Moviebase Fährte des Grauens, Die
Und auf geht’s in den Kampf „Wer macht den besten Krokodilfilm im Jahr 2007?“ Am 21. Juni beginnt das Wettrüsten hierzulande mit „Die Fährte des Grauens“, der eigentlich mal „Primeval“ hieß, davor sogar noch „Gustave“. Überraschenderweise wurde der Streifen von Michael Katleman dieses Jahr in den USA um etliche Monate nach vorne verschoben, um einem direkten Konkurrenzkampf mit „Rogue“ – dem Reptilienhorror von Greg McLean – aus dem Weg zu gehen. Aber was heißt Konkurrenzkampf? Eigentlich steht der Sieger des Krokodilgefechts bereits fest. Und „Die Fährte des Grauens“ wird es definitiv nicht sein…
An einem der abgelegensten Orte der Welt lebt ein Reptil, das 300 Opfer auf dem Gewissen hat und jeden Tag munter weiter mordet. Ein Fernsehteam will das in Südafrika lebende Krokodil einfangen und nach Amerika bringen. Dass dieses Vorhaben nicht einfach vonstatten geht, wird sich schon bald zeigen.
Da hätten sich Touchstone und Buena Vista mal lieber mehr Zeit gelassen und diese in die Entwicklung und ordentliche Ausarbeitung ihres Riesenreptils gesteckt. Nur, um das schnelle Geld zu machen, den Film schnell fertig stellen und dann ins Kino zu treten, funktioniert halt eigentlich nie. Und „Die Fährte des Grauens“ macht da absolut keine Ausnahme. Der Zuschauer plumpst nach Afrika, mitten in eine wissenschaftliche Untersuchung zu ungeklärten Morden. Und wie soll es anders sein, muss dann auch direkt mal eine Forscherin dran glauben. Die Jagd kann beginnen!
Nach diesem mysteriösen Vorfall stellen die abenteuerlustigen Amerikaner ein Reporterteam zusammen, welches das Monsterkrokodil namens „Gustave“ (wieso man ihn nicht Ali Gator genannt hat, ist mir ein Rätsel) lebendig in einem Stahlkäfig einfangen und dann mit nach Hause bringen soll. So machen sich also der Reporter, sein redefreudiger Kameramann, ein Wissenschaftler und natürlich eine schöne Dame auf den Weg ins heiße Afrika. Dort angekommen gibt es erstmal – ganz vorurteilslos – Ausschreitungen am Flughafen, bevor die Expedition ins Ungewisse dann endlich startet. Bis dahin wird es für den geneigten Zuschauer zwar durch fast schon alberne Aussagen und Sprüche des hyperaktiven Kameramanns unterhaltsam und vergnüglich, aber überhaupt nicht spannend, sondern langweilig. Darüber helfen auch die mittelmäßig fotografierten Landschaftsaufnahmen nicht weg. Nachdem dann auch der Deutsche Jürgen Prochnow auftaucht (er spielt einen nach Afrika ausgewanderten Abenteurer, der „Gustave“ töten will), befindet sich die Meute bei einer spirituellen Sitzung des stammeseigenen Medizinmannes. Dieser weist sie unmissverständlich darauf hin, dass alle das finden werden, was sie suchen: Den Tod.
Der Käfig ist postiert, das Warten beginnt. Und tatsächlich: Das Killerkrokodil erscheint. Die zwei riesigen leuchtenden Augen wirken im Dunkeln doch irgendwie seltsam und nach dem Zitat Prochnows „Nicht mal Gewehrkugeln können seinen Panzer durchdringen“ fragt man sich doch, wie sich dann der abgeschossene Peilsender an Gustave so verhaken kann, dass er unserem Team ab sofort über jede seiner Bewegungen Auskunft erteilt. Und schwupps ist das Viech auch schon wieder verschwunden – für lange Zeit. Denn komischerweise zielt „Die Fährte“ gar nicht auf Unterhaltung und Horror durch das Tier, sondern behandelt weitesgehend einen zweiten Handlungsstrang, der dann auch noch eine politisch- und gesellschaftlich-kritische Nachricht rüberbringen möchte. Was in diesem Film aber mächtig in die Hose geht.
Denn wie durch Zufall entdeckt „Und wenn ich dich in meinem Arsch durch den Zoll schmuggeln muss“-Kameramann den brutalen Little Gustave, der aber gar nichts mit dem großen Gustave gemein hat – bis auf unzählige Opfer. Little Gustave ist nämlich Kämpfer im Bürgerkrieg und Anführer einer skrupellosen Truppe, die alles und jeden umbringt, der sich ihnen in den Weg stellt. Hier wird äußerst hart gemetzelt, was wohl auch der Auslöser für die Freigabe ab 18 Jahren war. Würde man den Film ohne diesen Geschichtsstrang betrachten, könnten selbst pubertierende 12jährige einen Ritt auf der Monsterechse wagen. So bringt Little Gustave halt einem nach dem Anderen zur Strecke. Dabei wird dann endlich deutlich, was mit dem Ausdruck „um den Baum wickeln“ gemeint ist. Von Big Gustave fehlt weiterhin jede Spur.
Doch es wäre nicht die Fährte des Grauens, wenn uns diese auch nicht wieder zum Krokodil bringen würde. Nachdem sich das amerikanische Team einig ist, doch eine Reportage über den knallharten Bürgerkrieg zu senden, damit die Leute da draußen mal sehen, was in Afrika wirklich abgeht, klettert das kleine Helferlein Jojo in den doch nicht ganz so stabilen Stahlkäfig und wird zum Köder Gustaves. Und dann, nach fast schon quälenden 70 Minuten, kommt dann mal so etwas wie Action in den Film. Dabei sind Parallelen zu „Jurassic Park“ und „The Host“ (achtet darauf, wie sich Gustave fortbewegt) nicht zu übersehen. Allerdings wirken die Effekte hier überhaupt nicht. Das Krokodil wurde recht nett animiert, bewegt sich aber seltsam vorwärts. Auch eher unwahrscheinlich ist, dass ein normaler Gelände-Jeep ein solches Monstrum mit einem Ruck in den Fluss zurückwerfen kann. Zum Ende werden dann auch noch mal die typischen Klischees ausgepackt, bevor sich einer der Gruppe endlich erbarmt und mit einer Granate im Maul des Panzertiers verschwindet. Doch Gustave kehrt zurück, macht weiter Jagd und sorgt für einen hübsch-brutalen und zugleich komischen Mord. Hier war wohl noch Geld für Special Effects über, weshalb der Kopf des farbigen Protagonisten von Gustaves Beißerchen wie ein Eiterpickel zerquetscht wird. Wunderbar. Von wegen.
„Die Fährte des Grauens“ ist ein belangloses Filmchen, das krampfhaft versucht, eine ernste Nachricht zu vermitteln, wenn das mit dem Horror und der unausgereiften Story schon nicht hinhaut. Die Amerikaner feiern sich am Ende als Konfliktlöser im Bürgerkrieg einmal mehr selbst und wir hoffen nicht, dass auf Grund des unbefriedigenden Schlusses ein zweiter Teil nachgeschoben wird. „Die Fährte des Grauens“ – ein Kinoabend des Grauens.
>> verfasst von Janosch Leuffen