon sehr an die Thematik des „Glöckners von Notre Dame“ erinnert. Das kombiniert mit den neo-idiellen Ansichten Dr. Orlas, der in seinem Schöpferwahn doch extrem dem Genfer Doktor Frankenstein ähnelt. Diese Analogien werden nun mit abgedrehten Trashelementen verrührt und mit einer guten Prise (unfreiwilliger) Komik abgeschmeckt, Voilà!

Nichts kommt zu kurz, sei es Horror (Spinnweben, Dunkelheit, Blut), Romantik (Liebe, Zuneigung, Intimität), Dramatik (Tod, Trauer) oder Humor – alles lässt sich wiederfinden und egal wie verrückt, durchgeknallt oder absurd sich dieses Potpouri anhören mag, es unterhält gleichermaßen gut wie es den Zuschauer auch rührt. Die Goreszenen mehr schlecht als recht inszeniert, kommen dem Flair des Films aber nur zu Gute, da alles mit einem permanenten zwinkernden Auge zu betrachten ist. Naschy, in „El Jorobado de la Morgue“ wohl mit einer seiner besten Leistungen zu sehen, bringt einfach seine Lust am Schauspiel, sein Herzblut mit dem er dies betreibt, wunderbar ein und man kann getrost nachvollziehen, wie sich ein solcher Fankult um diesen Mann bilden konnte. Immer ausdrucksstark und glaubhaft, verleiht er dem geplagten Außenseiter Persönlichkeit und bietet für den Zuschauer reichlich Identifikationsmöglichkeiten.

Mit „Der Stunde der grausamen Leichen“ schuf Javier Aguirre ein Vorzeigebeispiel des spanischen Horrorfilms, der vor allem durch die Waldemar Daninsky Filme bekannt wurde, bei denen allen auch Paul Naschy mitwirkte. Eurotrash in seiner frühen Stunde, der wohl absurder und zugleich liebevoller nicht sein hätte können. Gruselt, lacht und weint mit Gotho – bereuen wird es wohl kaum einer. Ein Film voller schräger Ideen und einer gehörigen Portion Charme, dadurch wird er so wunderbar sympathisch und macht einfach Spaß beim Zusehen. Aufgrund dieses kulinarischen Ausfluges heute bleibt mir nun nichts mehr zu sagen, außer: Lasst es euch schmecken – Buen Provecho (Guten Appetit)!

>> geschrieben von Benjamin Johann

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