Uwe Boll - ohne Zweifel eine Klasse für sich. Sein zweites US-Projekt, der Psychothriller Blackwoods, für den er das Drehbuch zusammen mit Robert Dean Klein schrieb, flimmerte im Jahre 2002 erstmals über die Leinwände der Kinos. Weit besser hätte sich dieses Werk jedoch als Weltpremiere auf einem Privatsender gemacht.
Von der Grundidee her lässt der Film durchaus positive Ansätze erkennen, kann seinen übermächtigen Vorbildern jedoch nicht annähernd das Wasser reichen. Das größte Problem ist, dass Uwe Boll weder vermag eine interessante Geschichte zu erzählen, noch aufregende Bilder auf die Leinwand zu zaubern. Auch was die Dialoge betrifft tut man sich auf der Suche nach Pluspunkten äußerst schwer. Zudem fangen die immer wiederkehrenden Rückblenden in Matts Vergangenheit - stets im Handycam-Look mit blauem Farbfilter - schnell an, an den Nerven zu zerren. Spärlich gesäte Schockmomente beschränken sich auf unerwartet auftauchende Darsteller und auch der Action- und Gewaltfan kommt keinesfalls auf seine Kosten. Spannung stellt sich - wenn überhaupt - nur kurz ein, bevor sie im Nichts verpufft. Den letzten Zahn zieht dem Psychothriller dann der Plottwist gegen Ende. Was Fight Club gekonnt vormacht, wird hier buchstäblich zum Griff ins Klo.
Ein paar wohltuende Momente bietet Blackwoods aber dennoch. Zu Beginn der privaten Gerichtsverhandlung gelingt es Uwe Boll beispielsweise, eine düstere, bedrohliche Atmosphäre zu erzeugen, doch auch hier fehlt leider das notwenige Fünkchen Kreativität, um die Sache interessant zuende zu bringen. Ebenso erwähnenswert ist der Unfallrückblick kurz vor Ende: Matt rutscht mit seinem Wagen auf Molly zu. Der kurze Blickkontakt, der vor dem unabwendbaren Zusammenstoß zwischen den Beiden entsteht, ist eindrucksvoll festgehalten. Der Aufprall des Kopfes gegen die Scheibe hingegen wirkt durch ihre leichte Vorwärtsbewegung leider so, als hätte sie es nicht anders gewollt.
Schauspielerisch wird nicht viel verlangt, die Charaktere sind blass und uninteressant angelegt. Patrick Muldoon, Keegan Conor Tracy und Michael Paré spielen ihre Rollen routiniert, können für ihre Darbietung aber keinen Oscar erwarten. Positiv zu erwähnen sind Clint Howard, der den herrlich schrägen Angestellten des Yellow Rose Motels spielt, sowie Matthew Walker, der authentisch das rachsüchtige Oberhaupt der Familie Franklin darstellt.
Alles in allem hätte Blackwoods durchaus einen soliden Psychothriller abgeben können, doch Uwe Boll und Co-Autor Robert Dean Klein gelingt es nicht, aus der soliden Grundidee einen spannenden Film zu machen. Für einen Boll-Streifen ist das Ergebnis zwar bemerkenswert, aber für einen Film, für den man Geld zahlen soll, ist das Resultat unbefriedigend.
Muss ein solches Werk in die Kinos kommen? Gewiss nicht!
>> geschrieben von Gunter Schneider