Moviebase Skinned Deep
Wie man seine Zeit auf eindrucksvolle Weise verschwenden kann, beweist „Skinned Deep“ auf ganzer Linie. Gabriel Bartalos Werk, sein Debüt um genau zu sein, geht in die Vollen. Schon auf den ersten Blick sind die Parallelen zwischen diesem und Filmen wie „The Texas Chainsaw Massacre“ unverkennbar. Die Herkunft ist dann auch schnell gefunden. Bartalos war in verschiedenen Position der Filmschöpfung tätig. Als Makeup Assistent verdiente er sich bei Filmen wie „Freitag der 13.“ und „The Texas Chainsaw Massacre 2“ eine goldene Nase. „Skinned Deep“, 2004 entstanden, wirkt daher auch wie eine Zeitreise in die 80er, als schlechter Geschmack und billige Plotlines die Filmwelt beherrschten.
Eine durchschnittliche amerikanische Familie hat eine Autopanne und bittet eine definitiv nicht durchschnittliche amerikanische Familie um Hilfe. Ihr Oberhaupt ist der „Surgeon General“, ein finsteres Monster mit Metallgebiss, daneben gibt es noch „Plates“, einen wahnsinnigen Zwerg, der mit rasiermesserscharfen Tellern wirft, „Brain“, ein eigentlich normaler junger Mann mit einem riesigen Gehirn auf seinen Schultern, einen kopflosen Bodybuilder und eine Großmutter, die nur äußerlich als liebe alte Frau durchgeht. Sogleich macht sich diese Meute über die durchschnittlichen Opfer her und schlachtet sie nieder. Einzig die Tochter überlebt, doch Freude kann nicht wirklich aufkommen – sie soll in der Mutanten-Familie bleiben und die Frau von „Brain“ werden!
Skinned Deep kann sich in erster Linie nicht zwischen bierernster Inszenierung und parodischer Comedy entscheiden. Meine Hoffnung, ein kleines Fünkchen Eigenständigkeit würde sich im Laufe der Zeit entwickeln, bewahrheitete sich leider nicht. Ist ein Teller werfender Gnom, ein Mensch mit einem riesigen Gehirn auf den Schultern und ein Abklatsch dessen, was uns Familie Hewitt im großen Vorbild TCM vermittelt, wirklich lustig? Trotz aller zugedrückter Augen, die mir zur Verfügung standen: Nicht wirklich! Stattdessen folgen wir einer schrecklich einfallslosen Aneinanderreihung üblicher Scherze, die nicht zünden. Diesen Aspekt der Unterhaltung möchte ich diesem Film aber auch gar nicht zusprechen, da nach der Sichtung eher Tränen des Scham fließen.
Dieser Review lag die deutsche DVD des Anbieters Atomik-Films zu Grunde. Die Bildqualität beschränkt auf bewusst schlechtes Home-Made-Niveau. Die Synchronisation des Films ist hingegen allein dem Verleih zuzuschreiben. Und sie ist gnadenlos schlecht. Fans des horizontalen Filmgewerbes dürften jedoch Freude an der porno-mäßigen Vertonung haben. Für die passende Umsetzung konnte man immerhin Dolly Buster und Sibylle Rauch gewinnen, um den Ton so „gefühlsecht“ wie möglich erscheinen zu lassen. Die Extras sind recht bescheiden, was sich im Hauptmenü mit pixeliger Menüführung vor dem Filmstart auch nahtlos fortsetzt.
Und wäre dies nicht schon alles schlimm genug, geben uns die Dialoge den letzten Rest. Gehirnschäden sind praktisch vorprogrammiert. Kleines Beispiel gefällig? Karoline Brandt in ihrer bisher einzigen Rollen als Tina Rockwell zu "Brain", kurz nachdem sie der Abschlachtung, Vierteilung und Aufspießung der eigenen Familie beiwohnen durfte: "Wo sind meine Eltern? Was habt ihr mit ihnen gemacht?". Tut mir leid, doch das ist nicht mehr lustig, sondern einfach nur blöd. Als bekanntestes Gesicht tritt hier nur Warwick Davis in den Vordergrund. Davis ist euch sicher noch als nervtötender Kobold des "Leprechaun" Franchises in Erinnerung geblieben und meistert hier die Rolle seines Lebens. Mit ein wenig Glück und einer großen Silikon-Gehirnmasse auf dem Kopf ist für die Laiendarsteller dort draussen vielleicht auch bald die große Chance gekommen. "Skinned Deep: Freeze my Brain" soll ja schließlich schon in Arbeit sein.
Zu allem Überfluss nervt der Score nach wenigen Minuten gewaltig. Mit letzter Kraft und ewig wummernden Bässen wird hier der klägliche Versuch unternommen, etwas Spannung in den Verlauf zu bringen. Vergeblich, möchte man meinen. Filmfans mit einem Hang zur Selbstverstümmelung sei „Skinned Deep“ wärmstens ans Herz gelegt. Menschen mit einem Hauch Geschmack sollten einen kilometerweiten Bogen um dieses Machwerk in Betracht ziehen.
>> verfasst von Torsten Schrader