Moviebase Bubba Ho-Tep
Der King lebt. Jedoch nicht im Kühlregal als kümmerliches Würstchen mit Tomatenketchup, auch wird mit diesem Spruch nicht der neue Fleischberg von Burger King präsentiert, sondern folgen dieses mal den Worten klare Taten. Der King lebt, und wie! Don Coscarelli (Phantasm) schuf mit Bubba Ho-Tep einen Film, der zwar nur einen Bruchteil des Bekanntheitsgrades Elvis Presleys besitzt, jedoch wegen seiner Machart bunter vom Bildschirm flimmert als die neue Werbung für den vor Fett triefenden Whopper!
Elvis Presley und John F. Kennedy, beide ordentlich gealtert, wollen im Altersheim ihre wohlverdiente Ruhe genießen und begeben sich deswegen in den Kampf mit einer Mumie, welche auf dem besten Wege ist, dass entspannte Flair dort zu stören.
Erzähl mir einer diese knappe Geschichte im Vollrausch und ich weiß mit Sicherheit, dass mein Gegenüber noch mindestens zwei Mai Tais mehr hatte als ich selbst. Doch weit gefehlt, denn dieser Film beschreibt tatsächlich diese hanebüchene Story und tut das mit solch einer selbstbewussten Ernsthaftigkeit, dass ich zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd an die viereckige Stopptaste meiner Fernbedienung dachte.
Coscarelli ist dem Horrorfan nicht unbekannt, doch solch eine vermeintliche Schnapsidee muss man sich trotzdem nicht antun – spätestens bei der Darstellerauflistung wird eine Sichtung dann aber zum absoluten Pflichtprogramm. Steht doch da tatsächlich Bruce Campbell dabei, den meisten besser bekannt als chaotischer Ash aus Sam Raimis Kultfilm „Evil Dead“. Campbell, seines Zeichens eine Ikone im Horrorfilm, verkörpert hier den gealterten Elvis Presley der aufgrund eines durch einen Unfall resultierenden Hüftschadens und anschließendem Koma sein doch etwas gebrochenes Dasein im Altersheim pflegt. Umgeben von einem Plastikspielzeug schwingenden Pistolero, einer gewitzten Krankenschwester, einer diebischen Omi und dem leicht retardierten Jack (Ossie Davis), der sich für den „eingeschwärzten“ John F. Kennedy hält.
Der King ist alt und auf Gehhilfen angewiesen, nur noch die buschigen Koteletten und die verspiegelte Brille erinnern an den einst hüftschwingenden Rock’n’Roll Helden, doch graues Haar und Rettungsringe hin oder her, Campbell verleiht dem King solch eine unverschämte Lässigkeit, dass selbst dem letzten Kritiker keine Zweifel mehr über die Existenz von Presley bleiben.
Mindestens so viele Zutaten wie der echte Presley auf seine Sandwiches klatschte, verwendete auch Coscarelli in dieser Edel-Trash Groteske, welche Drama, Horror, Fantasy und Komödie mischt, als gäbe es kein morgen. Klar ist Bubba Ho-Tep aus dem Jahre 2002 nicht die neue Horrorreferenz, doch war das auch nie die Absicht des Regisseurs, welcher nämlich hiermit einen ungemein lässigen und verdammt kurzweiligen Streifen schuf, der sich gewaschen hat. Göttlicher Humor durch einen stets die Handlung begleitenden inneren Monolog Campbells alias Elvis und höchstköstlichen Dialogen zwischen Tag-Team Elvis und Jack, oder sollte ich besser Mr. Kennedy sagen !? Warum Team, genau das fehlt ja noch, denn das sympathische Altersheimdasein wird ja von einer von seinen staubigen Verwandten erwachten Mumie gestört, welche für ihr eigenes Überleben die Seelen der Rentner auf äußerst delikate Art und Weise aussaugt. Doch in der Gegenwart des Präsidenten und des King of Rock’n’Roll werden keine Seelen geklaut und schon gar nicht von den netten Kollegen aus dem Altersheim, darum beschließen Jack und Elvis auch kurzerhand, sich dem untoten Seelendieb zu stellen und klar zu machen, wessen Hüften in eleganteren Kreisen schwingen.
Gott, welch eine wunderbare Idee, die aber keinesfalls abgedreht und übertrieben wirkt, sondern absolut selbstverständlich und real. Zum Wegschmeißen, wenn doch da glatt ein humpelnder Elvis Presley und der im Rollstuhl rasende Jack, der sich für Kennedy hält, über das Leben philosophieren, witzeln und ganz nebenbei noch einer Mumie den Garaus machen. Solch einen lockerflockigen, vor Coolness strotzenden und absolut befreiten kleinen großen Film hat man schon lange nicht mehr gesehen, was seine Zelebrierung in kleinen eingeschworenen Kreisen definitiv rechtfertigt. Dies liegt natürlich auch zu großem Teil an Bruce Campbell, dem man diese Rolle einfacher abkauft als dem Bäcker die Semmeln. Scherze, die einem mehr als nur eine handvoll Lacher entlocken, schüttelt Campbell hier als Elvis mit einer wundervollen Unbeschwertheit heraus, so dass die knapp 90 Minuten des Films schneller vergehen als man gedacht hätte. Hier gibt es keine nervigen Längen, Hollywoodbombast, aufdringliche Gezwungenheit, nur pure Coolness und Lockerheit, wie man sie in so vielen Filmen vermisst und großartige, absolut reale Charaktere – mögen sie objektiv betrachtet auch noch so abgedreht, verrückt, komisch oder skurril sein.
Der King war unter anderem großer Burgerliebhaber, und wäre dieser Film eine neuer Burger, so wäre dieser das schmackhafteste und nahrhafteste Produkt seit der Einführung von gebratenem Hackfleisch in der Fast-Food Industrie. Kurz gesagt: Bubba Ho-Tep feiert sich selbst auf so tolle und lockere Art, dass er auch nicht zuletzt wegen Bruce Campbell zu einem kurzweiligen Hochgenuss auffährt, der ohne Klischees, dafür aber mit einer Menge Sympathie, bissiger Komik und Liebenswürdigkeit avanciert. Skurille Monstermär situiert im Altenheim – über das phantasievolle Konzept oder kleine Logikfehler braucht man bei diesem Film natürlich nicht diskutieren. Ansehen und amüsieren ist die Devise. Don’t forget, never fuck with the King!
>> geschrieben von Benjamin Johann