Moviebase Cube 2: Hypercube
Knapp fünf Jahre nach der überraschenden Perle Cube wurde dessen Fortsetzung ins Rennen geschickt. Angesichts der in diesen Jahren weiter entwickelten technischen Möglichkeiten und Erfahrungen war irgendwie klar, dass in CUBE 2: HYPERCUBE weitaus mehr mit Spezialeffekten gearbeitet wurde als es im Erstling der Fall war. Leider halfen die tollsten CGIs einen mit dürftiger Geschichte besetzten Streifen noch nie aus dem Qualitätstief. So auch in diesem Sequel. Gleiche Story, gleiche Masche – aber leider deutlich schlechter.
Sieben Menschen und ein Schicksal, das sie alle teilen. Orientierungslos wachen sie in einem gigantischen Würfelsystem, das sie gefangen hält, auf. Psychologin Kate (Kari Matchett), Privatdetektiv Simon (Geraint Wny Davies), Materialdesigner Jerry (Neil Crone), Computerspielentwickler Max (Matthew Ferguson), Anwältin Julia (Lindsey Connell), die senile Mrs. Paley (Barbara Gordon) und die blinde Sasha (Grace Lynn Kung) haben keine Ahnung, wie sie in den multidimensionalen Würfel, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint, gelangt sind. Offenbar besitzt er eine vierte Dimension, die zumindest in der Theorie existiert. Verschiedene Zeitebenen tun sich auf, parallele Universen verwirren die Gefangenen, deren Vorgeschichte alle irgendwie mit dem Waffenentwickler Izon zu tun hat. Was ist aus der Sicherheitsbeamtin Becky Young (Greer Kent) geworden, die am Anfang durch eine Tür nach oben fällt? Warum hat sich Colonel Thomas Maguire (Bruce Gray) erhängt oder was den Supermathematiker Dr. Phil Rosenzweig (Andrew Scorer) getötet? Und gibt es den Hackergott Alex Trusk wirklich? Fragen, die sich konfus anhören, aber im Laufe der Zeit entschlüsselt werden.
Erinnern wir uns an das Original. Ja, es gab tatsächlich einmal Zeiten, in denen nicht jeder Film ein Remake oder eine Fortsetzung war. Kreative Köpfe entwickelten neue Ideen, aus einer dieser entstand der klaustrophobische und kluge Cube. Und auf diesen Einfall des Inszenators Vincenzo Natali wollte auch Andrzej Sekula aufspringen. Der Kameramann (unter anderem bei Tarantinos Pulp Fiction) fungierte bei CUBE 2 zum zweiten Mal auch als Regisseur. Seine Arbeit aber kommt in diesem Falle genauso öde und abgedroschen daher wie die fast 1:1 vom Original kopierte Story und der sich nicht aufbauen wollende Spannungsbogen. Mal abgesehen von zwei Szenen, in denen die Kamera das Bild in 90° Schieflage einfängt, hinterlassen die Impressionen keinen nachhaltigen Eindruck. Der Flair von Cube ging im Sequel nahezu völlig verloren.
Während Cube 1 mit einer schockierenden Anfangssquenz das zermürbende Kammerspiel beginnt, legt Cube 2 eine flottere Sohle aufs Parkett und zieht das Treffen der einzelnen Charaktere ziemlich zügig durch, ohne sich dabei an den Charakterzügen aufzuhalten. Stattdessen erfahren wir nach einem schleppenden Beginn via Splitscreens grobe Details aus dem Leben der Protagonisten. Da hätten wir die blinde und ängstliche, aber dafür mit einem besonderen Hör- und Riechsinn ausgestattete Schülerin, einen überdrehten Ingenieur, die taffe blonde Psychotherapeutin, die der Truppe Besonnenheit zuspricht und den Ruhepol bildet, den harten Privatdetektiv, der das Alphatier markiert und gerne stark wäre, deshalb auch oftmals die Fäuste sprechen lässt, den jungen Softwarentwickler, der das ganze Leben noch vor sich hat und der Gruppe mit seinen mathematischen Fähigkeiten und seiner frechen Art zur Seite steht, das Mädchen im roten Kleid, welches sich als Anwältin und Partymaus entpuppt und zudem beim Jüngelchen Emotionen auslöst und dann noch die alte verwirrte Rentnerin, die durch reine Zufälle immer wieder auf Hinweise stößt, viel dummes, aber auch gerade deshalb wichtiges Zeug labert. Zudem haben Grünschnabel Max und die rote Julia im Angesicht der miesen Situation noch die Kraft und Lust, Körpersäfte beim Sex im Würfel auszutauschen. Eine bunt zusammengewürfelte Crew möchte man meinen, doch die Daseinsberechtigung der Einzelnen kommt natürlich nicht von ungefähr. Denn selbstverständlich verbindet alle Personen ein entscheidendes Merkmal, welchem sie immer mehr auf die Schliche kommen.
Ein weiteres Highlight im ersten Cube-Film waren sicherlich auch die ausgetüftelten Fallen in den mit verschiedenen Farben versehenen Räumen. Hatte man im ersten Film das Gefühl, man würde sich tatsächlich durch verschiedene Zimmer bewegen, obwohl der Film komplett in nur einem „Käfig“ gedreht wurde, so wird man dafür im Nachfolger das Gefühl nicht los, sich nahezu immer im ein und demselben Raum zu befinden. Keine Farbenspiele, einfach nur kalte Stahlkonstruktionen, die weder beängstigend noch beklemmend wirken und weder Abwechslung noch Spannung bieten. Auch die mörderischen Fallen kamen dank handgemachter Effekte im Original weitaus effektiver daher. In CUBE 2 übernahm der Computer die Anfertigung dieser. Ein seltsames Etwas verengt und verschlingt die Räume, ein mordender CGI-Würfel wird zum blutigen Verhängnis und schiebende Säulen lassen den Opfern keinen Platz zum Atmen. Leider lösen diese Dinge überhaupt keine Panik aus – am wenigsten beim Zuschauer. Zudem fehlen gänzlich jegliche hervorstechende Einfälle – wie beispielsweise das Knöpfe lutschen, um mehr Speichel zu erzeugen, um dadurch Flüssigkeit zu erhalten. Vielleicht aber wollte man dann doch nicht alles beim Vorgänger abkupfern und verzichtete außerdem noch auf eigene Kreativergüsse. Als gelungenste Idee kann wohl noch das variable Zeittempo in einigen Räumen bezeichnet werden.
CUBE 2 baut zu keinem Zeitpunkt eine vergleichbare Intensität wie in Cube 1 auf. Seelenlose Charaktere geben sich in dahingesauten Dialogen die Blöße und stranden in einem sonderbaren Finale, welches nicht klug und überraschend, sondern langweilig und zäh wirkt. Wieder mal eine Fortsetzung, die getrost im Archivschrank von Lions Gate hätte verstauben können.
>> verfasst von Janosch Leuffen